Supermarkt in Weer

Passivhaus wird mit Abwärme der Kühlmöbel beheizt

Die Art des Einkaufens hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Um sich gegen den Onlinehandel zu behaupten, müssen stationäre Geschäfte den Konsumenten mehr bieten als die reine Grundversorgung mit Produkten – der Einkauf soll als besonderes Erlebnis wahrgenommen werden. Dabei spielt die Gestaltung der Verkaufsumgebung eine immer größere Rolle. Auch vor Supermärkten hat die Entwicklung nicht halt gemacht. Statt auf uniforme Zweckbauten setzt zum Beispiel die österreichische Supermarktkette MPreis bei jeder ihrer Verkaufsflächen auf ein unverwechselbares, architektonisches Design. In der Tiroler Gemeinde Weer hat das Büro LAAC Architekten aus Innsbruck einen Supermarkt entworfen, der die umgebenden landschaftlichen Elemente aufgreift und auf diese Weise die lokale Herkunft und Qualität der verkauften Lebensmittel für die Käufer räumlich darstellen möchte.

Die südliche Seite des Supermarkts öffnet sich über große Glasfassaden zum Parkplatz hin
Die Ost-, West- und Nordseiten des Supermarkts sind mit polierten Edelstahlpaneelen verkleidet, welche die umliegende Landschaft unterschiedlich reflektieren
Der Lebensmittelmarkt ist als zertifiziertes Passivhaus konzipiert

Der eingeschossige Neubau mit Flachdach befindet sich am Ortsrand an einer vielbefahrenen Straße. Der Grundriss ist trapezförmig und bietet auf 1.340 Quadratmetern Fläche Platz für Regale, eine Feinkosttheke, Nebenräume und ein Bistro. Die südliche Seite des Markts öffnet sich zum Parkplatz hin. Hier befindet sich auch der Haupteingang. Große Glasfassaden gewähren erste Einblicke ins Innere. Das Dach des ganz aus Stahlbeton bestehenden Baukörpers bildet einen vorkragenden Gebäuderahmen aus, der von einer schräg gestellten Betonstütze getragen wird. Diese ist nicht allein statisch notwendig, sondern erfüllt auch eine ästhetische Funktion und soll an das Geäst eines Baumes erinnern. Unter dem auskragenden Betondach befindet sich auch die bestuhlte Terrasse des Bistros.

Die Ost-, West- und Nordfassade sind mit polierten Edelstahlpaneelen verkleidet, in denen sich die umliegenden Felder, Bäume und Berge spiegeln. Sie verweben das Gebäude mit der Landschaft und lassen es je nach Wetter und Tageslicht unterschiedlich erscheinen. Im Innenraum wird diese Idee aufgegriffen: Öffnungen in der Sichtbetonwand über der Feinkosttheke und ein Shed-Oberlicht über den Warenregalen bieten gerahmte Ausblicke auf benachbarte Berggipfel. Als Material dominiert Sichtbeton in einem warmen Farbton den Innenraum; die Betondecke besitzt eine samtig strukturierte Oberfläche. Die Wand hinter der Theke zieren Tiermotive. Die Thekenkonstruktion im Bistro besteht aus schwarz gebürstetem Holz mit Akzenten in Messing und Grün. Teilweise mit Leder gepolsterte Eichenholzmöbel bieten bequeme Sitzmöglichkeiten zum Entspannen nach dem Einkauf.

Heizung

Der Lebensmittelmarkt ist als zertifiziertes Passivhaus konzipiert. Die luftdichte, hochwärmegedämmte Gebäudehülle ermöglicht einen kontrollierten Luft- und Wärmeaustauch. Beheizt werden die Räume mit der Abwärme der Lebensmittelkühlung. Da die Kühlung in Supermärkten mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs des Gebäudes ausmachen kann, wurden alle Kühlmöbel mit energiesparenden Glastüren ausgestattet. Dennoch reicht die Abwärme aus, um über einen Wärmetauscher das gesamte Gebäude zu beheizen. Die Verteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Solare Wärmegewinne durch die Glasfassade auf der Südseite tragen ebenfalls zur Erwärmung des Gebäudes und der Raumluft bei. Die Ausrichtung und Dimensionen der Glasflächen und des Vordachs sind hinsichtlich der zu erwartenden Sonneneinstrahlung optimiert, sodass ein zusätzliches Heizsystem unnötig ist.

Eine Komfortlüftung in Form einer Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, die besonders energiesparend ausgelegt ist, sorgt für angenehme Luftverhältnisse während des Einkaufs. Die Dachfläche ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, wird der erzeugte Solarstrom in Akkus gespeichert und erst dann im Markt verbraucht.

Bautafel

Architekten: LAAC Architekten, Innsbruck
Projektbeteiligte: Alfred R. Brunnsteiner, Natters (Fachplanung Statik); Ingenieurbüro Peis, Innsbruck (Fachplanung Haustechnik); Passivhaus Institut, Innsbruck (Fachplanung Passivhaus), Fiby, Innsbruck (Fachplanung Bauphysik), HG Engineering, Innsbruck (Fachplanung Elektro); ATB-Becker, Absam/Tirol (Photovoltaik); Brucha, Michelhausen (Edelstahlpaneele Fassade)
Bauherr: MPreis Warenvertrieb, Völs
Fertigstellung: 2017
Standort: Nusspuite 2, 6114 Weer, Österreich
Bildnachweis: Marc Lins Photography, Wien

Fachwissen zum Thema

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Heizflächen

Fußbodenheizung

Bauwerke zum Thema

Große Fenster versorgen den Hofladen der Schaukäserei mit viel Tageslicht

Große Fenster versorgen den Hofladen der Schaukäserei mit viel Tageslicht

Büro/​Gewerbe

Schaukäserei Kaslab´n Nockberge in Radenthein

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de