Tula House auf Quadra Island

Über den Felsen auskragende Stahlrahmenkonstruktion

Der zerklüfteten kanadischen Westküste sind zahlreiche Inseln vorgelagert; eine besonders große ist Vancouver Island. Sie erstreckt sich vor der gleichnamigen Stadt unweit der Grenze zu den USA. Durch die Meerenge Discovery Passage davon getrennt ist das äußerst spärlich besiedelte Quadra Island. Dort errichteten Patkau Architekten aus Vancouver ein spektakuläres Wohnhaus: In 44 Metern Höhe thront es auf einem Felsen über dem Wasser. Die Geländetopografie ist mit Vor- und Rücksprüngen, Wäldern und steinigen Stränden äußerst unregelmäßig. Und so umfasst die Aussicht des Gebäudes das bergige Festland der Provinz British Columbia über die Seitenarme des pazifischen Ozeans bis zu den Nachbarinseln. Zum Blickfeld gehören zudem kanadische Ahorn- und Douglasienwälder sowie wild durcheinandergewürfeltes, durch Sturm und Gezeiten angespültes Strandgut.

Die Räume fassen einen nach Südwesten offenen Hof
Der Baukörper hoch über dem Meer
Das begrünte Flachdach mit den schmalen Oberlichtern fügt sich beinahe nahtlos in die Landschaft

Natürlich ist es der Standort direkt an der Kante zum Meer, der eine solche Aussicht ermöglicht. Doch auch die Konstruktion trägt dazu bei: Aufgeständert auf massive Stahlbetonstützen, wird das Gebäude durch eine auskragende Stahlkonstruktion über die Bucht hinaus verlängert, sodass der Baukörper quasi hoch über dem Meer schwebt. Der Grundriss ist ähnlich gegliedert und zerklüftet wie die umgebende Felslandschaft, sodass sich zwischen Landschaft und Gebäude ein interessantes Wechselspiel ergibt. Analog zu bizarren Felsformationen und angeschwemmten Hölzern lässt der Grundriss an einen Mikado-Wurf denken: In stumpfen und spitzen Winkeln sind die Räume untereinander verkettet und fassen etwa u-förmig einen nach Südwesten offenen Hof. Rechtwinklig sind allein die Trennwände zwischen Schlaf- und Sanitärräumen.

Der Innenhof mit einem großen Wasserbecken und Betonplatten zur Wegeführung dient als Eingangszone. Nördlich sind die Schlafzimmer aufgereiht, östlich ragt der weitläufige Wohn- und Essraum mit spitzwinkeligen Balkonen über den Steilhang hinaus. Den südlichen Abschluss bildet die Küche. Immer wieder bezieht sich das Gebäude aus Beton, Stahl und Glas auf die umgebende Natur. Das Wohnzimmer öffnet sich über raumhohe Verglasungen zum Innenhof ebenso wie zur Küste gen Norden, Osten und Süden. Wände aus Sichtbeton im Wechsel mit begrünten Wänden sollen die Schroffheit der Felsen und den kanadischen Wald nach innen führen. Glasplatten im Fußboden im Bereich der Auskragung eröffnen Durchsicht nach unten; Lichtbänder im Flachdach stellen die Beziehung nach oben her. Im Innenhof sammelt sich ein bestehender Wasserlauf vorübergehend, um dann weiterzufließen. Die Fassadenbekleidung aus dunklen Faserzementplatten lässt das Gebäude optisch in der Tiefe des Waldes verschwinden.

Flachdach
Das mehrteilige Flachdach ist eine Stahlrahmenkonstruktion. Es ist harmonisch in die umgebende Natur eingefügt: Zum einen durch eine Begrünung mit einheimischen Moosen und Bodendeckern, die den Übergang zum Waldboden beinahe nahtlos erscheinen lassen. Zum anderen durch die gezackten Umrisse als Ergebnis verschiedener Sichtbezüge. Die Dachaufsicht gleicht der Grundplatte, sodass der Wohnraum vom Wasser aus gesehen zwischen horizontalen Scheiben eingespannt liegt. Die Bodenplatte aus Beton endet an der Felskante – im Bereich der Auskragung sind Boden und Dach als Stahlkonstruktion ausgeführt. In die Dachfläche integriert sind schmale, lange Verglasungen, die das Wohnhaus zum Himmel öffnen und Tageslicht tief ins Gebäude hineinführen. Ihre großen Spannweiten ließen sich durch eine verdeckt angeordnete Stahlrahmenkonstruktion umsetzen. Das Flachdach ist hoch wärmegedämmt und mit einer 2-lagigen Bitumenabdichtung versehen. Die Attika ist umlaufend auf gleicher Höhe ebenso wie die Fassade mit dunklen Faserzementplatten verkleidet.

Bautafel

Architekten: Patkau Architects, Vancouver, Kanada
Projektbeteiligte: Peterson Galloway, Victoria (Tragwerksplanung); Hirschfield Williams Timmins, Victoria (Technische Gebäudeausrüstung); J Toelle Construction, Quadra Island (Bauunternehmen); Guy Holmes, Egmont (Bauleitung)
Bauherr: Eric Peterson and Christina Munck
Fertigstellung: 2012
Standort: Quadra Island, British Columbia, Kanada
Bildnachweis: James Dow, Fort Collins; Patkau Architects, Vancouver

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