Tagesstätte in Nordwijk

Bullaugen und handgefertigte dunkle Ziegel

Am Rande des niederländischen Seebads Nordwijk, zwischen Wald und Nordsee, liegt ein Zentrum für behinderte Menschen, das 1924 gegründet wurde. Im Laufe von über 80 Jahren ist dort auf 55 ha ein Dorf mit fast 1400 Einwohnern entstanden, im Rahmen von Maßnahmen zum Umbau und zur Neustrukturierung auch ein Tageswohnheim für 50 Personen mit Behinderung. 

Blick in einen der Freibereiche im Obergeschoss
Weiß verputzte Flächen im Bereich der Einschnitte
Kontrast: unregelmäßige handgefertigte Ziegel und glatte, glänzende Bullaugen

Das Gebäude umfasst auf zwei Ebenen Gruppen- und Ruheräume, Bereiche für verschiedene Aktivitäten, Therapien und Verwaltung, eine Küche und das dazu gehörige Restaurant. Trotz einer kubischen Grundform erhielt es den Namen „Seestern“: Architektin Marlies Rohmer löste den strengen Quader auf, indem sie im Erdgeschoss alle vier Ecken herausschnitt und im Obergeschoss darüber Terrassen mit niedrigen Umfassungswänden schuf. So verliert der Quader an Masse ein sternförmiges Volumen entsteht. Das Konzept ermöglicht die gute Belichtung der angrenzenden Räume im Erdgeschoss, im Obergeschoss entstehen wichtige Aufenthaltsorte unter freiem Himmel. Hier können die Bewohner, die außerhalb des Gebäudes nur in Begleitung frische Luft genießen können, selbständig nach draußen gehen.

Mauerwerk
Die Hülle aus Backstein ist durch weiß verputzte Flächen im Bereich der Aussparungen als "Haut" erkennbar und in regelmäßigen Abständen durchsetzt von Bullaugen. Die Ziegel sind handgefertigt und prägen gemeinsam mit den tönernen Fensterlaibungen im strengen Raster das Erscheinungsbild der Tagesstätte.

Das Wohnheim behauptet sich als eigenwilliger Solitär in der Parklandschaft. Durch den Kontrast zwischen großem Volumen und kleinteiligen Elementen ensteht eine spannungsvolle, lebendige Form. Die runden Fensteröffnungen ermöglichen den Bewohnern, die das Haus nur selten verlassen können, vielfache Ausblicke in die umgebende Landschaft. Von außen dagegen bietet das Haus kaum Einblicke und gibt sich weitgehend geschlossen.

Die handgefertigten dunklen Ziegel mit unregelmäßigen Oberflächen verleihen der Fassade ihre raue Charakteristik. Die Bullaugen setzen dagegen mit dicken, glasierten Rahmen trotz des gleichen Materials einen starken Kontrast. Auch sie sind von Hand gefertigt und stammen aus einer Behindertenwerkstatt, ihre Farbgebung changiert von hell- bis ziegelrot. 

Bautafel

Architekten: Marlies Rohmer, Amsterdam
Projektbeteiligte: Adams Bouwadviesbureau BV, Druiten (Tragwerksplanung), Nieck Roosen, Weesp (Landschaftsarchitekt), Caelum Energiemanagement, Zevenaar (Beratende Ingenieure)
Bauherr: s’Heeren Loo West Nederland Willem van der Bergh Stiftung, Nordwijk
Fertigstellung: 2007
Standort: Nordwijk/NL
Bildnachweis: Marlies Rohmer, Amsterdam

Fachwissen zum Thema

Hinter der Vormauerschale aus rot-braunen Klinkern verbirgt sich eine Hintermauerschale aus Kalksandstein.

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Planungsgrundlagen

Mauerwerksbauweise: Konstruktion gestalten

Beispiel für Verblendmauerwerk an einem Theater in Kopenhagen

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Wand

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Ein hoher Eisengehalt im verwendeten Ton führt bei den gebrannten Ziegeln zu der typisch roten Färbung

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Sichtmauerwerk aus Ziegeln am Barnim Panorama, Wandlitz

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Planungsgrundlagen

Oberflächen, Strukturen und Farben von Mauerwerk

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