Studentenwohnanlage in Potsdam

Von Schiefer strukturierte Fassaden

Vor den Toren der brandenburgischen Stadt Potsdam ist in den zurückliegenden Jahren der Wissenschaftspark Golm entstanden. Zu ihm gehören neben dem naturwissenschaftlichen Bereich der Universität Potsdam mehrere Forschungsinstitute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft, außerdem ein Gründerzentrum. In all diesen Einrichtungen sind Studierende beschäftigt, die Unterkünfte benötigen. Dem wachsenden Bedarf entsprechend, ließ das Studentenwerk ein neues Wohnheim mit 160 Einzel- und 20 Doppelapartments errichten, die zum Teil behindertengerecht ausgestattet sind. Die Planung und Ausführung erfolgte durch Andrea Marquardt vom Ingenieurbüro P & B Projektplanung und Baumanagement aus Teltow.

Die Wohnanlage ist als Massivbau aus Kalksandstein errichtet, die Außenwände sind mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen
Im Kontrast zu den verputzen Flächen erhielten die Längsfassaden mittig eine Fassadendeckung aus Schiefer
Neue Unterkunft für die Studierenden im Wissenschaftspark

Auf einer Grundstücksfläche von 7.300 m² schuf sie ein viergeschossiges Gebäude mit knochenähnlichem Grundriss und lang gestrecktem Mittelbau. Ein mittiger Flur erschließt die beidseitig angeordneten Zimmer. An den Enden weitet sich der Gang auf und führt zu Gemeinschaftsräumen oder Doppel-Apartments. Die behindertengerechten Wohnungen befinden sich im Erdgeschoss. Sämtliche Apartments verfügen über ein Bad und eine Küchenzeile. Die Wohngemeinschaften an den Giebelseiten sind zusätzlich mit einem Balkon ausgestattet, der von der gemeinsamen Küche aus begehbar ist. Helle Wandflächen, bodentiefe Fenster und farbige Fußböden prägen die Wohnräume. Im Außenraum laden zahlreiche Sitzgruppen zum Verweilen und ein Sportplatz zur körperlichen Ertüchtigung ein.

Die ökologische Ausrichtung des Gebäudes war dem Studentenwerk wichtig. Eine 300 m² große Photovoltaikanlage versorgt die Wohnanlage mit Strom, zudem bereitet eine Grauwassernutzanlage das Abwasser auf. Die Beheizung erfolgt über Gas-Brennwertkessel.

Schiefer
Die Wohnanlage ist als Massivbau aus Kalksandstein errichtet, die Außenwände sind mit einem Wärmedämmverbundsystem und einem Anstrich in sehr hellem Gelb versehen. Im Kontrast zu den verputzen Flächen erhielten die Gebäudelängsseiten mittig eine Fassadendeckung aus Schiefer (etwa 50 bzw. 20 m breit). Die Schiefer wurden als Dynamische Rechteck-Deckung ausgeführt, eine orthogonale Deckart mit rechteckigen Schiefersteinen von unterschiedlicher Höhe und Breite. Sie strukturieren die langen Fassaden und gliedern den Baukörper in drei Bereiche.

Die einzelnen Schiefer innerhalb der Deckung sind 15, 20 oder 25,5 cm hoch und haben eine Breite von 30, 35, 40 oder 51 cm. Die Dynamische Deckung wird ohne Gebindesteigung ausgeführt und ergibt ein Fassadenbild, das an Sichtmauerwerk erinnert. Der Wandaufbau von innen nach außen ist wie folgt:

  • 15 mm Innenputz
  • 24 mm Kalksandsteinmauerwerk
  • 60 mm Wärmedämmung mit horizontaler Holzunterkonstruktion
  • 60 mm Wärmedämmung mit vertikaler Holzunterkonstruktion
  • diffusionsoffene Dichtungsbahn
  • 30 mm Hinterlüftung mit 30 x 30 mm vertikaler Holzlattung
  • 30 mm raue Schalung
  • diffusionsoffene Dichtungsbahn
  • Schiefer 
Die Oberflächen der Schiefer sind spaltrau und alle Kanten behauen. Fenster, Fensterbänke und Laibungsverkleidungen im Bereich der Schieferflächen sind in Anthrazit ausgeführt und passen sich farblich an. Gleichsam als Rahmung des gesamten Gebäudes sind auch die Dachkanten und der Sockel in Anthrazit gestaltet.

Bautafel

Architekt: Andrea Marquardt, P & B Projektplanung und Baumanagement, Teltow
Projektbeteiligte: Rathscheck Schiefer, Mayen (Schieferfassade); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Linoleum Bodenbelag)
Bauherr: Studentenwerk Potsdam
Fertigstellung: 2012
Standort: Zum Mühlenteich 4/6, 14776 Potsdam
Bildnachweise: Stefan Müller, Berlin; DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen und Daniel Wetzel, Berlin; P & B Projektplanung und Baumanagement, Teltow

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Schiefer als Fassadenmaterial

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