Umbau der Galilei- und Liebmann-Schule in Berlin

Akustisch wirksame "Wasserwelt"

Schulräume aus den 80er Jahren zu sanieren, ist zunächst nichts Ungewöhnliches - sie in eine Wasserwelt zu verwandeln, allerdings schon. Noch dazu mit Projektbeteiligten, die mit dem Bauen wenig vertraut sind. Der Schulumbau der Galilei- und der Liebmann-Schule in Berlin-Kreuzberg, die ein Gebäude gemeinsam nutzen, das im Rahmen der IBA 1984/87 entstand, war dennoch erfolgreich. Die schlechte Akustik in den Fluren und Treppenhäusern hatte zu einer erheblichen Lärmbelastung für Schüler und Lehrende geführt. Wesentliches Ziel des Umbaus war neben einer akustischen Sanierung die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Fluren sowie die Schaffung zusätzlicher Lernzonen.

Jedes Geschoss entspricht einem Leitmotiv - das Erdgeschoss wird mit Grüntönen zur "Tiefsee"
Als zusätzliche gemeinschaftliche Bereiche dienen die "Lerninseln"
Blaue Farbtöne dominieren im zweiten Obergeschoss, der "Wasseroberfläche"

Diese Aufgabe übernahmen die Baupiloten, eine Kooperation von erfahrenen Architekten, Lehrenden und Studierenden der TU Berlin. Schülerinnen und Schüler arbeiteten an der Entwurfsidee mit und entwickelten eine Wasserwelt, die die bislang eher tristen Flure beleben sollte. In gemeinsamen Workshops entstanden die Grundthemen für die drei Etagen des Gebäudes: Eine Tiefsee mit Grüntönen im Erdgeschoss, ein Riff mit Rottönen im ersten und schließlich die Wasseroberfläche mit Blautönen im zweiten Obergeschoss. Die Kinder bastelten und malten entsprechende Motive, die die Studierenden grafisch umsetzten und in einen übergeordneten Zusammenhang übertrugen. Im Anschluss an die akustischen Sanierungsmaßnahmen wurden die Wände in bunten Farbtönen gestrichen und die Grafiken als wichtige Gestaltungselemente integriert.

Neben der gestalterischen Ausarbeitung wurden zusätzliche Ruhenischen in den Fluren geschaffen sowie für jede Etage als Gemeinschaftsbereich eine sogenannte Lerninsel, die ergänzend zu den Klassenräumen genutzt werden kann. 

Akustik
Die akustische Sanierung basiert größtenteils auf gelochten Gipskartonkonstruktionen in verschiedenen Ausführungen. In den zwei Meter breiten Fluren wurde die bestehende Beplankung der abgehängten Decken entfernt. Dann wurden eine Metall-Unterkonstruktion und eine Mineralfaserdämmung in der Stärke von 50 mm ergänzt und schließlich die Gipskartonplatten montiert. Diese sind rückseitig mit weißem Vlies kaschiert und weisen eine Rundlochung von 8/18 mm auf.

Vor dem Umbau gliederten zwei Meter lange Nischen in regelmäßigen Abständen die Wände in den Fluren. Darin befanden sich 30 cm tiefe Sitzbänke, die u. a. die Heizkörper verdeckten. Aus diesen einfachen Bänken wurden mithilfe von Seitenwangen Ruhenischen mit Rückzugsmöglichkeit. Eine zusätzliche Vorsatzschale an der Wand besteht ebenso wie die seitlichen Wangen aus innen gelochten Gipskartonplatten. Auch die so genannten Lerninseln in jeder Etage sind mit akustisch wirksamen Vorsatzschalen aus Gipskarton beplankt, die die Tischlerkonstruktion und eine 50 mm starke Mineralfaserdämmung überdecken.

Ebenso gedämmt und mit Vorsatzschalen versehen wurden die Wände im Treppenhaus. Im Treppenauge hängt der Wasserfall, ein abgehängtes Textilgewebe, welches alle drei Geschosse optisch miteinander verbindet. Dafür wurden 50 mm Mineralfaserdämmung in einen Schlauch aus Metallgitter gehüllt, über dem wiederum ein textiler Schlauch aus nichtbrennbarem Glasfasergewebe liegt. Die Schüler können am silbrig reflektierenden Gewebe mit Draht kleine Basteleien befestigen. Der "Wasserfall" dient so nicht allein der akustischen Sanierung, sondern lässt die Kinder langfristig an der Schulgestaltung partizipieren. -ap

Bautafel

Architekten: Gino Valle, Udine/I (Kernbau); Die Baupiloten, Berlin (Umbau)
Projektbeteiligte: Schüler der Galilei- und Liebmann-Schule, Berlin (Entwurfsbeteiligung); Ingenieurbüro Moll, Berlin (Beratung Akustik); Studio C, Berlin (Statik)
Bauherr: Stattbau Berlin - Stadtentwicklungsgesellschaft
Fertigstellung: Dezember 2008
Standort: Friedrichstraße 13, 10969 Berlin
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin (1-6); Die Baupiloten, Berlin (Bild 7-16)

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