Temporäre Halle „Zone Out Space“ bei Qinhuangdao

Lampion am Strand

Ein Rückzugsort für Chinas Wohlhabende ist das Aranya Resort bei Qinhuangdao am Golf von Bohai. Der nächstgelegene Meereszugang der Hauptstadt Peking ist nicht nur ein Mekka für Erholungssuchende, die Küste hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre auch zu einer Hochburg von Kultur und wegweisender Architektur entwickelt. Eingebettet in eine „Gated Comunity“ sorgen die Bauten und die damit verbundenen Angebote für ein Umfeld, das der Zielgruppe zahlreiche Möglichkeiten der Unterhaltung und der kulturellen Bildung erlaubt.

Zwanzig Tage lang bot sie im Sommer 2021 an einem Strand bei Qinhuangdao Raum für das Begleitprogramm eines Theaterfestivals.
Die Halle befand sich auf dem Areal des Aranya Resorts, eines Rückzugsorts für Chinas Wohlhabende am Golf von Bohai – Pekings nächstgelegenen Meereszugang.
Effizienz und Einfachheit standen im Fokus des Entwurfs: die Planenden schufen eine mit einem weißen Textil bekleidete Gerüstkonstruktion, die als leichte Hülle erschien.

Große Anziehungskraft entfaltete dabei auch das Aranya Theatre Festival, das im Jahr 2021 zum ersten Mal stattfand. In diesem Zusammenhang entstand unter anderem direkt am Meer eine aus Gerüstbauteilen konstruierte temporäre Veranstaltungs- und Ausstellungshalle namens Zone Out Space. Der Entwurf stammt von Atelier Heimat aus Peking. Der Bau stand 20 Tage lang für Veranstaltungen des Festivalbegleitprogramms Migratory Birds 300 zur Verfügung, bevor er spurlos verschwand und den Strand wieder freigab. 

Gerüste: Leicht und effizient

Auch für die Entwicklung des Konzepts hatte das Atelier Heimat gerade einmal 20 Tage Zeit. Das Budget von nur 200.000 Yuan (rund 26.000 Euro) sowie die ambitionierte Aufbauzeit, die nicht mehr als sieben Tage betragen sollte, sorgten dafür, dass Effizienz und die Einfachheit im Fokus des Entwurfs standen. Zunächst war geplant, alte Schiffscontainer als Raummodule zu nutzen, doch letztlich entschieden sich die Planenden für die mit einem weißen Textil bekleidete Gerüstkonstruktion, die als leichte Hülle erschien und dadurch eine völlig andere Atmosphäre ermöglichte als die schweren Container.

Ohne bleibende Spuren

Zunächst ließ das Planungsteam aus Platten und Bohlen am Strand eine gitterförmige Unterkonstruktion errichten, auf die das Gerüst aufsetzte. Die gelb gestrichenen Stangen wurden mit Standard-Kupplungselementen miteinander verbunden. Dadurch entstand ein quaderförmiges Raumgerüst mit Aussparungen, die das Atrium ausbildeten beziehungsweise die aus Schaltafeln zusammengesetzten Ausstellungsboxen aufnahmen. Ein Treppenhaus und eine umlaufende Galerie fügten sich in das Gerüstraster ein. Pressspannplatten bildeten die Bodenbeläge in den Erschließungsbereichen, im stützenfreien Atrium hingegen standen und liefen die Gäste auf Sand. Eingehüllt wurde die Konstruktion von einem transluzenten weißen Textil, das normalerweise in der Bekleidungsindustrie als Innenfutter verwendet wird.

Standard und Besonderheit

Die Dimensionen der Ausstellungsboxen ergaben sich aus den Standardgrößen der Schaltafeln von 1.220 auf 2.440 Millimeter. Dadurch konnte der nötige Zuschnitt stark reduziert werden. Auch das Gerüstraster basierte auf dieser Elementgröße. Die Abstände der horizontalen Gerüststangen betrugen in der Regel 1,6 Meter, die vertikalen Elemente waren fast überall in einem 1,3-Meter-Raster gesetzt. An den Gerüststangen befestigte Leuchtröhren sorgten in der Dämmerung für Licht im Inneren.

Das leise Rauschen des Meeres und die jeweils herrschende Lichtstimmung waren essenzielle Bestandteile dieser Architektur. Während im Atrium und den Erschließungsbereichen Licht und damit auch Zeit wahrnehmbar blieben und die leichte Konstruktion belebten, entrückten die schwarzen Ausstellungsboxen die Besuchenden aus dem Hier und Jetzt, um den Fokus auf die Exponate zur richten. Abends verwandelte das Kunstlicht im Inneren den Quader in einen begehbaren Lampion, der einen magisch anmutenden Ort zwischen Meer und Ferienanlage bildete. -chi

Bautafel

Architektur: Atelier Heimat, Peking (Design Team: Dongguang Zhang, Wenjuan Liu, Zhiwei Sun, Ying Zhou, Xiurong Cui)
Projektbeteiligte: Changhai Zhang, Huanyi Bai, Xiangwen Wu, Yang Li (Bauleitung); Tianhua Dong (Lichtplanung)
Bauherr/in: Event Executive Committee of Aranya Theatre Festival „Migratory Birds 300“
Standort: Beidaihe New Area, Qinhuangdao City, Hebei Province
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Yumeng Zhu, Atelier Heimat

Fachwissen zum Thema

Beim Bau der ADAC-Zentrale in München schützte eine blickdichte Protect-Einhausung die obersten Geschosse vor Wind und Wetter.

Beim Bau der ADAC-Zentrale in München schützte eine blickdichte Protect-Einhausung die obersten Geschosse vor Wind und Wetter.

Gerüstarten

Einhausungen und Bekleidungen von Gerüstkonstruktionen

Stahlrohr-Kupplungsgerüst als Tragwerk einer temporären Veranstaltungshalle bei Qinhuangdao (Zone Out Space; Architektur: Atelier Heimat, Peking; siehe Bauwerke zum Thema)

Stahlrohr-Kupplungsgerüst als Tragwerk einer temporären Veranstaltungshalle bei Qinhuangdao (Zone Out Space; Architektur: Atelier Heimat, Peking; siehe Bauwerke zum Thema)

Gerüstarten

Stahlrohr-Kupplungsgerüste und Leitergerüste

Bauwerke zum Thema

Beim Restaurant Y Sea im Stadtteil Beidahe greifen Architektur und Natur ineinander. Im Hintergrund am Strand ist die Bibliothek zu sehen, die ebenfalls von Vector Architects entworfen wurde.

Beim Restaurant Y Sea im Stadtteil Beidahe greifen Architektur und Natur ineinander. Im Hintergrund am Strand ist die Bibliothek zu sehen, die ebenfalls von Vector Architects entworfen wurde.

Industrie und Gewerbe

Restaurant Y Sea in Qinhuangdao

Mit dem UCCA Dune Art Museum wollen Open Architecture eine Düne bewahren

Mit dem UCCA Dune Art Museum wollen Open Architecture eine Düne bewahren

Bildung/​Kultur

UCCA Dune Art Museum bei Qinhuangdao

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Schalungen und Gerüste sponsored by:
PERI | Kontakt 07309 / 950-0 | www.peri.de