Schutzhütte in Tellerhäuser am Fichtelberg

Rückbesinnung auf das Elementare

Fernab vom organisierten Skitourismus liegt die Schutzhütte Hutznhaisl am Fuß des Fichtelbergs im Erzgebirge. Zur Straße hin schwer und geschlossen, öffnet sich der eigenwillige Baukörper aus Beton mit großflächigen Fenstern zum Wald hin. Die vom Berliner Büro AFF Architekten geplante Hütte bietet Platz für vier bis sechs Personen und ersetzt einen Holzbungalow, der hier seit 1971 Wanderern Schutz bot, in den letzten Jahren zusehends verfiel und schließlich bei einer Auktion in den Besitz der Architekten überging. Da ein Neubau baurechtlich nicht zulässig war, nutzten die Architekten die alte Hütte als Schalung für den Neubau. Jetzt zeichnet sie sich mit ihrer Holzstruktur, der Tür und den Sprossenfenstern auf den Betonwänden im Inneren der neuen Hütte ab.

Die vom Berliner Büro AFF Architekten geplante Hütte ersetzt einen Holzbungalow, der hier seit 1971 Wanderern Schutz bot
Für die Ausführung entschieden sich die Architekten für Stahlbeton, da sie die plastischen Möglichkeiten des Baustoffs reizte, der gewöhnlich mit funktionalen Industriebauwerken assoziiert wird
Zur Straße hin schwer und geschlossen, öffnet sich die Gebäudehülle aus Beton mit großflächigen Fenstern zum Wald hin

Die bewusst spartanisch ausgefallene Ausstattung entspricht dem Wunsch der Architekten nach Rückkehr zum Elementaren. Schlicht in technischer und funktionaler Hinsicht sollte die Hütte ihre Aufgaben effizient und ohne gewagte technische Besonderheiten erfüllen. Es gibt weder fließendes Wasser, noch Strom, weder einen Spiegel noch eine Toilettenspülung. Gegen die Kälte hilft ein selbstgemachtes Feuer in einem der beiden Öfen; für Licht sorgen Kerze, Fackel oder Lampenöl.

Beton
Auch von außen sehr einfach ausgebildet, erhöht sich der niedrige Baukörper zu einer Ecke hin durch eine schräge Aufkantung, die mit einem Oberlicht versehen ist. Für die Ausführung entschieden sich die Architekten für Stahlbeton, da sie die plastischen Möglichkeiten des Baustoffs reizte, der gewöhnlich mit funktionalen Industriebauwerken assoziiert wird. Als Gesteinskörnung wählten sie den Splitt eines nahegelegenen Phonolithsteinbruchs, der einen hohen Mineralanteil mit Glimmereffekt aufweist.

Von der Straße kommend weist die Fassade zwei Eingänge auf: eine zweiflügelige Tür als Zugang zum Holz- und Lagerraum sowie die einflügelige Eingangstür, die eine Stufe vom Boden angehoben, konisch in die Wand eingeschnitten ist. Beide Türelemente bestehen aus 8 cm dickem Beton, der mit dem umlaufenden Stahlrahmen vergossen ist. Wände und Decken im Innenraum sind aus 20 cm dickem Ortbeton hergestellt, der Boden besteht aus Holzdielen aus vor Ort geschlagenen Fichten. Einbauelemente und Möbel wie Sessel, Stühle, Waschschüsseln und selbst die Schalter kommen aus dem Bauteilrecycling ebenso wie die Öfen aus Stahl. Zusammen mit den Fügungen, Einteilungen und Strukturen der ehemaligen Holzlaube vermitteln sie eine besondere Art der Geborgenheit im Inneren der Schutzhütte.

Trotz gänzlich anderer Materialwahl fügt sich die Betonhütte ganz selbstverständlich in die örtlichen Begebenheiten und hält vor allem dem rauen Klima am Fichtelberg stand.

Bautafel

Architekt: AFF Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Bauart, Berlin (Tragwerksplanung); Eisenwaren Thomas Langer, Breitenbrunn (Außentüren); Hofmühle, Crottendorf (Bodenbelag); Sud Ingenieur- und Baugesellschaft, Aue (Beton)
Bauherr: AFF Architekten, Berlin
Standort: Tellerhäuser im Erzgebirge
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Hans-Christian Schink, Berlin

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