Terrassenhaus Bremer Stadtmusikanten in Wien

Sozialer Wohnbau der Sonderklasse

Fünf verschiedene, zumeist zweigeschossige Wohnungstypen mit differenzierten Freibereichen vereint das Terrassenhaus Die Bremer Stadtmusikanten im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Wie bei Esel, Hund, Katze und Hahn im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm sind die unterschiedlich großen Wohnungen übereinander gestapelt. Artec Architekten aus Wien realisierten den raffiniert organisierten, verdichteten sozialen Wohnungsbau gemeinsam mit einer Genossenschaft. Ein zentraler, in Nord-Südrichtung verlaufender Grünzug gliedert die drei bis zu achtgeschossigen Gebäudeteile, deren Freibereiche sich überlagern und dabei vor- und zurückspringen, um möglichst viel Licht und Luft zu schaffen.

Ansicht Tokiostraße
Seitenansicht im Winter mit Einblick in den gemeinsamen Freibereich
Um 45 ° verschwenkte eingeschossigen Wohnungen mit zweigeschossigen Loggien

Entlang der Tokiostraße sind im vorderen Gebäuderiegel fünf Etagen mit eingeschossigen Wohnungen auf schmalen runden Betonstützen aufgeständert. Diese sind jeweils versetzt mit zweigeschossigen Loggien ausgestattet. Von dieser ersten Reihe durch einen breiten Erschließungsbereich getrennt, liegt ein weiterer Gebäuderiegel, der sich zum Grünzug im Grundstücksinneren orientiert. Ihm gegenüber liegt ein drittes, kürzeres Gebäude, das ebenfalls zum Innenhof ausgerichtet ist. Die Wohnungen dieser beiden Häuser sind durchgehend zweigeschossig ausgebildet: Offene Grundrisse mit Galerie und Garten im Erdgeschoss, darüber eine Maisonette mit Atrium, die Wohnungen im fünften und sechsten Geschoss verfügen über Terrassen. Den Abschluss bilden eine Art kleine Einzelhäuser, die kammartig mit dazwischen liegenden Höfen (siehe Abb. 1) obenauf sitzen.

Um Aussicht und Besonnung für die drei Wohnriegel möglichst wenig einzuschränken, ist der nördliche und südliche Abschluss des Gebäudekomplexes lediglich zweigeschossig ausgeführt – und das erst ab dem zweiten Geschoss. Erd- und erstes Obergeschoss fehlen und erlauben den öffentlichen Durchgang über das Grundstück. Die Trennung zum privaten Wohnbereich erfolgt über halbhohe Betonwände, mit denen die Höfe und Terrassen der hier liegenden Wohnungen umgeben sind. 

Unter den insgesamt 100 Wohnungen zwischen 40 und 115 m² finden sich auch barrierefreie Sondertypen. Alle Küchen und Bäder sind natürlich belichtet und belüftet, sämtliche Wohnungen können quer gelüftet werden. Die Dachterrasse des vorderen Traktes zur Tokiostraße dient als gemeinsamer Freibereich, hier befindet sich ein Schwimmbecken mit Liegewiese. Der grüne Innenhof steht ebenfalls allen Bewohnern zur Verfügung; zusätzliche Spielplätze für Kleinkinder sind auf Terrassen in halber Höhe der Bebauung angeordnet. Im Untergeschoss gibt es eine einfach und übersichtlich gestaltete Tiefgarage. Tageslicht erhält sie durch Oberlichter, die zugleich den Hof gliedern.

Sicherheit
Das Terrassenhaus ist mit einer mechanischen Schließanlage ausgestattet. Mit einem einzigen, wendbaren Schlüssel lassen sich sowohl die Zentralzylinder als auch die Wohnungstüren, die Postkästen und Kellerabteile öffnen und absperren. Eingebaut wurden Sicherheitszylinder der höchsten Angriffswiderstandsklasse, die damit sicherem Einbruchschutz entsprechen. Die Zylinder sind nicht nur besonders verschleißfest, sondern auch gegen Aufbohren und Abtasten gesichert, die Anfertigung eines Nachschlüssels ist nur gegen Vorlage einer Sicherungskarte möglich.

Alle Wohnungen sind mit den erforderlichen zwei Fluchtwegen in unterschiedliche Richtungen ausgestattet. Im Bereich der Laubengänge sind die öffenbaren Fenster oberhalb einer Höhe von 1,8 m angeordnet, um den Rettungsweg im Brandfall möglichst rauchfrei zu halten. In der Tiefgarage wurde die natürliche Belichtung mit der Entlüftung bzw. den Anlagen für Rauch- und Wärmeabzug kombiniert.

Bautafel

Architekten: Artec Architekten, Wien
Projektbeteiligte: Anton Harrer, Krems (Statik); Johann Ernst, Olbendorf (Haustechnik); Michael Künzl, Wien (Elektroplanung); Rainer Stepan, Wien (Bauphysik); Evva, Wien (Schließsystem; Jakob Fina, Wien (Landschaftsplanung)
Bauherr: Neues Leben, Wien
Fertigstellung: 2009
Standort: Tokiostraße, Wien
Bildnachweis: Marc Raeder, Berlin

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Natürliche Rauch- Wärmeabzugsabzugsanlage am Münchner Flughafen (und Photovoltaikmodule)

Natürliche Rauch- Wärmeabzugsabzugsanlage am Münchner Flughafen (und Photovoltaikmodule)

Feuer-/​Rauchschutz

Rauch- und Wärmeabzugseinrichtungen