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Im Rahmen eines Forschungsvorhabens der ETH Zürich wurde 2012 unter der Leitung von Annette Spiro die Ausstellung Über Putz konzipiert. Ergänzend entstand das gleichnamige Buch, um die weit verbreiteten Wissensdefizite aufzufüllen, die in der Einleitung festgestellt werden: „Die meisten Architekten werden mit dem Thema Putz erst in der Praxis konfrontiert, denn der Baustoff Putz ist kein Schulstoff“. Der langen Vernachlässigung eines elementaren Baustoffs traten Annette Spiro und ihr Team an der Professur für Architektur und Konstruktion mit einer fundierten Arbeit entgegen. Der Erfolg der Publikation hält auch fast zehn Jahre später noch an: 2021 erschien bereits die sechste, aktualisierte und umfassend erweiterte Auflage.

Schon das geprägte Papier des Einbands verrät, dass dieses Werk kein trockenes Lehrbuch ist. Stattdessen werden auch die haptischen Qualitäten von Putz und die Lust an seiner Gestaltung in den Fokus gerückt. Nach dem Durchblättern der 380 ansprechend gestalteten Seiten möchte man die Gebäudehülle nicht länger der Baustoffindustrie mit ihren fertigen Systemen überlassen, sondern vielmehr selbst „Oberflächen entwickeln und realisieren“. Die jüngste Auflage widmet sich auch den Entwicklungen seit der Erstausgabe, von veränderten Anforderungen, der Wiederentdeckung alter Techniken bis hin zu neuen Putzanwendungen. Drei von ihnen wurden ausgewählt und werden näher betrachtet.

Aus dem Inhalt:

• Von Schweineborsten und Muschelsand
• Verputztechniken und Putzoberflächen
• Einschalige Wandkonstruktionen
• Verputzte Außenwärmedämmungen
• Zweischalige Wandkonstruktionen
• Hinterlüftete Wandkonstruktionen
• Digitale Putztechniken
• Zehn Rezepturen

In den vier Kapiteln zu gängigen Wandkonstruktionen wird jede Putztechnik detailliert beschrieben, anschließend zeigen gelungene Praxisbeispiele das Spektrum möglicher Oberflächengestaltung. Die Projekte, aktuelle Bauten in der Schweiz und Deutschland, sind ausführlich mit Fotos und einheitlichen Zeichnungen vom Lageplan bis zu Fassadenschnitten im Maßstab 1:20 dokumentiert. Neben einer allgemeinen Erläuterung der Gebäude wird der Aufbau der Außenwände präzise beschrieben, inklusive U-Wert und Erstellungskosten.

Interviews mit Architekturschaffenden, in denen auch Schwierigkeiten mit Materialien, Kosten und ausführenden Firmen nicht unerwähnt bleiben, runden die Darstellung ab. Zwischen den Projektberichten sind Exkurse eingestreut, die sich etwa mit der Geschichte und Technik der Rauputze, dem Zusammenspiel von Putz und Farbe oder dem traditionellen Sgraffito-Putz im Engadin beschäftigen.

Das letzte Kapitel enthält handfeste Rezepte. Hier erfahren die Lesenden in Wort und Bild alles über Kalkputz, vom Brennen und Einsumpfen des Kalks bis zu Auftrag und Unterhalt des Putzes. Außerdem werden experimentelle Putz-Rezepturen vorgestellt, die Studierende der ETH Zürich in einem Seminar entwickelt haben. In der hinteren Umschlagklappe sind die verschiedenen Putztechniken in einer ebenfalls überarbeiteten Tafel zu finden. Das Buch Über Putz ist ein Standardwerk, das in keiner Architekturbibliothek fehlen sollte. -pn

Fachwissen zum Thema

Surftipps

• https://verlag.gta.arch.ethz.ch/publikationen/ueber-putz-oberflaechen-entwickeln-und-realisieren