Staudamm Foz Tua in Alijó

Mächtige Trutzburg sorgt für schalungstechnische Herausforderung

Wehrhaft und bauchig tritt einem die 108 Meter hohe Staumauer mit angeschlossenem Pumpspeicherkraftwerk nahe der Kleinstadt Alijó – östlich von Porto gelegen – entgegen. Sieben Wölbungen wachsen balkonartig aus ihr hervor; als Kulisse dient ein bewaldeter Steilhang. Eduardo Souto de Moura hatte bei seinem Entwurf des Staudamms Foz Tua die Verbindung zwischen Natur und Architektur im Sinn: Das eigentliche Gebäude legte er in den Untergrund, die Transformatoren und die Umspannanlagen setzte er auf oben auf die Plattform, die von der 275 Meter langen und fünf Meter breiten Dammkrone des Bauwerks umfasst wird. Die Auswirkungen auf die Umwelt sollten möglichst gering bleiben. 370 Millionen Euro investiert der Bauherr in die Anlage, die die Verfügbarkeit von Energie in der Region deutlich steigern soll.

Das angewandte Konzept greift auf Systembauteile des Variokit-Ingenieurbaukastens, den SB-Stützbock und verschiedene Traggerüste zurück
Tunnelbau mit Stahlwagenlösung für die variierenden Querschnitte von 5,50 bis 7,50 Metern
Das einhäuptige Klettersystem leitet die Lasten des Frischbetondrucks über die Konsolen an den vorherigen Bauabschnitt ab

Gerüste und Schalungen
Schalungstechnisch stellte die doppelt gekrümmten Stahlbeton-Konstruktion eine echte Herausforderung dar. Hinzu kamen der Hydraulikkreislauf mit über 700 Metern Länge, der zwei unabhängige Tunnel umfasst, und das unterirdisch angelegte Kraftwerk mit zwei reversiblen Einheiten. Das bedeutete auf technischer Seite individuell angepasste Lösungen für Schalungen und Gerüste sowie eine engmaschige Koordination zwischen Bauleitern und Ausführenden, exakt aufeinander abgestimmte Materiallieferungen und die ständige Kontrolle ihrer Verarbeitung.

Für die komplexe Form der Staumauer setzten die Fachingenieure auf eine Kombination aus Klettersystem und Träger-Wandschalung. Damit konnten nicht nur die hohen Anforderungen an die Oberflächenqualität erfüllt werden. Das System ermöglichte auch das sogenannte einhäuptige Schalen, bei dem der Druck des frischen Betons, der auf der Schalungsfläche auftrifft, über eine Konsole in die Kletteranker des vorherigen Betonierabschnitts abgeleitet wird. Dank des Baukastenkonzepts mit mehrteiliger Konsole lässt sich das Klettersystem flexibel an die Bauwerksgeometrie anpassen. Durch die besondere Tragfähigkeit der Konsolen und die hohe Auslastung der Verankerung lassen sich große Klettereinheiten realisieren, die für einen schnellen Baufortschritt sorgen. Die knapp zwei Meter breiten Arbeitsbühnen lassen sich dabei an der geneigten Staumauer dennoch horizontal ausrichten, können also unter sicheren Arbeitsbedingungen angewendet werden.

Auch für die besonders komplexe Geometrie des Überlaufbereichs an der Dammkrone stand eine angepasstes Kletter- und Traggerüst zur Verfügung. Die Konstruktion ist besonders wirtschaftlich: Eine Kombination von SB-Stützböcken und Systembauteilen bildet großformatige, in der ausgehärteten Staumauerwand verankerte Plattformen. Diese dienen als Aufstellfläche für Stütztürme sowie Schwerlastspindeln, die wiederum die geneigten Schalungseinheiten unterstützen. Für weniger komplexe Wandstrukturen des Staudamms wie im Bereich der Dammgalerien war eine universelle Rahmenschalung die geeignetste und schnellste Lösung.

Nicht zuletzt erarbeiteten die Ingenieure auch die passende Schalungslösung für die Stahlbetonröhren des Hydraulikkreislaufs. Die beiden Tunnel weisen variierende Querschnitte von 5,50 bis 7,50 Meter auf. Als Basis für die beiden Schalwagen wurde ein standardisierter, selbsttragender Stahlrahmen eingesetzt und die Stahl-Schalhaut entsprechend des Tunnelquerschnitts angepasst. Die Vorrichtungen für manuelles Verfahren und die hydraulische Bedienung wurden je nach spezifischem Baustellenbedarf eingeplant. Mit den Stahlschalwagen erzielten die Arbeiter beste Betonoberflächen; wegen der hohen Einsatzzahlen ist die robuste Konstruktion besonders wirtschaftlich.

Bautafel

Architekt: Edouardo Souto de Moura, Porto
Projektbeteiligte: Barragem de Foz Tua, ACE; Konsortium aus Mota-Engil, Porto, Lissabon; MSF S.A., Lissabon; Somague – Sociedade de Construҫões, Sintra; Quadrante Engenharia, Lissabon u. Coba, Lissabon (Ingenieure); Profico Ambiente, Lissabon (Landschaftsarchitektur); Peri, Queijas (Projektbetreuung, Schalung, Traggerüst, Logistik)
Bauherr: EDP Energias de Portugal, Lissabon
Standort: Vila Real, Alijó, Portugal
Fertigstellung:
2016
Bildnachweis: Peri, Weißenhorn

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