Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin

Altes Bad in neuem Glanz

Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus erregen noch immer die Gemüter. Insbesondere militärisch genutzte Bauwerke gelten als anrüchig und nicht diskutabel. Die jetzt sanierte Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin-Lichterfelde ist da keine Ausnahme. Sie entstand zwischen 1937 und 1939 auf dem Gelände einer ehemaligen preußischen Hauptkadettenanstalt, die seit 1933 der Leibstandarte-SS Adolf Hitler als Kaserne diente. Klar, dass da ein normales Bad nicht infrage kam. Stattdessen schufen die Architekten Karl Reichel und Karl Badberger die damals größte Schwimmhalle Europas mit einem überdachten 50 mal 25 Meter Becken.

Die Aufgabe der Architekten bestand in der denkmalgerechten baulichen und energetischen Instandsetzung des Gebäudes und seiner technischen Ausstattung
Der Zustand nach vier Jahre dauernden Bauarbeiten
Westfassade der zwischen 1937 und 1939 errichteten Schwimmhalle

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg zogen die US-Streitkräfte ein, nach deren Abzug 1994 ging das Schwimmbad an den Berliner Senat über. Für die nächsten zwölf Jahre diente es als Schul- und Vereinsbad, bis es 2006 wegen Baumängeln geschlossen werden musste. Nach jahrelangem Leerstand erfolgte schließlich die grundlegende Sanierung durch das Berliner Büro Veauthier Meyer Architekten. Seit 2014 ist die Schwimmhalle Finckensteinallee nach 75 Jahren ihres Bestehens erstmals für die breite Öffentlichkeit zugänglich.

Die Aufgabe der Architekten bestand in der denkmalgerechten baulichen und energetischen Instandsetzung des Gebäudes und seiner technischen Ausstattung sowie in der Anpassung an heutige Funktionsabläufe. Es galt unter anderem, die Fassaden und historisch wichtige Einbauten, wie etwa die beiden Galerien und die Innenverkleidungen aus Muschelkalk, Marmor und Putz zu erhalten und alle Sanitärbereiche geschlechtergetrennt und sichtgeschützt umzugestalten. Auch die Zugänge wurden neu aufgeteilt: Schulen und Vereine gelangen nun getrennt von den privaten Badegästen in die Schwimmhalle, die vom Zugangstor bis zum Beckeneinstieg durchgehend barrierefrei umgebaut und ausgestattet wurde. Der raumprägenden, 2.300 Quadratmeter großen Decke widmeten die Planer besondere Aufmerksamkeit. Da aufgrund der nicht belastbaren Statik an eine Wiederherstellung der ursprünglichen Glasdachkonstruktion nicht zu denken war, entschieden sie sich für eine abgehängte Akustikdecke mit integrierten Lichtfeldern, deren Gliederung an das Original erinnert, es aber nicht kopiert.

Eine schmerzhafte Vorgabe seitens des Bauherrn war die Verringerung des ehemals bis zu 4,50 Meter tiefen Beckens auf durchgehend 2,00 Meter und damit einhergehend der Abriss des historischen Sprungturms. Ausschlaggebend dafür waren – wie so oft – wirtschaftliche Gründe.

Fliesen und Platten
Im Zuge der Sanierung wurde die komplette Technik erneuert und das alte Schwimmbecken ausgetauscht. Erhalten blieben jedoch die umlaufenden Beckenkopfsteine aus Granit (Lamporphyr aus Sora) sowie die Wandverkleidung aus Trösselfelsmarmor. Beide Natursteinelemente wurden ausgebessert, die Graniteinfassung gesandstrahlt. Sämtliche Fliesen in der Schwimmhalle sind neu. Um das Becken herum verlegte man quadratische Feinsteinzeugfliesen im Format 5 x 5 cm. Entlang der Wände und der Beckeneinfassung sind sie Mittelgrau, auf dem Gang dazwischen Beige; beide sind rutschhemmend.

Das Schwimmbecken selbst ist mit weißen Steinzeugfliesen im Format 12,5 x 25 cm mit HT-Oberflächenbeschichtung ausgekleidet. Unterhalb der Graniteinfassung verläuft eine tief liegende Wiesbadener Rinne aus dem gleichen Keramikmaterial. Ungewöhnlich ist die Farbe der Markierungsstreifen am Beckenboden. Statt wie heute üblich Schwarz oder Rot sind sie in der Berliner Schwimmhalle Grün, in Nachbildung des denkmalgeschützten Bestandes. Neue Keramikfliesen kamen auch in den Umkleiden zum Einsatz. Hier wählten die Planer graue Feinsteinzeugfliesen im Format 20 x 30 cm für Boden und Sockel.

Bautafel

Architekten: Veauthier Meyer Architekten, Berlin (Andreas Veauthier und Nils Meyer)
Projektbeteiligte: Rüdiger Jockwer, Berlin (Tragwerksplanung); Müller BBM, Berlin (Akustik, Bauphysik, EnEV); Ingenierubüro Willmann, Brandenburg a.d. Havel (HLS, Elektro, Badewassertechnik, Brandschutz); Heradesign, Ferndorf (Akustikdecke); Schomburg, Detmold (Fliesenverlege- und Abdichtungssystem); FX Rauch, Berlin (Natursteinfassade); Steinunion, Berlin (Naturstein innen); Fliesenlegermeister Gerold Beck, Günstedt (Fliesen, Estrich); Villeroy & Boch, Merzig (Fliesen: Beckenumgang, Duschen, Umkleiden); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Fliesen: Rinne, Becken)
Bauherr: BBB Infrastruktur, Berlin
Standort: Finckensteinallee 73, 12205 Berlin
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Ina Schoeneburg für Heradesign / Ofischer Communications und Tobias Reckert für Veauthier Meyer Architekten, Berlin

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Schwimmhalle Finckensteinallee: Unter den Beckenkopfsteinen aus Granit verläuft eine Wiesbadener Rinne aus Steinzeug

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Zubehör

Formteile

Fliesen in Schwimmbädern müssen trittsicher sein, deshalb sorgt eine profilierte Oberfläche für die sichere Fußsohlenhaftung

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Einsatzbereiche

Schwimmbäder

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