Sport- und Freizeitbad Bambados in Bamberg

Holzvergaser-BHKW, Gasbrennwertkessel und Photovoltaik-Anlage

Am östlichen Rand der oberfränkischen Stadt Bamberg liegt das Sport-, Familien- und Freizeitbad Bambados. Mit einer Wasserfläche von rund 1.800 m² ist es nicht größer als die meisten Bäder dieser Art, es verbraucht aber zwei Drittel weniger Energie. Möglich macht das die Passivhausbauweise und eine ausgeklügelte Gebäudetechnik. Das Energiekonzept beruht auf drei Säulen: dem hochgedämmten und luftdichten Baukörper, energiesparender Wasseraufbereitungstechnik und einer Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis klimaneutraler Holzhackschnitzel. Entworfen wurde das Schwimmbad vom Planungsbüro Rohling aus Osnabrück.

Kunst am Bau vor dem Eingang
Ausgeklügelte Haustechnik und Passivhausbauweise reduzieren den Energieverbrauch des Schwimmbades um mehr als die Hälfte
Freizeitbecken

Um ein energetisch günstiges Verhältnis von Oberfläche zu Volumen zu erreichen, entschieden sich die Architekten dafür, den Grundriss des Gebäudes in Form eines Kieselsteins auszubilden. Die Energiezentrale ist in ein Nebengebäude ausgelagert. Das Hallenbad selbst besitzt eine Gesamtfläche von rund 13.500 m². Es bietet einen Sportbereich für Schul- und Vereinsnutzung mit 8 x 50 Meter Schwimmbecken, eine Badelandschaft mit 350 m² großem Freizeitbecken und zwei Großwasserrutschen sowie eine großzügige Saunaanlage. Zu ihr gehören fünf Saunen und ein Dampfbad. Daneben gibt es einen Umkleidebereich und Räume für Verwaltung, Gastronomie und Wellness. Über den zweigeschossigen Schwimmbadzonen befindet sich ein Dachgarten mit Warmwasser-Außenpool. In den Gesamtkomplex wurde außerdem ein bestehendes Freibad integriert.

Die Außenhülle des Schwimmbads ist luftdicht ausgebildet und selbst in den Tiefgeschossen von einer bis zu 40 cm dicken Dämmschicht umgeben. Auch die zur Gründung des Gebäudes eingesetzten Bohrpfähle wurden wärmegedämmt. Während die Fassade Richtung Norden hin weitgehend geschlossen ist, besteht die Südseite aus großen Fensterflächen mit Dreifachverglasung. Die Fenster dienen als Testfeld für zwei neuartige Konstruktionen. Eine Variante enthält ein wärme- und schalldämmendes Aerogel im Scheibenzwischenraum, die zweite Variante besitzt zwei Folien anstelle des innenliegenden Glases.

Energiekonzept
Ein mit Holzhackschnitzeln betriebenes Blockheizkraftwerke (BHKW) versorgt das Freizeitbad mit Wärme und speist zusätzlich Ökostrom ins öffentliche Netz. Die thermische Leistung beträgt 230 kW, die elektrische Leistung 150 kW. Eine Holzvergaseranlage erzeugt aus Hackschnitzeln Holzgas, das den Motor des BHKW antreibt. Die Hackschnitzel lagern unterirdisch im Bunker unter der Energiezentrale im Nebengebäude. Das BHKW deckt die Grundlast des Schwimmbades ab. Für die Spitzenlast heizen drei Erdgas-Brennwertkessel mit je 450 kW zu. Das Hackschnitzel-Heizmaterial baut der Betreiber, die Stadtwerke Bamberg, selbst an. Dafür haben sie 2011 auf 25 ha Fläche im nah gelegenen Wasserschutzgebiet schnell wachsende Pappeln aus Kurzumtrieb angepflanzt. Die Ernte der Pappeln erfolgt alle fünf bis sechs Jahre. Die Bäume sollen 65% des Brennstoffbedarfs abdecken.

Alle Lüftungsanlagen, ausgenommen die Dunstabzüge der Gastronomie, besitzen eine Wärmerückgewinnung (WRG). Die Ventilatoren in den Lüftungsgeräten werden mit Antriebsmotoren der aktuell besten erhältlichen Effizienzklasse betrieben. Um Verdunstungsverluste der Wasseroberfläche zu minimieren, wird die relative Luftfeuchte angehoben, die Hubböden der Schwimmbecken nachts hochgefahren und die Wasserfläche abgedeckt. Darüber hinaus kam ein neu entwickeltes Beckenrandsystem zum Einsatz: Die sogenannte Bamberger Rinne (Sonderanfertigung, benannt nach diesem Projekt) reduziert durch ihre spezielle Form die Wasserverdunstung im Bad erheblich.

Auf dem Dach des Erlebnisbades befindet sich eine Photovoltaik-Anlage. Sie produziert in Spitzenleistung 216 kW umweltfreundlichen Strom. Es ist eine Bürgersolaranlage, d.h. sie gehört 60 Bamberger Bürgern, die sie finanziert haben. Für das Gesamtkonzept wurde das Bad mit dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgelobten BMWi-Preis „Energieoptimiertes Bauen 2009“ ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Planungsbüro Rohling, Osnabrück
Projektbeteiligte: Planungsbüro Rohling, Osnabrück (Energieplanung); Passivhaus-Institut in Darmstadt (Energieberatung/Blower-Door-Test); Vedag, Bamberg/Refa Dachbau, Freiberg am Neckar (Flachdach); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Beckenrandsystem); Holzenergie Wegscheid, Wegscheid (Hersteller Holzvergaser-BHKW)
Bauherr:
Stadtwerke Bamberg
Fertigstellung: November 2011
Standort: Pödeldorfer Straße 174, 96050 Bamberg
Bildnachweis: Stadtwerke Bamberg

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