Umbau zur Bibliothek La B!B in Dünkirchen

Bunte Leselandschaft im einstigen Museum

Die französische Hafenstadt Dünkirchen, nur wenige Kilometer südlich der belgischen Grenze an der Kanalküste gelegen, wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand im Herzen der Stadt, vis-à-vis des Theaters, das Kunstmuseum. Jahrzehntelang als Ausstellungsgebäude genutzt, wurde der monumentale Bau schließlich durch das Büro d’Houndt + Bajart umgebaut und als Multimediabibliothek La B!B de Dunkerque wiedereröffnet.

Der Museumsbau stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Geplant wurde der Umbau durch das Büro D'Houndt + Bajart aus Tourcoing.
Zuvor weitgehend geschlossen, wurden im Zuge der Adaptierung zahlreiche Öffnungen in das Volumen geschnitten.

Für die Öffentlichkeit geöffnet

Die deutlichste Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes stellen die neu geschaffenen Öffnungen dar; als auratischer Kunsttempel hinter seiner weißen Marmorfassade weitgehend fensterlos, bietet der Bau nun Ein- und Ausblicke nach allen Seiten. Während dabei verschiedene Zubauten, in den vergangenen fünfzig Jahren entstanden, entfernt wurden, um die klare Geometrie des Baukörpers wiederherzustellen, ist im Osten des Gebäudes eine Terrasse als Außenbereich der Caféteria angelegt worden. Anstelle des früheren Zugangs, der von Westen über einen festlichen Portikus erfolgte, der mit seinem pagodenartigen Dach an die Architektur Oscar Niemeyers denken lässt, schufen die Architektinnen und Architekten aus Tourcoing ein neues Foyer auf der Nordseite, das den Bau ungleich einladender wirken lässt.

Terrassierte Medienlandschaft

Entsprechend dem Wunsch der künftigen Nutzer nach einer Bibliothek, die sich durch informelle Alltäglichkeit auszeichnet, findet man sich nach Betreten des Gebäudes sogleich im Café wieder. Dort nimmt eine terrassierte Leselandschaft ihren Ausgang, die gen Süden zum ersten Geschoss ansteigt. Assoziationen an die von den Architekten genannte Referenz, namentlich vietnamesische Reisfelder, werden auch durch die Farbgebung begünstigt: Gleich den Höhenlinien einer topographischen Karte ist der Teppichboden in verschiedene Grüntöne eingefärbt. Der Verlauf kulminiert schließlich in einem milden Rosa, das an den steinernen Belag städtischer Plätze erinnern soll. Nicht allein Metaphorik, entspricht die Farbegstaltung auch dem Ansinnen, statt einer Abfolge typisierter Arbeitsbereiche eine Vielzahl spezifischer Orte zu schaffen.

Gegliedert, nicht getrennt

Bei dem Umbau gelingt das größtenteils ohne massive Wände. In erster Linie durch die neu entstandene Binnenlandschaft im Zentrum gegliedert, wird der Innenraum überwiegend durch das Mobiliar sowie durch Vorhänge und Glaswände strukturiert. Die bedeutendste Ausnahme stellt das unter der terrassierten Innenraumlandschaft gelegene Auditorium dar, das – konstrastierend mit der weißen Marmorfassade, die seit dem Umbau wieder in altem Glenz erstrahlt – ganz in dunklen Farbtönen gehalten ist. Ein besonderer Raum tut sich zudem auch im vormaligen Eingangsbereich auf: Anstelle der einstigen porte cochère findet sich nun, ringsum verglast, ein Pavillon mit zwei opulenten Sofas, die zum Musikgenuss einladen.

Licht für alle Lesenslagen

Auch wenn die neugeschaffenen Fensteröffnungen die Bibliothek zumindest tagsüber mit natürlichem Licht versorgen, kommt La B!B nicht ohne künstliches Licht aus. Abgesehen von den zylindrischen Deckenleuchten finden sich die Arbeitsplätze daher mit sphärischen Tischlampen ausgestattet. An den Lesetischen, die die terrassierte Innenraumlanschaft im Obergeschoss säumen, tragen zudem umlaufende LED-Schläuche, die in die Sockelleisten wie auch in die Brüstungen integriert sind, zur Atmosphäre bei. -ar

Bautafel

Architektur: d’Houndt + Bajart, Tourcoing
Projektbeteiligte: Atlante Ingenierie, Lille (Ingenieurplanung); Vanoosthuyse, Lille (Kostenplanung); Acapella , Lille (Akustikplanung)
Bauherrschaft: Ville de Dunkerque
Standort: Place du Général de Gaulle, 59140 Dunkerque, Frankreich
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Maxime Delvaux, Brüssel; Philippe Braquenier, Brüssel

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