Umbau eines Bürogebäudes in Hamburg

Sicherheit durch Brandschutzputz

Dass auf dem Grundstück neben dem Hamburger Hauptbahnhof, vis-à-vis der Kunsthalle, einstmals eine private Lehranstalt für Knaben stand, bezeugt allein noch der Name des Verwaltungsbaus, der die Parzelle heute einnimmt. Benannt nach auf den vormaligen Schuldirektor Theodor August Bieber, beherbergte das Bieberhaus bis vor kurzem unter anderem das Finanzamt, eine Anlaufstelle für Geflüchtete sowie eine Einrichtung für Jugendliche, die auf der Straße leben. Nach der umfassenden Sanierung durch das Hamburger Büro DFZ Architekten bietet das Gebäude heute exklusive Gewerbeflächen.

Zuvor durch diverse öffentliche Einrichtungen, unter anderem der Sozialfürsorge, genutzt, beherbergen die Obergeschosse nun Gewerbeflächen.
Eine neue Fassade zum Innenhof versorgt die Büroräume mit Licht und Luft.
Auch das Dachgeschoss, zuvor als Archiv genutzt, wurde ausgebaut.

Im ausgehenden Kaiserreich, nur wenige Jahre nach der Errichtung des neuen Hauptbahnhofs, war das Gebäude nach Plänen von Johann Gottlieb Rambatz und Wilhelm Jollasse entstanden. Dabei täuscht die ornamentierte Fassade mit ihren athletischen Atlanten darüber hinweg, dass sich hinter der Kunstsandsteinhülle eine moderne Eisenbetonkonstruktion verbirgt. Die Möglichkeiten, die diese Struktur zur Adaptierung bietet, wurden bereits beim Einzug des Ohnesorg-Theaters unter Beweis gestellt, das seit 2011 einen ebenfalls nach Plänen von DFZ gestalteten Saal im Bieberhaus als Aufführungsstätte nutzt.

Büros auf sieben Geschossen

Im zweiten Bauabschnitt schließlich wurde der denkmalgeschützte Verwaltungsbau weitgehend entkernt und anschließend saniert. Bei laufendem Theaterbetrieb und fortgeführter Geschäftsnutzung sind in diesem Zuge Büro- und Gewerbeflächen auf sieben Geschossen entstanden. Dabei wurde auch das Dachgeschoss, das vormals als Archiv diente, konstruktiv wie energetisch ertüchtigt und mit einer neuen Erschließung versehen. Neben den Fenstern im Mansarddach ist es die Neugestaltung der hofseitigen Fassaden, die dafür sorgt, dass die obersten Geschosse mit Licht und Luft versorgt werden.

Sicherheit durch Brandschutzputz

Zugleich galt es, für zeitgemäßen Brandschutz zu sorgen, ohne den Denkmalcharakter zu beeinträchtigen. Betondecken, Unterzüge und Stahltragwerk wurden dazu mit einem rein mineralischen Brandschutzputz überzogen. Auf einer Fläche von mehr als 5.000 Quadratmetern soll der Putz eine übermäßge Erhitzung der Bauteile im Brandfall verhindern, sodass deren Tragfähigkeit auch im Notfall sichergestellt wird. Um die erforderliche Mindestraumhöhe einhalten zu können, wurden der Brandschutzputz nicht, wie sonst üblich, auf eine Unterkonstruktion, sondern nach Absprache mit dem Denkmalamt direkt auf die Bauteile aufgebracht – zugleich bediente man sich dort, wo eine besondere Oberflächenanmutung gewünscht war, einer zusätzlichen Feinspachtelschicht. Dabei genügt ein Brandschutzputzauftrag von 10 mm Stärke, um eine Widerstandsfähigkeit zu erreichen, die einer Betondeckung von 37 mm Tiefe entspricht. –ar

Bautafel

Architektur: DFZ Architekten, Hamburg
Projektbeteiligte: 
Wetzel & von Seht, Hamburg (Tragwerksplanung und Bauphysik); PI Petersen-Ingenieure, Flensburg (Gebäudetechnik); Akustikberatung Jacobi, Hamburg (Akustikplanung); Ingenieurbüro T. Wackermann, Hamburg (Brandschutz); Franken Maxit Mauermörtel, Kasendorf (Brandschutzputz)
Bauherrschaft:
alstria office REIT-AG, Hamburg
Fertigstellung:
2019
Standort:
Heidi-Kabel-Platz, 20999 Hamburg
Bildnachweis:
bloomimages, Hamburg/Berlin; Hagen Stier, Hamburg

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