Stiftung Moritzburg - Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt in Halle an der Saale

Mittelalterliche Burg mit auf Stahltragwerk gesetztes Aluminiumdach

Die Moritzburg in Halle ist eine eindrucksvolle spätmittelalterliche Burganlage, die ursprünglich den Magdeburger Erzbischöfen als Residenz diente. Ihr Grundstein wurde 1484 gelegt, der erstmalige Bezug fand im Jahr 1503 statt. Spätere Anbauten erweiterten die prominente Anlage zu einem beeindruckenden Zeugnis von Spätgotik und Renaissance, bis sie im dreißigjährigen Krieg vorübergehend unbewohnbar wurde. West- und Nordflügel brannten aus und blieben als Ruine zurück. Eine schrittweise Umnutzung und Erweiterung der Moritzburg fand Ende des 18. Jahrhunderts im Spätbarock statt, als sie zu einem Lazarett umfunktioniert wurde. Das Erscheinungsbild aus dieser Zeit prägt die Moritzburg zwar bis heute, dennoch stellt sie ein Zeitzeugnis zahlreicher Epochen dar. Die trapezförmige Anlage wird wie eine Festung von vier Gebäudeflügeln umschlossen und von drei Rundtürmen an ihren Ecken eingefasst.

Ansicht vom Innenhof
Ausstellungsräume mit Bruchsteinwandoberflächen
Neue Dachlandschaft über dem Nord- und Westflügel der Moritzburg

Sanierung/Modernisierung
Dem in der Moritzburg ansässigen Kunstmuseum fehlten seit langer Zeit zusätzliche Räumlichkeiten für die umfangreich zur Verfügung stehenden Ausstellungsgegenstände. Ganze Sammlungsbereiche konnten nur in temporären Wechselausstellungen gezeigt werden, da kein ausreichender Platz dafür vorhanden war. Auch zeigte sich nach der Wende, dass eine Erweiterung und Modernisierung des Museums unumgänglich wurde, um gegenüber anderen Ausstellungshäusern konkurrenzfähig bleiben zu können. Ein internationaler Architektenwettbewerb für den Um- und Ausbau des ruinösen Nord- und Westflügels als Vergrößerung der Museumsfläche, sollte endgültig Abhilfe schaffen.

Die Preisträger – die Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano aus Madrid – nutzten die Moritzburg in ihrem Entwurf optimal für Museumszwecke, gingen aber dennoch respektvoll mit dem historischen Bestand um und versuchten ihn weitgehend in ihr architektonisches Konzept einzubinden. Das auf ein Stahltragwerk aufgesetzte Aluminiumdach mit auskragenden, sich nach oben verjüngenden Oberlichtern und Verglasungen zum Innenhof, verzahnt West- und Nordflügel miteinander. Die Konstruktion, die auf dem historischen, nachträglich verstärkten Mauerwerk aufliegt, wird durch eine gedämmte Aluminiumhaut verkleidet. Durch das moderne Material, das für alle neuen Bauelemente – einschließlich des Eingangsbereiches – gleichermaßen eingesetzt wurde, entsteht ein wirkungsvoller Dialog zwischen der alten und neuen Bausubstanz. Ein zwischen Nord- und Westflügel platziertes Treppenhaus ermöglicht einen Rundgang durch die gesamte Ausstellung.

Die Räumlichkeiten des Erdgeschosses im Nordflügel konnten in ihrer alten Form weitgehend erhalten bleiben. Hier wurden Foyer, Kasse und Garderobe, der Museumsshop und das Museumscafé mit Freibereich untergebracht. Die Entwurfsidee der Architekten sah unter anderem vor, die Ausstellungsräume im Obergeschoss als weiße Boxen von der Dachkonstruktion abzuhängen und über Galerien zu erschließen. Die dadurch entstehenden Zwischenräume lassen die Dimensionen des zweigeschossigen Raumeindrucks wirksam werden. Im Obergeschoss des Nordflügels ermöglicht eine Glaswand zum Innenhof den Blick auf die erhalten gebliebenen Mauerreste der Moritzburg, die geschickt in den Entwurf einbezogen wurden. Während die Wände im Nordflügel zum Teil Verkleidungen oder einen Putzüberzug aufweisen, sorgen die rauen Bruchsteinoberflächen der Ausstellungsräume im Westflügel dafür, dass trotz der Modernität des Entwurfs der historische Raumeindruck erhalten bleibt. Insgesamt konnte durch das Konzept der spanischen Architekten eine Ausstellungsfläche von 2.000 m² hinzugewonnen werden. Darüber hinaus bildet die Moritzburg nach dem Umbau wieder ein attraktives räumliches Ensemble.

Bautafel

Architekten: Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid/Berlin
Projektbeteiligte: Karl-Heinz Bosse, Sebastian Sasse, Johannes Stumpf, Berlin (Bauleitung); GSE Ingenieurgesellschaft Saar, Enseleit und Partner, Berlin (Tragwerksplanung); R+P, Ingenieurgesellschaft für Technik am Bau, Berlin (Haustechnik); Steinert & Bitterling, Leipzig (Ausstellungskonzept);
Bauherr: Stiftung Moritzburg, Halle (Saale)
Fertigstellung: 2009
Standort: Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)

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