Tonmeisterstudio in Detmold

Aufgestockter Leichtbau mit hervorragender Akustik

Das Detmolder Erich-Thienhaus-Institut ist eine von zwei Ausbildungsstätten für Tonmeister in Deutschland. Es gehört zu der renommierten Hochschule für Musik, deren Campus im und am Palaisgarten der ehemaligen Residenzstadt liegt. Die letzte räumliche Erweiterung der Schule, ein Konzertsaal für Chor und Orchester, erfolgte Ende der Sechziger Jahre im westlichen Teil des Parks und ist heute als "Neue Aula" bekannt. Etwa 600 Leute fasst der Saal, der in einem monolithischen Baukörper mit einer Fassade aus schwarzem Schiefer untergebracht ist. Zur Zeit erfolgt eine interne Modernisierung nach neuesten akustischen Erkenntnissen, die Wiedereröffnung als Konzerthaus Detmold ist im Mai 2009 geplant.

Unten das klar gerasterte Bestandsgebäude, oben die Aufstockung mit Streckmetallfassade
Störgeräusche gelangen nicht durch die großzügigen Verglasungen der Fensterbänder
Die Aufstockung bietet Platz für neue Seminar-, Arbeits- und Büroräume

Neben dem Konzertsaal befindet sich das Tonmeisterinstitut in einem eingeschossigen Bestandsbau mit klar gerasterter Fassade aus dem Jahr 1969. Im Erd- und Untergeschoss sind zwei Aufnahmestudios, sechs Regieräume, ein Hallraum, sowie ein Vorlesungs- nebst kleinem Seminarraum untergebracht. Um den ständig wachsenden Ansprüchen an Technik und Akustik gerecht zu werden und um das Raumangebot zu erweitern, wurde es nach einem Entwurf der Architekten Habermann Stock Decker aus Lemgo aufgestockt.

In dem Erweiterungsbau befinden sich weitere Seminar-, Aufnahme- und Büroräume. In seinen Umrissen ähnelt er dem Basisgebäude, die Erscheinung der Fassade dagegen schafft bereits durch ihre dunkle Farbe einen Bezug zum benachbarten Konzerthaus. Grobmaschiges Streckmetall umhüllt den neuen Baukörper. Die Strukturierung nimmt formalen Bezug zur Schieferfassade der Neuen Aula, erinnert aber auch an die Schutzabdeckung eines Mikrofons und erhält dadurch einen symbolischen Charakter.

Akustik
Aus statischen Gründen musste die Aufstockung auf dem Dach komplett in Leichtbauweise erstellt werden. Das stellte für die Architekten eine große Herausforderung dar, waren doch gleichzeitig besondere akustische Vorgaben zu erfüllen. So musste beispielsweise sichergestellt sein, dass bei geschlossenen Fenstern keinerlei Störgeräusche von außen ins Innere dringen.

Das primäre Tragwerk der Aufstockung besteht aus einer schwarz lackierten Stahlrahmenkonstruktion. Daran ist das Streckmetall mit einer Anschlusslasche verbunden. Schwingungen werden von unterlegten Moosgummistreifen gedämpft. Sämtliche Außen- und Innenwände wurden im Trockenbau erstellt und bestehen aus einer Abfolge von unterschiedlichen Gips- und Holzfaserplatten.

Den Bezug zum Außenraum stellen großflächige Fensterbänder mit hochwertigen Verglasungen her. Bei der Festverglasung beispielsweise beträgt der Prüfwert im eingebauten Zustand 47 Dezibel. Insgesamt wird ein Schalldämm-Maß von 57 Dezibel erreicht. Der quadratische Haupt-Seminarraum für Aufnahmen und Hörproben erreicht mit seinen akustischen Werten eine internationale Sonderstellung. So verwundert es nicht, dass es unter den in Detmold ausgebildeten Tonmeistern bereits Grammy-Gewinner gibt und namhafte Hersteller den Raum für Testzwecke nutzen.

Bautafel

Architekten: Habermann Stock Decker Architekten, Lemgo
Projektbeteiligte: IB Lange, Detmold (Tragwerksplanung); IB Schmitz, Detmold (Haustechnik HLS); ehemals IB Beckenbauer, Sennestadt (Bau- und Raumakustik); Musikelektronik Geithain (Akustikplanung Seminarraum); Sorst Streckmetall, Hannover (Streckmetallfassade); Armstrong Building Products, Münster (Mineralfaserrasterdecke)
Bauherr: BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Detmold
Fertigstellung: November 2006
Standort: Neustadt 22, 32756 Detmold
Bildnachweis: Habermann Stock Decker Architekten

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