Temporäre Installation Bloom in Los Angeles

Licht- und temperaturgesteuerter Sonnenschutz aus Bimetallplatten

Wie eine große Blüte geformt ist die temporäre Installation Bloom vor der Galerie Materials & Applications in Los Angeles. Die etwa sechs Meter hohe Metallkonstruktion ist aber nicht nur ungewöhnlich anzuschauen, sondern auch der Prototyp zu einem Forschungsprojekt der Biologin und Architektin Doris Kim Sung, bei dem sie die Möglichkeiten eines temperatur- und lichtgesteuerten passiven Sonnenschutzsystems untersucht. Den Prototyp realisierte sie mit ihrem Team Dosu Studio Architecture. Er besteht aus einer selbsttragenden Rahmenkonstruktion aus gefalteten Aluminiumprofilen und 414 paraboloid geformten Paneelen, die sich aus rund 14.000 kleinen Bimetallplatten zusammensetzen. Letztere haben die Eigenschaft, sich in Abhängigkeit von Temperatur und Lichteinfall dynamisch zu verändern.

Sonnenschutz

Basis des passiven Sonnenschutzsystems sind die spezifischen Materialeigenschaften von Bimetallen: Durch die stoff- und formschlüssige Verbindung zweier Metalle mit unterschiedlichem Dehnungsverhalten verbiegen sich die Platten sowohl unter Sonneneinstrahlung als auch unter Wärmeeinwirkung, hier ab 22° Celsius. Vor Verglasungen oder in Fassadenzwischenräumen installiert, könnten sie als dynamischer Sonnenschutz dienen, der ohne mechanischen Antrieb oder zusätzliche Energieeinspeisung auskommt. Darüber hinaus sorgen die aufwölbenden Metallschuppen auch für eine Belüftung der Fassade, da sich die Luft an der Oberfläche der Metallelemente erwärmt, nach oben aufsteigt und durch die entstehende Sogwirkung die dahinter liegende Luftschicht ventiliert.

Unter direktem Sonnenlicht oder bei Temperaturen über 22° wölben sich die Bimetallplatten nach oben
Die Tragkonstruktion besteht aus gefalteten Aluminiumprofilen
Bei Nacht sind die Bimetallplatten überwiegend geschlossen

Größe, Form und Ausrichtung der Bimetallplatten sind im Falle des Prototypen Ergebnis eines parametrischen Entwurfsprozesses. Eine spezielle Software ermöglichte es, jedes Element in Abhängigkeit seiner spezifischen Lage und Orientierung am Gebäude im Hinblick auf die gewünschte Verschattung und Luftzirkulation zu dimensionieren. Auch die Geometrie der mehrfach gebogenen Flächen, deren Schalenwirkung auf dem Zusammenspiel der Rahmenkonstruktion und der Bimetallplatten basiert, wurde mithilfe des Programms ermittelt.

Die Begeisterung für solche digitalisierten Entwurfs- und Fertigungsmethoden – die Demonstration der Leistungsfähigkeit digitaler Werkzeuge ist eines der definierten Forschungsziele des Projektes – muss man nicht teilen. Für eine Verwendung als passiver Sonnenschutz jedoch hat das System durchaus Potenzial.

Bautafel

Architekten: Dosu Studio Architecture, Los Angeles
Projektbeteiligte: Wroad Ingalill Wahlross-Ritter, Los Angeles (Metallkonstruktion); Nouscollborative Matthew Melnyk, Los Angeles (Tragwerksplanung), Dylan Wood, Los Angeles (Koordination)
Bauherr: Dosu Studio Architecture (gefördert)
Fertigstellung: 2012
Standort: Materials & Applications Gallery, 1619 Silver Lake Blvd, Los Angeles, Kalifornien
Bildnachweis: Derek Greene und Brandon Shigeta für Dosu Studio Architecture, Los Angeles

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Arten und Formen

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Materialien

Glas und Metall

Die wolkengleiche Ultraleichtkonstruktion „Solar Spline“ besteht aus scheinbar frei schwebenden PV-Modulen. Der Prototyp des Fachgebiets für Experimentelles Entwerfen und Konstruieren (EEK) der Universität Kassel in Kooperation mit der Studienwerkstatt für Digitale Entwurfs- und Fertigungsmethoden der Kunsthochschule Kassel verbindet Energiegewinnung und Verschattung.

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Grundlagen

Zur Entwicklung des Sonnenschutzes

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