Serpentine Pavillon 2019 in London

Geschwungenes Dach aus 61 Tonnen Schieferplatten

Seitdem Zaha Hadid anlässlich des 30. Geburtstags der Serpentine Gallery vor 19 Jahren den ersten Serpentine Pavillon entwarf, ist dieser fester Bestandteil des sommerlichen Londoner Kultur- und Architekturgeschehens. Jedes Jahr kreiert ein anderer angesehener Architekt in nur sechsmonatiger Planungs- und Bauphase den temporären Bau. Verantwortlich für den diesjährigen Pavillon zeichnet der japanische Architekt Junya Ishigami.

Er konzipierte für die renommierte Aufgabe ein geschwungenes Dach aus Schieferplatten, das scheinbar aus dem Boden des Parks emporsteigt.
Insgesamt 61 Tonnen unterschiedlich großer Schieferplatten aus Cumbria wurden für den Pavillon verwendet.
Die variierende Schichtung der Steine, ihre enorme Formenvielfalt und unregelmäßige Bruchkanten sorgen für einen natürlichen Eindruck.

Kontrast von Schwere und Leichtigkeit

Ishigami ist für seine experimentellen Strukturen bekannt, die traditionelle Architekturkonventionen neu interpretieren und Naturphänomene reflektieren. So arrangierte er für die renommierte Aufgabe ein 4,6 Meter hohes, geschwungenes Dach aus Schieferplatten, das scheinbar aus dem Boden des Parks emporsteigt. Der Kontrast zwischen den schweren Steinplatten und der Leichtigkeit, mit der das Dach über dem Gelände zu schweben scheint, wird durch die vielen schlanken Stützen noch betont.

Der Pavillon ist von Westen und Süden zugänglich. Durch das im Inneren sichtbare Deckmaterial entsteht ein höhlenartiger Raum, der als Rückzugsort der Besinnung und inneren Einkehr dienen soll. „Ein Stein gestaltet eine Landschaft und eine Landschaft befindet sich üblicherweise außerhalb eines Gebäudes. Ich wollte eine Landschaft erschaffen, die sowohl außerhalb als auch innerhalb des Gebäudes existiert“, erläutert Ishigami seine Herangehensweise.

Unregelmäßig gebrochene Schiefer aus Cumbria

Schiefer ist einer der ältesten Baustoffe, der weltweit – so auch in Japan – für Dacheindeckungen genutzt wird. Insgesamt 61 Tonnen unterschiedlich großer und dicker Schieferplatten aus der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands wurden für den Pavillon verwendet. Die variierende Schichtung der Steine, ihre enorme Formenvielfalt und unregelmäßige Bruchkanten sorgen für einen natürlichen Eindruck. Die Elemente sind durch Stahlnägel verbunden. Die tragende Konstruktion besteht aus einem Stahlgeflecht, dessen Knotenpunkte auf 106 schlanken Stahlstützen lasten.

Die Basis bildet ein Fundament aus Ortbeton. Die Ecken der gewölbten Dachform, die in der Aufsicht etwa dreieckig ist, sind teils gerundet. Durch ihre Aussteifung wird seitliche Stabilität gewährleistet. Geplant wurde die Konstruktion in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro, das unterschiedliche digitale Lösungen entwickelte, die von einem Team traditionell ausgebildeter Steinmetze in maßstabsgerechten Modellen auf ihre tatsächliche Umsetzbarkeit überprüft wurden.

Der Pavillon ist bis 6. Oktober 2019 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und dient als Austragungsgort für zahlreiche Veranstaltungen.

Bautafel

Architekt: Junya Ishigami,Tokio
Projektbeteiligte:
Aecom, Los Angeles (Digitale Modelle); Stage One, York (Bauunternehmer)
Bauherr:
Serpentine Gallery, London
Fertigstellung:
2019
Standort
bis Oktober 2019: Kensington Gardens, London W2 3XA, Vereinigtes Königreich
Bildnachweis: © Junya Ishigami + Associates; Photographers: Iwan Baan, Norbert Tukaj, John Offenbach, Taran Wilkhu

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