Sportanlage Heerenschürli in Zürich

Leuchtend grüne Zäune als gestaltendes Element

Nach dreißigjähriger Betriebszeit war eine der größten Rasensportanlagen Zürichs in die Jahre gekommen und die veralteten Flächen für Leichtathletik und Tennis längst nicht mehr so gefragt wie in vergangenen Tagen. Die Stadt Zürich entschied sich daraufhin für die Neuordnung der Spielfelder und schrieb 2005 einen Wettbewerb aus, den die Berliner Landschaftsarchitekten Topotek 1 gemeinsam mit dem Zürcher Architekturbüro Dürig mit ihrem Entwurf Immergrün für sich entscheiden konnten.

Zentraler Platz mit Eichenbank
Die Zäune sind teilweise als doppelte Maschengeflechte in zwei verschiedenen Grüntönen ausgebildet
Die gesamte Sportanlage Heerenschürli ist der Öffentlichkeit zugänglich und gegliedert durch ein zentrales Achsenkreuz

Die 15 ha große Anlage mit dem Namen Heerenschürli gehört zum nordöstlich gelegenen Ortsteil Schwamendingen und liegt in einem heterogenen Umfeld mit Wohnquartieren zwischen großmaßstäblicher Industrie, einem Naturschutzgebiet und einem Autobahnkreuz. Durch die Neuordnung sollte keine reine Sportanlage, sondern zugleich ein Quartierspark für die angrenzenden Ortsteile entstehen. So wurden zwei Drittel der Anlage neu überplant, die vorhandenen Sportflächen im westlichen Teil des Areals blieben weitgehend unverändert.

Die gesamte Anlage ist der Öffentlichkeit zugänglich und wird durch ein zentrales Achsenkreuz gegliedert, dessen Kreuzungspunkt sich zu einem langgestreckten Platz nach Osten weitet. Den dortigen Abschluss bildet das eingeschossige, in Grüntönen gestaltete Garderoben- und Verwaltungsgebäude mit angeschlossenem Restaurant. Eine darüberliegende wellenförmig gebogene, leuchtend grüne Hülle teilt das Dach in eine steil abfallende Westseite und eine flacher abfallende Ostseite, die die Tribüne aufnimmt.

Der langgestreckte Platz ist mit Bäumen bepflanzt. In dessen Zentrum wurde ein 40 m langes und drei Meter breites Eichenholzdeck platziert, welches als überdimensionale Sitzbank dient. Von hier aus sind alle Felder über ein Netz aus asphaltierten Wegen erreichbar. Für den motorisierten Verkehr ist die Sportanlage gesperrt, PKW-Stellplätze befinden sich am Nord- und Südeingang, Stellplätze für Fahrräder im Süden des Areals und am Garderobengebäude.

Nach den Umbaumaßnahmen entsprechen zwei Fußballfelder nun den Anforderungen für die erste Liga, dazu kommen zehn weitere Trainingsplätze unterschiedlicher Größe und ein Baseballfeld, welches die internationale Richtlinien erfüllt. Eine Skateranlage, ein Garderoben- und ein Werkhofgebäude sowie eine Eishalle ergänzen das umfangreiche Freizeitangebot der neuen Sportparks.

Sicherheit
Die gesamte Gestaltung der Sportanlage ist geprägt durch das Zusammenspiel verschiedener Grüntöne. Hohe Ballfangzäune dienen als reguläre Abgrenzungen zwischen den einzelnen Fußballfeldern und werden zum dominierenden gestalterischen Element: Mit sechs Metern sind sie höher als notwendig, teilweise sind sie als zweilagige Maschengeflechte in unterschiedlichen Grünnuancen ausgebildet. Durch diese Überlagerung entstehen interessante Interferenzeffekte, die je nach Blickwinkel variieren.

Die Ballfangzäune bestehen aus einem hochfesten, korrosionsbeständigen Stahldrahtgeflecht, das normalerweise zur Böschungsstabilisierung eingesetzt wird. Die Maschen sind hochkant rautenförmig, der Drahtdurchmesser beträgt 3 mm. Die Maschengröße ist so gewählt, dass ein Besteigen der Zäune möglichst ausgeschlossen wird. Der Ballfangzaun hinter der Base, dem Abschlagbereich des Baseballfeldes, erreicht eine Höhe von 11,5 m. So soll garantiert werden, dass keine Bälle auf die angrenzenden Wege und Spielfelder fliegen.

Bei Spielen der ersten Liga erfolgt die temporäre Absperrung der beiden ligatauglichen Fußballfelder durch den Einsatz von Toren und Rollzaunsystemen. Auf diese Weise wird bei Spielen der Zugang kontrolliert und gewaltbereite Fans werden zurückgehalten.

Für Fußgänger und Radfahrer ist die gesamte Anlage jederzeit durchquerbar. Die Beleuchtung der Hauptwege erfolgte nach Vorgabe und in Abstimmung mit den Elektrizitätswerken der Stadt Zürich. -us

Bautafel

Architekt: Topotek 1, Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin (Freiraumgestaltung) und Dürig Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Hans H. Moser, Zürich (Bauingenieure Sportanlagen); Amstein & Walthert, Zürich (Elektroplanung Sportanlagen); WUS-Architektur, Stuttgart (Bewässerungsplaner Sportanlagen); J. Grob & Partner, Winterthur (Gebäudestatik); Mettler + Partner, Zürich (Elektroplanung Gebäude); Haerter & Partner, Zürich (HLKS-Planung Gebäude); Geobrugg, Romanshorn (Hersteller Stahldrahtgeflecht)
Bauherr: Grün Stadt Zürich
Fertigstellung: 2010
Standort: Helen-Keller-Straße 20, 8051 Zürich
Bildnachweis: Stadt Zürich und Hanns Joosten, Berlin

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