Split House in Asker

Begrüntes Flachdach zur Einbindung in den Hang

Der Oslofjord verläuft schmal von Süden ins Landesinnere, um sich dann aufzuweiten und in einem breiten U-Turn zu enden. So entsteht ein weites Becken, an dessen Nordostseite sich die norwegische Hauptstadt ausdehnt. An den Uferseiten des Fjords liegen einige Vororte, darunter auch die Gemeinde Asker. Einar Jarmund und Håkon Vigsnæs vom Architekturbüro JVA aus Oslo planten dort ein Wohnhaus, an einem grasbewachsenen Hanggrundstück direkt am Wasser. Die Räume sollten bestmöglich zum Fjörd ausgerichtet sein, ohne das bestehende bauliche Umfeld einschließlich dessen Aussicht zu beeinträchtigen.

Eingang mit Dachüberstand
Die Fassade der oberen Etage ist mit Zedernholzpaneelen bekleidet, die untere Ebene mit Naturstein (Südansicht)
Das Gebäude soll den Ausblick der Nachbarn möglichst wenig beeinträchtigen (Nordostansicht)

Das Ergebnis ist das sogenannte Split House, ein zweigeschossiges Gebäude, dessen untere Ebene tief ins Erdreich gebettet ist, dessen obere Ebene die Erschließung übernimmt und dessen begrüntes Flachdach direkt in den Hang übergeht. Im Grundriss sind die Räume auf beiden Etagen dem Hang entsprechend aufgereiht in Form eines langen, von Westen nach Osten leicht geknickt verlaufenden Riegels; sie öffnen sich zum Fjord in östliche Richtung. Ein mehreckiger Vorbau umfasst den Eingang, der sich an der zentralen Treppe vorbei zu einem raumhoch verglasten Wohnraum aufweitet. Dieser schließt direkt an Küche und Esszimmer an, die Teil des rückwärtigen Riegels sind. Auf der unteren Ebene befinden sich im Vorbau Schlafräume und ein weiterer Wohnraum. Sie öffnen sich mit Fenstern nach Süden und Osten. Die im Hang eingegrabenen Räume dienen als Badezimmer, Weinkeller und Lager, Fitness-, Technik- und Waschraum. Ein schmaler Lichtschacht an der Nordseite führt Tageslicht in ein großes Bad und den zentral gelegenen Multimediaraum. Im Obergeschoss befindet sich an dieser Stelle ein separates Appartment. Es verfügt über einen eigenen Eingang im Norden und Zugang zur Diele des Hauses. Freibereiche erweitern die Wohnräume auf beiden Ebenen: Oben ist eine teilweise verglaste Loggia übereck geführt und mündet in einer Dachterrasse am Kamin. Auf der unteren Etage erstreckt sich eine lange Terrasse parallel zum Ufer.

Die Innenräume sind geprägt durch eine vertikale und naturbelassene Holzbekleidung an den Wänden und Parkett als Bodenbelag. Die warmen Holztöne stehen im Kontrast zu den weiß gestrichenen Decken, weißen Fensterrahmen und weißen Pfosten innerhalb der Glasfassaden. Von außen sind die Fassaden der oberen Etage mit senkrecht verlaufenden Paneelen aus unbehandeltem Zedernholz bekleidet, das Sockelgeschoss hingegen mit Naturstein. Auf diese Weise soll sich das Haus harmonisch in die Landschaft einfügen. Die Kellerwände und die Fundamentplatte des Gebäudes bestehen aus einem patentierten Tragsystem von EPS-Hartschaumplatten, die mit Beton gefüllt sind.

Flachdach
Das begrünte Dach des Wohnhauses ist in den grasbewachsenen Hang eingebunden: Wie eine Rampe weist es Richtung Fjord und dient zugleich als Terrasse. Oberhalb des Hauseingangs und der Loggia kragt das Flachdach aus und bildet eine geschützte Freifläche. Die Geschossdecke und das Dach sind als Verbunddeckensystem aus Stahlprofiltafeln und Ortbeton ausgeführt; die großformatigen Stahlprofiltafeln dienen als Schalung und Bewehrung zugleich. Unterseitig ist das Dach im Innenraum mit Gipskarton verkleidet. Die Fassaden aus Zedernholz werden über die Attika hinweg geführt und oben durch ein schmales Attikaprofil aus Kupfer gefasst. An den Unterseiten der Dachüberstände setzt sich die Holzbekleidung fort, sodass diese Zonen als Einschnitte in den Baukörper erscheinen.

Bautafel

Architekten: JVA Jarmund/Vigsnaes Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Einar Jarmund, Håkon Vigsnæs, Alessandra Kosberg, Stian Schjelderup, Claes Cho Heske Ekornås (Mitarbeiter Architekturbüro)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2013
Standort:
Asker, Norwegen
Bildnachweis: Nils Petter Dale, Oslo

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