Studentenwohnheim Bluebell Views in Warwick

Fassadenziegel aus regionalem Ton

Am Rande der englischen Industriestadt Coventry liegt die Universität Warwick, umgeben von weiten Wiesen und Feldern. Ein dichter Baumbestand prägt Teile des Campus, der sich auf einer Fläche von insgesamt 290 Hektar erstreckt. Seit der Gründung der Universität in den 1960er-Jahren entstanden zahlreiche Fakultätsgebäude, Wohnheime, Geschäfte, Banken, Bars und Restaurants, die Studierenden und Lehrenden einen lebendigen Ort zum Leben und Arbeiten bieten.

Die Fassaden bestehen aus Tonziegeln, die aus Rohstoffen der Region gefertigt wurden
In der Dämmerung werden die gläsernen Verbindungsbaukörper durch farbiges Licht hervorgehoben
Die Gebäudeflügel eines jeden Blocks leiten die Studierenden mit einladender Geste zum verglasten Eingang

Die jüngste bauliche Erweiterung ist das Bluebell Views Studentenwohnheim im Südwesten des Areals. Das RIBA (Royal Institute of British Architects) lobte dafür 2008 einen Wettbewerb aus, für den vier Gebäudeblöcke mit insgesamt 500 Zimmern für Studierende zu entwerfen waren. Die Bauten sollten die Anforderungen des britischen Nachhaltigkeitsstandards BREEAM erfüllen und sensibel in die Landschaft eingefügt werden. Der ursprüngliche Charakter des Baugrundstücks, einer weitläufigen Wiese mit fließendem Übergang zur baumbestandenen Landschaft, sollte zumindest teilweise erhalten bleiben. Als Gewinner gingen die Glasgower Architekten Page Park aus dem Wettbewerb hervor: Sie positionierten und gestalteten die Blöcke so, dass Durchblicke in die umgebende Landschaft möglich sind und Außenräume mit unterschiedlichen Qualitäten entstehen.

Jeder der vier Blöcke besteht aus zwei Gebäudeflügeln, die über verglaste Brücken und einen gemeinsamen Eingangsbereich im Erdgeschoss verbunden sind. Im Grundriss ähneln die Flügel Bumerangs, deren Spitzen leicht versetzt einander gegenüberliegen und dadurch enge und weite Außenräume definieren. Abhängig vom Geländeverlauf sind die Flügel vier- oder fünfgeschossig ausgeführt, wobei das oberste Stockwerk zum Teil als verglastes Penthouse gestaltet ist. Die Regelgeschosse beherbergen vier Wohneinheiten mit jeweils acht Zimmern. Während sich diese den benachbarten Gebäuden im Nordosten oder Südwesten zuwenden, geben die Wohnküchen an den Enden der Gebäudeflügel den Blick zum Campus im Nordwesten oder zur Landschaft mit Weiher im Südosten frei. Die mit Tonziegeln bekleideten Fassaden fügen sich harmonisch in Umgebung ein.

Während die äußeren Erschließungsflächen mit roten Ziegeln als Bodenbelag ausgeführt sind, wurden die Freiräume zwischen den Blöcken weitgehend als natürliche Grünflächen belassen. Eine baumbestandene „Avenue“ führt mittig durch die Anlage und verbindet den Campus mit der offenen Landschaft.

Nachhaltig Bauen

Die Ausrichtung der Gebäude und viele große Fensteröffnungen erlauben die natürliche Belichtung und Belüftung aller Räume, Ausblicke in die Umgebung sorgen für das Wohlbefinden der Bewohner. Um die Landschaft zu schonen, positionierten die Architekten die Häuser mit ausreichend Abstand zu bestehenden Bäumen und Hecken. Zur Gestaltung der Grünflächen wurden lediglich Wiesenblumen ausgesät.

Weil das Gebäude laut Wettbewerbsauslobung den Anforderungen des britischen Nachhaltigkeitszertifikates BREEAM entsprechen sollte, sind die Fassaden hochwärmegedämmt und luftdicht ausgebildet. Die Nutzung von Speichermassen zur passiven Energiegewinnung, die Reduktion des Wasserverbrauchs durch entsprechende Armaturen, extensiv begrünte Dächer, Mülltrennsysteme in den Wohneinheiten, Recycling-Stationen auf dem Campus und 263 Fahrradständer gehören ebenfalls zum Nachhaltigkeitskonzept.

Wichtig war den Architekten allerdings vor allem die Auswahl der Materialien – dabei ging es ihnen um die Qualität und Lebensdauer der verwendeten Produkte. So bestehen beispielsweise die Tonziegel an den Fassaden aus regional gewonnenen Rohstoffen; die im Innenraum verlegten Wollteppiche sollen über eine Lebensdauer von bis zu 25 Jahren verfügen. Das Studentenwohnheim wurde für eine Nutzungsdauer von mindestens 60 Jahren entworfen. -cr

Bautafel

Architekten: Page Park Architects, Glasgow
Projektbeteiligte: Arup Scotland, Glasgow (Tragwerksplanung); Harley Haddow, Edinburgh (Gebäudetechnik); Churchman Landscape Architects, Twickenham (Landschaftsarchitektur); Kier Moss, Edinburgh (Bauunternehmen)
Bauherr:
University of Warwick
Fertigstellung: 2011
Standort: Coventry CV4 7AL, Vereinigtes Königreich
Bildnachweis: Martine Hamilton-Knight, Nottingham

Fachwissen zum Thema

Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

Baustoffe/​-teile

Auswahl der Baustoffe

BREEAM: Britisches Nachhaltigkeitszertifikat

Nachweise/​Zertifikate

BREEAM: Britisches Nachhaltigkeitszertifikat

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Baustoffe/​-teile

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