Signaletik – Orientierung im Raum
Edition Detail, München 2012
1. Auflage, 168 Seiten, Format 23 x 29,7 cm
Preis: 59 EUR
ISBN 978-3-920034-71-3
Orientierung findet auf mehreren Ebenen statt und hat
verschiedene Bedeutungen für den Menschen – von der geografischen
Verortung über seine Position innerhalb eines Raums bis hin zur
gedanklichen Orientierung. In geografisch-räumlichen Zusammenhängen
funktioniert sie, wenn die Strukturen dementsprechend angelegt sind
oder ganzheitlich geplant wurden. Sich orientieren zu können, kann
in Gefahrensituationen lebensnotwendig sein, im Normalfall beruhigt
es, verleiht Sicherheit und schenkt Zeit.
Einen umfassenden Überblick über die Teilaspekte und Werkzeuge bei
der Planung von Leit- und Orientierungssystemen sowie eine Vielzahl
prägnanter gebauter Beispiele bietet der Leitfaden Signaletik –
Orientierung im Raum. Grundsätzlich wird hervorgehoben, wie
wichtig eine gute Einbindung der Signaletik in die Architektur und
wie entscheidend dafür die frühe Kooperation aller Disziplinen ist:
vom Architekten über den Fachingenieur bis hin zum Lichtplaner,
Kommunikations- und Mediendesigner oder Gestalter digitaler
Informationstechniken – deren Schnittmenge würde häufig
unterschätzt. Steht ein Gebäudeleitsystem erst am Ende einer
Planung, kollidieren die unterschiedlichen Gewerke; es kann zur
Doppelung von Leuchtsystemen kommen, die Haustechnik verdeckt die
Beschilderung oder die Kennzeichnung der Rettungswege wird nicht
miteinbezogen.
Interessant zu lesen ist die Beschreibung kultureller Unterschiede
beim Verständnis von Zeichen und Symbolen im Artikel „Integrierte
Signaletik" von Hubert Nienhoff: So wäre beispielsweise Otl Aichers
Piktogramm einer Dame im Mini für den Sanitärbereich Damen in
traditionell muslimischen Regionen undenkbar.
Im Gegensatz zur negativen Berichterstattung in derzeit fast allen
Medien wird der Flughafen Berlin Brandenburg hier als
Positivbeispiel genannt für eine besonders gelungene Planung des
Orientierungssystems. Seine ganzheitliche Gestaltung, die
ausgewählten Materialien, Kubaturen und Farben seien nicht nur
frühzeitig in einer Art Handbuch festgelegt, sondern auch trotz der
Vielzahl an Planungsbeteiligten umgesetzt worden (derzeit ist
bekanntlich nicht absehbar, wann und wie er letztendlich eröffnen
wird). Bei solchen Großprojekten (ein anderes Beispiel ist das
Green Point Stadium im südafrikanischen Kapstadt) ist es sehr
wichtig, dass ein Leitsystem
auf verschiedenen Maßstabsebenen funktioniert und lesbar ist, ohne
allgemeingültigen Verkehrszeichen oder lokal genutzten Signalen in
die Quere zu kommen. Im Idealfall beginnen Signaletik und
Leitsystem an der Autobahn und enden am Gate bzw. Zuschauersitz.
Eine einfache, sinnfällige und eindeutige Architektur ist dabei
hilfreich, ebenso die Unterstützung durch Tageslicht zur intuitiven
Orientierung (auch Haptik, Akustik, Temperatur und Geruch spielen
eine Rolle).
In ihrem Artikel zum „Universal Design“ bemerkt Beate Kling, dass
aus der Umsetzung eines Gestaltungsprinzips für möglichst viele
verschiedene Menschen immer ein Kompromiss resultiere: So könnten
starke Farben und große Lettern Sehbehinderten die Orientierung
erleichtern, Menschen mit gutem Sehvermögen aber auch empfindlich
stören.
Überzeugend sind nicht nur die spannend geschriebenen Fachartikel,
sondern viele vorgestellte Bauwerke, die einen unkonventionellen,
überraschenden Umgang mit Farben und Formen, Zeichen und Schrift
zeigen. Es macht Spaß, dieses Buch zu durchblättern und zu lesen.
Einige der für Signaletik beispielhaften Bauwerke finden sich auch
im Baunetz Wissen (siehe Objekte zum Thema und
Surftipps). -us
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Surftipps
- http://shop.detail.de/de/signaletik-orientierung-im-raum.html
- http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Bad-und-Sanitaer-Kapselhotel-9-h-quot-in-Tokyo-J_1294095.html
- http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Boden-Museum-fuer-moderne-Kunst-in-Bozen-I_1106973.html
- http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Fassade-Family-Box-in-Peking-CN_1455897.html