Stall-Haus in Lumbrein

Hartbetonboden, pigmentiert und geglättet

Der kleine Ort Lumbrein ist eingebettet in die Lumnezia, eines der größten Seitentäler des Bündner Oberlands. Durch ihre geografische Abgeschiedenheit ist die Region bis heute weitgehend landwirtschaftlich geprägt. Nachdem Morger + Dettli bereits im Jahre 2010 das Wohnhaus Trancauna in Lumbrein realisierten, wurde 2012 in unmittelbarer Nähe das Stall-Haus fertiggestellt. Es handelt sich dabei um einen alten, ungenutzten Kuhstall, der sich in Hanglage am südlichen Dorfrand befindet und ursprünglich in der für das Bündnerland typischen Strickbauweise errichtet wurde: Im unteren, geschlossenen Bereich befanden sich die Stallungen der Kühe, im oberen Bereich, getrennt durch einen Zwischenboden, das über 5,00 Meter hohe Heulager. Im Rahmen des Umbaus zum Ferienhaus entstanden ca. 170 m² Wohnfläche auf 2,5 Geschossen – die bestehende Struktur blieb dabei erhalten. Der alte Stall wurde weitgehend entkernt und das neue Haus, ebenfalls in Holzbauweise gefertigt, eingestellt. Dieses „Haus-im-Haus“-Prinzip gewährleistet die Nutzung der alten Strukturen und den behutsamen Umgang mit dem erhaltenswerten Bestand.

Der Wohnraum wird durch zwei markante Objekte geprägt: den im Zentrum des Raumes aufragenden, pyramidenförmigen Kamin mit Sitzbank, die den Raum in „Wohnen“ und „Essen“ zonieren, und den Küchenblock, der aus eingefärbtem Beton in einem Stück gefertigt wurde
Von außen ist der Umbau so gut wie nicht wahrnehmbar; auch die alten Stalltüren konnten erhalten bleiben
Nach dem Entkernen wurde der neue Holzbau eingestellt, die alte Holzfassade dient als Sonnen- und Sichtschutz

Im Innern des Wohnhauses gibt es zahlreiche Durchdringungen von Alt und Neu, da es notwendig war, die tragenden Strukturen zu erhalten. Die alten Balken und Strickwände waren durch die vorherige Nutzung stark beansprucht und wurden aufwendig gesäubert und in das neue Haus integriert. Von außen ist der Eingriff so gut wie nicht wahrnehmbar. Der bestehende Strick dient als Fassade und Sonnenschutz gleichermaßen. Er gewährleistet Belichtung und Ausblick und verhindert gleichzeitig ungewollte Einblicke. Auch die alten Stalltüren wurden erhalten.

Der Neubau wird über einen neuen Vorplatz an gleicher Stelle wie ehemals der Stall erschlossen. Wo sich einst die Stallungen befanden, gliedern die bestehenden beiden Querwände das Erdgeschoss. Das Entree mit der Erschließung des Obergeschosses trennt den Schlafbereich mit zwei Schlafkammern sowie Dusche und WC vom hangseitig liegenden Haustechnikbereich. Über einen 7,00 Meter hohen Treppenraum gelangt man in das 4,70 Meter hohe, lichtdurchflutete Obergeschoss. Den größten Teil dieses Geschosses nimmt der Wohnraum ein. Er wird durch zwei markante Objekte geprägt: den im Zentrum des Raumes aufragenden, pyramidenförmigen Kamin mit einer Sitzbank, die den Raum in „Wohnen“ und „Essen“ zoniert, und den Küchenblock, der aus eingefärbtem Beton in einem Stück gefertigt wurde. Kamin, Küchenblock und Boden scheinen wie aus einem Guss. Große Öffnungen im Neubau gewähren Ausblick ins Tal. Bergseitig wurde in einer weiteren Ebene ein Bettenlager eingefügt.

Die Tradition des Holzbaus spiegelt sich in der Konstruktion des Neubaus wider. So kommt im EG die Strickbauweise und im Obergeschoss eine Holzständerkonstruktion zum Einsatz. In der Materialität beschränkt sich der Neubau auf wenige, ursprüngliche Baustoffe. Die Bodenbeläge sind aus eingefärbtem Beton. Das alte Stalldach wurde durch ein neues Kupferdach ersetzt, und die Holz- und Schreinerarbeiten sind in Fichte ausgeführt. Außerdem werden Stahlbauteile aus schwarzem, rohem, gewachstem Rundstahl für den Handlauf der Treppe sowie die Leiter ins Bettenlager verwendet.

Boden
Einen schönen Kontrast zu den alten und neuen Holzbauteilen stellen die Böden aus dunkelgrau pigmentiertem Beton her. Sie bestehen im Erdgeschoss aus einer 8 cm dicken Schicht Hartbeton auf einer Trittschall- und Wärmedämmung. Da der Boden so dunkel wie möglich sein sollte, enthält er den maximal möglichen Anteil schwarzer Pigmente. Aus Kostengründen ist, wie bei solchen Böden üblich, nur die obere Schicht von etwa 3 bis 4 cm eingefärbt. Der als relativ feste Masse eingebrachte Beton wurde lediglich geglättet, sodass charakteristische Schlieren und feine Unebenheiten erhalten blieben. Die Oberfläche wurde zuerst geölt und erhielt dann eine Imprägnierung, die den Farbton nochmals intensiviert und einen matten Glanz erzeugt.

Dem Beton für den Küchenblock wurde der gleiche Anteil schwarzer Pigmente beigemischt. Da der Kamin aufgrund seiner Größe und konischen Form nicht betoniert werden konnte, ist seine Oberfläche mit einer betonähnlichen Spachtelmasse behandelt, die ebenfalls schwarze Pigmente enthält.

Quelle: Morger Dettli Architekten, Basel / Marion Plassmann

Bautafel

Architekten: Morger + Dettli Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Conzett Bronzini Gartmann, Chur (Tragwerksplanung); Alig & Co., Vrin (Holz-& Schreinerarbeiten); Walo Bertschinger, Zürich (Hartbetonboden)
Bauherr: privat
Standort: Trancauna 18, 7148 Lumbrein, Schweiz
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Morger + Dettli Architekten, Basel; Fotos Ruedi Walti, Basel

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