Studie: Entsorgungswege von Dämmstoffen

Ganzheitliche Materialkreislaufbetrachtung

In Ökobilanzen werden Dämmstoffalternativen schon seit einiger Zeit hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit und eventuell negativer Auswirkungen untersucht und bewertet. Doch reicht diese Bewertung in der Regel nicht über den gesamten Lebenszyklus eines Baustoffs, sondern endet meist bei der Produktion und vernachlässigt die Entsorgungsmöglichkeiten der Materialien. Die Ende 2019 abgeschlossene Studie Ganzheitliche Bewertung von verschiedenen Dämmstoffalternativen des Institut für Energie- und Unweltforschung (IFEU) und des Vereins Natureplus nimmt die letzte Phase des Produktlebenswegs mit in die Betrachtung auf und bewertet Materialien nach ihren möglichen Entsorgungsoptionen.

Die Tabelle aus der Studie zeigt eine Übersicht zur Rückbaubarkeit der untersuchten Dämmstoffe.
Unter der Annahme, dass alle Dämmstoffe stofflich verwertet werden, zeigten Holzfasereinblasdämmungen sowie Hanf- und Jutematten Vorteile in der Abfallökobilanz.

Untersucht wurden die gängigsten Dämmstoffe aus mineralischen, synthetischen sowie nachwachsenden Rohstoffen. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück und dem Umweltministerium Baden-Württemberg, die Produktionsdaten des Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO) wurden als Grundlage der Betrachtung zu Hilfe genommen. Der Forschungsbericht stellt auf 182 Seiten die unterschiedlichen Dämmstoffe auf differenzierte Weise gegenüber und betrachtet sie hinsichtlich ihrer Entsorgungswege und den damit verbundenen Aufwand und Nutzen. Auf dieser Basis wurden für alle aufgeschlüsselten Entsorgungswege entsprechende Ökobilanzen (sog. Abfallökobilanzen) erstellt. Dabei wurden neben den Aufbereitungslasten auch die entstehenden Sekundärprodukte und Energie quantifiziert, woraus die aus ökologischen Aspekten günstigste Entsorgungsart ermittelt wurde. Diese Ergebnisse sind wiederum in die Produktökobilanzen nach der EN 15804 einbezogen, um die Produktionslasten und Entsorgungswege zu berechnen.

Weiter wurden im Rahmen der Studie die Möglichkeiten Recycling und Verbrennung, also die stoffliche gegenüber der energetischen Verwertung, untersucht. In vielen Fällen zeigte sich die stoffliche Verwertung als vorteilhaft – insbesondere bei synthetischen und einigen mineralischen Dämmstoffen könnte durch Aufbereitung der Abfallmassen und der Zurückführung dieser in den Materialkreislauf der ökologische Rucksack deutlich reduziert werden.

Ergebnis

Um abschließend die Entsorgungswege der Materialien miteinander vergleichen zu können und eine Bewertung abzugeben, wird die Annahme getroffen, dass alle Dämmstoffe am Lebensende stofflich verwertet werden. Dabei stellte sich heraus, dass für Bauteile, in denen alle Dämmstoffarten eingesetzt werden können, Holzfasereinblasdämmungen sowie Hanf- und Jutematten, die aus sekundären Rohstoffen hergestellt wurden, die besten Voraussetzungen erfüllen. Darauf folgen Zelluloseeinblasdämmstoffe, EPS-Platten und Holzmatten. Die schlechteste Bewertung fiel auf die restlichen Dämmstoffe in Plattenform, wie PU- oder XPS-Platten, trocken produzierte Holzfaserdämmplatten, Mineralfaserplatten, Glaswollematten und Mineralschaumplatten. Dort, wo nur Dämmstoffplatten eingesetzt werden können, erfahren EPS-Platten die beste Bewertung. Voraussetzung dafür ist, dass das Material in einer Folgeanwendung erneut eingesetzt wird.

Das Fazit zeigt, dass insbesondere bei synthetischen und einigen mineralischen Dämmstoffen bei einer stofflichen Verwertung anstelle einer Verbrennung die ökologischen Aufwände deutlich gemindert werden können. Geht man von der Annahme aus, dass bei allen untersuchten Materialien eine stoffliche Verwertung stattfindet, sind die Ergebnisse eindeutig. Da aber der Status quo heute eine andere Tendenz zeigt, muss der Ausgang differenziert und vor dem Hintergrund dieser getroffenen Annahmen betrachtet werden.

Forschung: Institut für Energie- und Unweltforschung, Heidelberg; Natureplus, Neckargemünd; Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO), Wien

Fachwissen zum Thema

Viele verschiedene Materialien lassen sich zu Dämmstoffen verarbeiten.

Viele verschiedene Materialien lassen sich zu Dämmstoffen verarbeiten.

Dämmstoffe

Ausgangsmaterialien für Dämmstoffe

Holzfasern werden durch das mechanische Zerfasern von entrindetem Restholz aus der Sägeindustrie gewonnen.

Holzfasern werden durch das mechanische Zerfasern von entrindetem Restholz aus der Sägeindustrie gewonnen.

Dämmstoffe

Holzfasern

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de