Sonnen- und Tageslichtblenden

Die Anforderungen an Fenster und Glasfassaden, Innenräume blendfrei mit Tageslicht zu versorgen und dabei gleichzeitig einen adäquaten Sonnen- und Wärmeschutz zu gewährleisten, führt unmittelbar zum Stichwort "konstruktives Entwerfen". Sonnen- und Tageslichtblenden müssen demzufolge nicht nur funktional und materialgerecht konstruiert sein sowie gestalterisch überzeugen, sondern darüberhinaus Aufgaben der Thermodynamik, des Energiehaushalts, des Regenschutzes bis zu einem allgemeinen Schutz der gesamten Fassadenkonstruktion übernehmen. Folgende Beispiele erläutern diese konzeptionellen Überlegungen:

  • Max Planck Institut Dresden, Architekten Mikko Heikkinen und Markku Komonen mit Henn Architekten: Aluminiumgitteroste hängen über Servicebrücken und mit Zugseile gehalten ca. 40 cm vor der hinteren Fassadenebene, die aus Fenstern und Paneelen besteht. Geometrische Lichtwinkel-Konstruktionen simulierten im Planungsprozess das Zusammenspiel von Tageszeit, Jahreszeit und zunehmender bzw. abnehmender Verschattung. Eventuelle zusätzliche innenliegende Verschattungselemente sind nicht vorgesehen und auch nicht notwendig.


  • Mabeg Office Box, Soest, Architekt Nicholas Grimshaw & Partners: Horizontale Streifen aus perforierten Aluminiumblechen werden punktförmig an vertikal laufenden Aluminiumschienen vor den Fensterprofilen gehalten. In ihrer Eleganz und Leichtigkeit erinnern diese Blenden an die Landeklappen von Flugzeugflügeln.


  • Kulturzentrum in Noumea/Neu-Kaledonien, Architekten Renzo Piano Building Workshop: Gekrümmte Holzschalen aus vertikalen Leimschichtholzbindern und horizontalen Stahlrohren sollen an die traditionelle Architektur der Ureinwohner erinnern. Zwischen den "Rippen" sind Jalousien und Lamellenfenster angeordnet. Die ungewöhnliche Konstruktion kombiniert Windschutz und Sonnenschutz mit natürlicher Lüftung durch die Thermik im Fassadenzwischenraum.


  • Institut du Monde Arabe, Paris, Architekt Jean Nouvel: Kameraähnliche Blenden sind vollflächig in gläserne Fassadenpaneele eingearbeitet. Die Blenden erlauben eine stufenlose und präzise Regulierung des Lichteinfalls, da sie sich computergesteuert selbsttätig öffnen und schließen.


  • Bibliotheque Nationale, Paris, Architekt Dominique Perrault: Ein hauchfeines Metallgitter, sogenannte Panzertrasse hängt vor der Ganzglasfassade. Diese gazeartige Schicht ermöglicht zwar Sichtbezüge aus dem Innenraum nach draußen, wirkt aber gleichzeitig als Weichzeichnungsfilter für das eindringende Sonnenlicht.

Bildnachweis: Werner Huthmacher

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