Suzhou Intangible Cultural Heritage Museum

Gründach zur Einbindung in die Landschaft

Mit über zehn Millionen Einwohnern ist Suzhou eine der im Westen zumeist wenig bekannten Boom-Städte des modernen Chinas. Sie gehört zur Provinz Jiangsu und gilt als „Venedig des Ostens“, da sie von zahlreichen Kanälen durchzogen ist, die vom Kaiserkanal und dem nahe gelegenen Tai Hu See gespeist werden. Nachvollziehbar also, dass Vector Architects aus Peking mit ihrem Konzept für das Suzhou Intangible Cultural Heritage Museum (Suzhou Museum für immaterielles Kulturerbe) die Nähe zum Wasser und zur Natur suchen. Der Gebäudekomplex im Osten des Geländes einer Gartenschau ist an drei Seiten von Wasser umschlossen und soll sich möglichst gut in die Landschaft einfügen. So sind die zwei- bis viergeschossigen, recht unterschiedlichen Gebäudeteile – neben der Ausstellungshalle ein Theater, eine Gartenausstellung, ein Restaurant und ein Aussichtsturm – weitgehend im Erdreich versenkt und durch ein riesiges Gründach oberhalb der zweiten Ebene vereint.

Ein zur Straße im Norden ausgerichteter Platz bildet die Eingangssituation, seitlich gefasst durch das lang gestreckte Ausstellungsgebäude und die gläserne Front des aufragenden Theaters
Südansicht mit dem dreigeschossigen Restaurant und dem Aussichtsturm
Der kantig-schlichte Aussichtsturm von Süden

Die eigenständigen Baukörper sollen das traditionelle Stadtbild Suzhous aufleben lassen. Sie sind nicht allein durch den weitläufigen Dachgarten mit Brücken und Stegen, sondern auch durch eine zentrale breite Passage sowie mehrere Höfe verbunden. Auf diese Weise entstehen überdachte und offene Wegeverbindungen zwischen den Funktionen und Gebäudetypen, und führen diese als Ensemble zusammen. Ein zur nördlichen Straße ausgerichteter Platz bildet die Eingangssituation, seitlich gefasst durch das lang gestreckte Museum und die gläserne Front des aufragenden Theaters, das von einem rotbraunen Gitterwerk aus Bambus überspannt wird.

Am Ende der Eingangspassage, die sich über zwei Höfe auch zur untersten Ebene öffnet, steht der dreigeschossige Restaurantturm, nicht ganz so hoch wie das Theater und zu diesem versetzt. Er flankiert gleichfalls einen Platz, der hier zum Wasser gerichtet ist. Der orthogonale Sichtbetonbau zeigt ein Wechselspiel offener und geschlossener, geometrischer Flächen, die teils aus der Fassade hervortreten. Ähnlich hoch wie das Theater ist der Aussichtsturm, der zwischen beiden Polen vermittelt, kantig und schlicht, gleichfalls Sichtbeton. Das gleiche Material prägt zwei große Terrassen auf dem Gründach, eine ist dem Restaurant, die andere dem darunterliegenden Ausstellungsgebäude zugeordnet. Der raue Sichtbeton, weiß verputzte Oberflächen am Museum, den Einfassungen des Erdreichs, der Dächer und Stege sowie das markante Bambusgerüst des Theaters kontrastieren mit der weich geformten Landschaft.

Flachdach
Die Tragkonstruktion des gesamten Gebäudekomplexes besteht aus Stahlbeton, so auch die der Flachdächer, was an einigen Stellen auch sichtbar bleibt. Durch die weitgehend begrünte Überdachung wird das Museum Teil der Landschaft. Der intensive und extensive Bewuchs ist mit Rasenflächen und Blumenbeeten, Gräsern und Bambus, Büschen und Bäumen, Wegeverbindungen und Sitzgruppen differenziert gestaltet. Begehbare Bereiche sowie die Überbrückungen der Passage sind mit filigranen Stahlgeländern gesichert. Als Bodenbeläge der Außenflächen kommen Naturstein, Pflaster, dunkelgraue Plattenbeläge, Kies und Holz zum Einsatz; die schlichten Sitzmöbel und Tische bestehen ebenfalls aus Holz. Die Eingangsebene des Restaurants ist mit einem flachen Wasserbecken und dunkelgrauen Steinplatten gestaltet.

Bautafel

Architekt: Vector Architects, Peking
Projektbeteiligte: Yi-Chi Wang, Dongping Sun, Dan Zhao, Bai Li, Rae-Hsuan Hou, Pin-Chen Yeh, Yilun Wang, Kai Zhang (Design Team); Ye Yongyi, Bian Kejian, Tan Qian (Statik); Yang Zhou (Freianlagen)
Bauherr: Suzhou Taihu Horticultural Expo Industrial Development
Fertigstellung: 2016
Standort: Suzhou, Jiangsu, China
Bildrechte: Vector Architects, Fotografen: Chen Hao und Eiichi Kano

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