Servicegebäude Kreuzbergpass bei Sexten

Funkelschatz am Wegesrand

Dreieckig gefasste, bernsteinfarbene Kristalle funkeln an der Giebelseite eines neuen Gebäudes am Kreuzbergpass in Südtirol. Rätselhaft und fast sakral mutet es an – dabei erfüllt das Bauwerk mit dem spitzen Dach einen profanen Zweck: Es beherbergt ein Servicegebäude für Besuchende. Durch seine markante Architektur soll es am östlichen Eingangstor zum Unesco-Weltnaturerbe Dolomiten einen Bezugspunkt für Wandertouren und andere Freizeitaktivitäten schaffen. Entworfen und geplant wurde der Bau am Rande eines Parkplatzes von den Büros Pedevilla Architekten und Willeit Architektur.

Von Sichtbeton gerahmte Edelsteine scheinen die Giebelseite des Gebäudes zu prägen.
Das spitzgiebelige Haus soll am östlichen Eingangstor zum Unesco-Weltnaturerbe Dolomiten einen Bezugspunkt für Besuchende und Wandernde schaffen.
Lange, auskragende Vordächer formen die Traufbereiche, die Wände darunter sind mit Lärchenholz bekleidet.

Der in Sichtbeton erstellte Baukörper ist quer zur Straße positioniert und zeigt sich an den Schmalseiten geschlossen. Die Zugänge zum Gebäude sind seitlich zum Parkplatz hin orientiert und als zwei Passagen angelegt. Lange, auskragende Vordächer formen die Traufbereiche, die Wände darunter sind mit Lärchenholz bekleidet. Mit Schiebetüren, die wie die angrenzende Fassade gestaltet sind, lassen sich die zwei Passagen durch das Gebäude verschließen.

Von einladend bis undurchdringlich

Während die überdachten Eingänge im offenen Zustand einladend wirken und Durchblicke ermöglichen, erscheint der geschlossene Bau durch die einheitliche Gestaltung wie eine Schatulle, die ihren Inhalt schützt. Zum Eindruck einer Schatztruhe tragen auch weitere bernsteinfarbene Glaselemente bei, die die hölzernen Seitenwände in drei Reihen schmücken. Für das Planungsteam erinnern diese in ihrer Erscheinung an das Baumharz der Lärchen; sie sollen die beiden Materialien Beton und Holz verbinden.

Die Räume im Inneren des Gebäudes wurden weitgehend in Holzbauweise ausgeführt, die Passagen und der Hauptraum sind bis zum Sichtbetondach durchgesteckt. Neben einem Ausstellungsbereich und einer Touristeninformation sind in dem Haus Sanitäranlagen und Lager untergebracht. Im Fall eines unerwarteten Wetterumschwungs kann es zudem als Schutzhütte dienen.

Beton: Spitzer Hut aus Sichtbeton

Das spitzwinkelige Dach und die daraus folgenden statischen und schalungstechnischen Herausforderungen waren ausschlaggebend für die Wahl eines selbstverdichtenden Betons. Als Druckfestigkeitsklasse wurde C32/40 festgelegt. Die Lage 1.636 m über dem Meeresspiegel sowie die Nähe zu Straße und Parkplatz führten zu einer Einordnung in die Expositionsklasse XC4 XF4. Darüber hinaus sollte der Beton selbstverständlich wasserundurchlässig ausgeführt werden. Der Größtkorndurchmesser der Körnung beträgt 16 mm.

Mit Gesteinsmehl aus den Dolomiten

Gestalterisch war ein heller Beton gewünscht, dessen Farbe und Zuschlagstoffe sich an den imposanten Felswänden der umgebenden Landschaft orientieren. Als Grundlage wählte man einen Weißzement der Festigkeitsklasse 52,5. Für die selbstverdichtende Konsistenz war ein hoher Mehlkorngehalt nötig; als Ausgangsstoff dafür ließ man lokales Dolomitgestein verwenden, das entsprechend gemahlen wurde. Dadurch ließ sich auch die gewünschte Farbnuance des Betons erreichen. Zu berücksichtigen war zudem der nötige Luftporengehalt für die XF4 Beständigkeit. Letztlich konnte eine stabile Mischung konzipiert werden, die sich laut Generalunternehmen auch durch einen moderaten Zementgehalt auszeichnete.

Probekörper und Feinjustierungen

Nach einer Probebetonage im Werk und in enger Absprache mit dem Sichtbetonteam aus Planenden, Ausführenden und Lieferfirmen wurden nötige Feinjustierungen – etwa beim Setzfließmaß – vorgenommen. Dieses wurde bei jeder Charge vor Ort eingestellt und erst dann freigegeben. Die größte Herausforderung bei der Ausführung war die abschließende Betonage der Dachflächen, die mithilfe von zwei Betonpumpen und einer speziell gebauten Schalung jedoch bravourös gemeistert wurde. -chi

Bautafel

Architektur: pedevilla architekten, Bruneck, und willeit architektur, Gais
Projektbeteiligte: Baukanzlei Sulzenbacher, Bruneck (Tragwerksplanung, Bauphysik); Jud & Partner, Olang (HLS-Planung); Per. Ind. Georg Mutschlechner, St. Vigil / Enneberg (Elektroplanung); Lichtstudio Eisenkeil, Vomp (Lichtplanung); Kargruber Stoll, Welsberg/Taisten (Generalunternehmen)
Bauherr: Gemeinde Sexten, Südtirol / Italien
Standort: Kreuzbergpass, Sexten, Südtirol / Italien
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Gustav Willeit, Corvara / Zürich

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