Tageslichtlenkung

Unter dem Begriff Tageslichtlenkung werden Techniken zusammengefasst, die Tageslicht gezielt in den Innenraum lenken. Eines der Ziele ist, den Energiebedarf für künstliche Beleuchtung zu senken und tiefer liegende Gebäudebereiche natürlich zu belichten. Durch Reflexion, Brechung oder Beugung des Lichts in der Fassadenebene und an der Decke, soll die Beleuchtungsstärke in hinteren Raumbereichen erhöht und damit für eine insgesamt gleichmäßigere Ausleuchtung gesorgt werden. 

Lichtschwert mit reflektierender Decke

Einfaches Prinzip

Das in einem bestimmten Winkel auftreffende Sonnenlicht wird durch das Lenksystem, das meist im Oberlichtbereich des Fensters angebracht ist, entweder in den Raum gestreut oder gezielt an eine möglichst gut reflektierende Decke gelenkt und von dort aus in die Raumtiefe transportiert. Auf diese Weise können Arbeitsplätze auch in fensterferneren Zonen platziert werden, ohne beleuchtungstechnische Komforteinbußen zu erleiden. Ein Raum ohne Tageslichtlenksysteme sollte nicht mehr als 4 bis 5 m Raumtiefe und Arbeitsplätze nur in Fensternähe aufweisen.

Es gibt viele Möglichkeiten der Tageslichtlenkung:

  • außenliegende tageslichtlenkende Raffstore
  • im Scheibenzwischenraum liegende Lichtlenkjalousien
  • innenliegende tageslichtlenkende Jalousien
  • Lichtschwert
  • Verglasung mit Spiegelprofilen
  • Lichtlenkglas im Oberlicht
  • Lichtstreuende Gläser
  • Laser-Cut-Paneele
  • Diffuslichtumlenkung mit holographisch-optischen Elementen
  • Prismenplatten als Sonnenschutz mit Diffuslichtdurchlass
  • Reflektorprofile im Scheibenzwischenraum (SZR) einer Isolierglasscheibe

Jalousien und Raffstoren

Um Tageslichtlenkung und Blendschutz zu steuern, kommt es vor, dass Jalousien und Raffstore zweigeteilt sind. Das heißt, die Lamellen im oberen Bereich Fensters können unabhängig bewegt werden. Lichtlenkjalousien werden mit der konkaven Seite nach oben innenseitig vor das Oberlicht des Fensters oder zwischen den Glasscheiben eingebaut – Raffstore entsprechend außen. Die Lamellenoberflächen besitzen einen besonders hohen Reflexionsgrad. Verstärkt wird dieses System durch eine speziell dafür ausgebildete reflektierende Decke.

Bei einem zweigeteilten System ist der Anstellwinkel der Lamellen je nach Höhenlage der Jalousie variierbar. Beide Behangteile lassen sich also unabhängig voneinander steuern: Der obere Teil durch die konkav gekrümmten Lamellen das Licht an die Raumdecke lenkt, von wo es in den Raum reflektiert wird. Der untere Teil der Jalousie, wo die Lamellen konvex, ermöglicht ein blendfreies Arbeiten ohne Verdunkelungseffekt. Durch eine Teilperforation der Lamelle im Sichtbereich können Tageslichteinfall und Ausblick nach draußen weiter verbessert werden. 

Einige Systeme verfügen über Aluminiumlamellen mit einer eingewalzten Mikrostruktur, die die Reflexion verstärkt. Entwickelt wurden auch Jalousien, deren Lamellen aus einem vorderen und einem hinteren Teilstück besteht. Da sie sich unabhängig voneinander drehen und bedienen lassen, sind mit dem vorderen Teil Lichtausblendungen und mit dem hinteren Teil Lichtdurchlässe möglich. Spezielle, mehrfach gefaltete  Lamellenprofile lassen selbst bei geöffneter Stellung eine weitgehend ungehinderte Aussicht zu und zugleich einen hohen Grad an Sonnenlichtreflexion.

Lichtschwert

Als Lichtschwert oder Lightshelf bezeichnet man eine waagerecht oder schräg vor die Fassade, im Kämpferbereich des Fensters montierte, breite Lamelle, die aus hoch reflektierenden Materialien besteht. Ein Lightshelf wird unterhalb des seitlichen Oberlichtes im 90- oder 60-Grad-Winkel außen an der Fassade befestigt, so dass Licht aus dem Zenit auftreffen und an die Decke des Innenraumes reflektiert werden kann.

Da aus dem Zenit dreimal mehr Licht auf eine Fläche trifft als bei Seitenlicht, kann das Tageslicht mittels eines Lichtschwertes in den Raum gelenkt werden. Durch ihre mangelnde Transparenz senken Lightshelves zwar das Tageslichtniveau in unmittelbarer Fensternähe, sie schützen dort aber vor hoch stehender Sommersonne.

Lichtschwerter eignen sich sowohl für die Lenkung des direkten Sonnenlichtes als auch für diffusen Lichteinfall. Selbst auf der Nordfassade erzielen sie eine effektivere Ausleuchtung der Räume. Eine Dosierung des solaren Eintrags auf Süd-, West- und Ostfassaden ist jedoch nicht möglich, sodass es dort zu Überhitzung und Blendung kommen kann.

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