Siedlungshaus in Ingolstadt

Konzentration auf das Nötige

Archetypischer kann ein Wohnhaus kaum ausfallen: ein vom Satteldach gekrönter Quader, der ganz ohne Anbauten, Gauben, Balkone oder Erker auskommt. Entworfen wurde das schlichte Kleinod von dem Münchener Architekten Harald Kettner. Er schuf mit dem Gebäude ein modernes Siedlungshaus, das nicht von Verzicht spricht, sondern von der Konzentration auf das Nötige in seiner schönsten Form.

Siedlungshaus in Ingolstadt
Siedlungshaus in Ingolstadt
Siedlungshaus in Ingolstadt

Das Wohnhaus steht in einer typischen Wohnsiedlung mit Ein- und Zweifamilienhäusern im Ingolstädter Vorort Unsernherrn. Mit seinen bescheidenen Abmessungen und seiner klassischen Form nimmt es durchaus Bezug auf die umgebende Siedlungsarchitektur, übersetzt die Typologie aber in eine neue, adäquate Sprache. Großflächige Fenster und breite Schiebetüren öffnen das Haus zu Terrasse und Garten. Das Dachgeschoss, mit einem großen Raumvolumen, wirkt als eine geschlossene anthrazitgraue Fläche und lässt zugleich über großformatige Dachfenster sehr viel Tageslicht nach innen. Dieses Prinzip - großflächige Öffnungen zu wählen, die sich  auf wenige Elemente reduzieren - setzt sich beim Hauseingang fort, der gleich einer Holzintarsie die ansonsten geschlossene Fassade akzentuiert.

Im Inneren wird das Gebäude durch einen dreigeschossigen, offenen Treppenraum in der Mitte des Hauses geprägt. Da sich die Treppe vom Keller bis zum Dachgeschoss erstreckt, wird dieser Erschließungsbereich durch die großen Dachfester großzügig mit Tageslicht belichtet. Im Erdgeschoss bilden Gästezimmer, Gästebad und Eingangsgarderobe einen eigenen halböffentlichen Bereich, der deutlich von den Wohnräumen der Bauherren abgegrenzt ist. Zentraler Treffpunkt und Mittelpunkt des Alltagslebens ist ein großzügig dimensionierter Essplatz, der in eine offene Küche mündet. Daran anschließend lädt ein drei Stufen tiefer liegendes Kaminzimmer zum Entspannen ein.

Mauerwerk
Der Münchner Architekt beschränkte sich auf wenige, traditionelle und naturnahe Baustoffe der Region. „In Abstimmung mit dem Bauherrn entschied ich mich für porosierte Blockziegel, die durch ihren hohen baulichen Wärmeschutz zugleich wirtschaftlich und ökologisch sind“, erklärt Harald Kettner. Mit einer Mauerwerksdicke von 36,5 Zentimetern wird ein Wärmedurchgangswert der verputzten Fassade von rund 0,20 W/(m²K) erzielt. Ein Wert, der eine zusätzliche Wärmedämmung überflüssig macht. Die Wärmedämmziegel wurden mit Leichtmörtel in traditioneller Weise vermörtelt, auf eine Stoßfugen-Vermörtelung konnte verzichtet werden. Die Innenwände bestehen aus porosierten Blockziegeln. Deckenabmauerungsziegel sorgten für eine wärmebrückenminimierte Einbindung von Stahlbeton-Ortdecke beziehungsweise von Filigrandecken.

Beheizt wird das Haus mit einer Holzpelletheizung und einem klassischen Grundofen. Wandheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur (40 Grad Celsius), die ihre Wärme mit einem verhältnismäßig hohen Strahlungsanteil abgeben, lassen schon bei niedrigen Raumtemperaturen ein subjektives Wärmegefühl entstehen. Grundvoraussetzung für diese Art der Wandheizung ist eine massive hoch wärmedämmende und wärmespeichernde Wand.

Bautafel

Architekt: Harald Kettner, München
Projektbeteiligte:
Bauunternehmen Armin Höfl, Reichertshofen; Unipor, München (Blocksteine)
Bauherren: Kerstin und Manuel Muhr, Unsernherrn
Fertigstellung: 2006
Bildnachweis: Unipor, München

Fachwissen zum Thema

Ausführungsbeispiel: Maikäfersiedlung in München

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Mörtel/​Putze

Außenputz auf Porenbetonmauerwerk

Porenbeton-Planstein

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Mauersteine

Porenbetonsteine

Halterung der Wandscheiben gegen Knicken

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Baukonstruktion

Tragfähigkeit von Porenbeton

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