Städel Museum in Frankfurt a.M.

Unterirdische Erweiterung des Kunstmuseums

Gegenüber der Frankfurter Altstadt am südlichen Mainufer befindet sich das Städelmuseum. Als eines der ältesten Museen Deutschlands wurde es 1815 als Kunstinstitut vom Mäzen Johann Friedrich Städel gegründet, bekam jedoch erst knapp 20 Jahre später ein eigenes Ausstellungsgebäude. Seinen heutigen Standort bezog das Kunstmuseum im Jahr 1878. Seither sorgten zahlreiche Erweiterungen und Modernisierungen für den Erhalt des Gebäudes und die stetige Weiterentwicklung der Kunstsammlung.

Innenraumansicht des größten Ausstellungsraums
Eine weiße, breite Treppe führt in die neuen Ausstellungsräume
Repräsentative Sandsteinfassade des Städelmuseums von 1878

Da im Bestandsgebäude nicht mehr genug Platz für neue Exponate vorhanden war, entschied man sich für einen Erweiterungsbau, um den neu erworbenen Sammlungsbereich der Gegenwartskunst angemessen präsentieren zu können. So wurde ein internationaler Wettbewerb ausgelobt, aus dem das ortsansässige Architekturbüro Schneider und Schumacher als Sieger hervorging.

Sanierung und Modernisierung
Die neue Ausstellungshalle mit mehreren Depots und Funktionsräumen ist insofern ungewöhnlich, als dass sie nicht unmittelbar gestalterisch in Erscheinung tritt. Unter dem Städelgarten gelegen, wird der neue, im Erdreich vergrabene Baukörper lediglich durch einen grasbewachsenen, flachen Hügel mit 195 runden, rastermäßig auf der Rasenfläche verteilten Oberlichtern sichtbar. Auf diese Art und Weise konnten über 4.100 m² Ausstellungsfläche hinzugewonnen werden, ohne dass ein neuer, überirdischer Anbau mit entsprechend moderner Formensprache das monumentale Gebäude mit seiner repräsentativen Natursteinfassade beeinträchtigt hätte.

Vom zentralen Eingangsbereich im Altbau auf der Mainseite gelegen, führt eine vorhandene Treppe, welche im Zuge der Baumaßnahmen durch das Öffnen zweier Bogenfelder verbreitert wurde, auf die tiefer gelegene Ebene des großzügigen Foyers. Von hier aus gelangen die Besucher über eine neue Treppe in den hellen, unterirdischen Erweiterungsbau.

Die nach oben gewölbte Ausstellungshalle misst am höchsten Punkt 8,20 m und wird durch ein modulares Wandsystem in großzügige Bereiche unterteilt. Das geschwungene Dach wird lediglich von 12 schlanken Stahlbetonstützen und den umlaufenden Außenwänden getragen und überspannt den großen Raum ansonsten frei. In die Dachkonstruktion wurden 1,50 bis 2,50 m breite, sphärisch gekrümmte Oberlichter integriert, die als „Augen der Kunst“ bezeichnet werden. Sie versorgen den unterirdischen Bau mit ausreichend Tageslicht. Zudem beherbergen die mehrschichtigen Oberlichtaufbauten sowohl ein Sonnenschutzsystem gegen direktes Licht als auch einen Ring mit kalt- und warmweißen lichtemittierenden Dioden (LED), die den Tageslichteinfall bei Bedarf unterstützen. Jedes einzelne Oberlicht lässt sich separat bedienen und ansteuern, sodass differenziert auf den Lichtbedarf der jeweiligen Raum- und Ausstellungssituation reagiert werden kann.

Die neue Ausstellungshalle wurde als nachhaltiger Museumsbau konzipiert, was bedeutet, dass die hohen klimatischen Ansprüche mit einem möglichst geringen Energieaufwand erfüllt werden. Bedingt durch die unterirdische Lage sind die äußeren Einflussfaktoren und Wärmeverluste nicht zuletzt wegen der kompakten Bauweise erheblich kleiner als bei überirdischen Bauen. Die benötigte Restenergie wird über Geothermie erzeugt. Insgesamt 35 Erdsonden in je 90 m Tiefe erwärmen das in ihnen zirkulierende Wasser. Eine Wärmepumpe bringt die Temperatur anschließend auf Heizniveau und die erzeugte Wärme wird über Schläuche im Fußboden an die Innenräume abgegeben. In den Wintermonaten wird die Halle mit diesem System geheizt, im Sommer wiederum gekühlt.

Eine zusätzliche Lüftungsanlage gewährleistet den erforderlichen hygienischen Luftwechsel und sorgt für die notwendige Be- und Entfeuchtung in der Halle. Ausgestattet mit einer effizienten Wärmerückgewinnung entzieht die Anlage der gebrauchten Luft die Wärme und führt sie der kalten Frischluft wieder zu. Über speziell entwickeltet Fugen am unteren Ende der weißen Ausstellungswände erfolgt die Luftverteilung in den einzelnen Bereichen.

Der Neubau stellt die bislang größte und spektakulärste Erweiterung des Städelmuseums dar. Im Dezember 2011 konnte der Altbau nach Sanierungsmaßnahmen wiedereröffnet werden, der Erweiterungsbau erlebte im Februar 2012 seine Premiere.

Bautafel

Architekten: Schneider+Schumacher, Frankfurt a.M.
Projektbeteiligte: Bollinger und Grohmann Ingenieure, Frankfurt a.M. (Tragwerksplanung); Drees & Sommer, Frankfurt a.M. (Projektsteuerung); Seele Sedak, Gersthofen (Sphärisch gekrümmtes Glas)
Bauherr: Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M.
Fertigstellung: Februar 2012
Standort: Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt a.M.
Bildnachweis: D. Haas-Arndt, Hannover und Norbert Miguletz für das Städel Museum, Frankfurt a.M.

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