Schule im Südhafen von Kopenhagen

Städtischer Anziehungspunkt im Niedrigenergiestandard

Für die kontinuierlich wachsende Bevölkerung Kopenhagens wird seit Jahren fleißig gebaut – nach und nach schließen sich die Baufelder auf ehemaligen Hafenarealen nördlich und südlich des Stadtzentrums. So auch auf einer Halbinsel im Stadtteil Sydhavnen (Südhafen), wo seit 2015 eine öffentliche Schule die fünf- bis sechsgeschossigen Wohn- und Bürobauten ergänzt. JJW Architects, die selbst in der dänischen Metropole leben und arbeiten, entwarfen das Gebäude als einladendes und abwechslungsreiches Haus mit verspringenden Ebenen und begehbarer Dachfläche, das sich zur Nachbarschaft und zum Wasser hin öffnet.

Zwischen den Freiflächen verlaufen Verbindungswege, hier das dritte Obergeschoss
Zum Hafenbecken hin ist das Dach als breite hölzerne Freitreppe mit unterschiedlich ausgerichteten Anstiegen ausgebildet
Die Eingangsseite der Schule samt zurückliegendem Atrium ist dem Wohnquartier zugewandt (Westansicht)

Insgesamt fünf Geschosse hoch, werden die Grundrisse des Schulgebäudes nach oben hin immer kleiner. Das ausgedehnte Erdgeschoss ist dreigeteilt: Ein langer Raumstrang, im unteren Drittel abgeknickt, erstreckt sich von Nordwesten nach Süden. Er fasst eine breite verglaste Passage mit einem Atrium im Westen und der Pausenhalle im Süden. Ein zweiter Raumstrang mit verglaster Vorzone, in der sich die Kantine befindet, schließt südwestlich an. Auf den oberen Etagen verkürzt sich zunächst der südliche, einem schmalen Hafenbecken zugewandte Gebäudefinger: Das Dach ist hier als breite hölzerne Freitreppe mit unterschiedlich ausgerichteten Anstiegen ausgebildet. Im zweiten Obergeschoss dient das Dach über der Pausenhalle als Spielplatz, der umbaute Raum umfasst das deutlich kleinere Atrium noch L-förmig. Im dritten Obergeschoss ist auch der südwestliche Raumstrang zugunsten eines bespielbaren Dachgartens verschwunden. Das vierte, im Grundriss etwa dreieckige Obergeschoss formt eine turmartige Gebäudespitze entlang zweier Straßen zur Stadt hin.

Die Eingangs- und Schauseite der Schule samt zurückliegendem Atrium ist dem Wohnquartier zugewandt. Das Gebäude kulminiert hier gleichsam, die oberen Etagen kragen über den verglasten Eingangsbereich aus und bieten Witterungsschutz. Die breite, von Tageslicht durchdrungene Passage wirkt einladend. Im Erdgeschoss befinden sich außer der Kantine mit Schulküche die Fachräume für Naturwissenschaften und Musik. Zur Einbindung der Nachbarschaft werden Musik- und Kochkurse für alle angeboten. Im ersten Obergeschoss sind neben der Verwaltung die Räume für Lehrer und Erzieher sowie medizinische Behandlungszimmer untergebracht. Wie in Dänemark üblich, werden in der Gemeinschaftsschule Kinder zwischen sechs und sechzehn Jahren unterrichtet; altersentsprechende Lern- und Rückzugsorte waren also wichtig. Die Klassen 1 – 3 sind im zweiten, die Klassen 4 – 7 im dritten und die ältesten Schüler im vierten Obergeschoss untergebracht; jede Altersgruppe erhielt einen eigenen Freibereich auf dem Dach. Offene Raumzonen dienen mal als Spiel- und Begegnungsfläche, mal als Lern- und Ruheorte. Die Architekten schufen eine lebendige und spannungsvolle Raumfolge, die Schüler, Lehrer und Besucher überraschen und anregen soll.

Nachhaltig Bauen
Die Schule im Südhafen ist als ein vielfältiger Erlebnisraum konzipiert, der als Anziehungspunkt innerhalb des Quartiers das städtische Umfeld unmittelbar aufwertet, aber auch langfristig wirken soll. Die Räume sollen bei den Kindern Neugier wecken und die Lust am Lernen fördern – und zwar unter Einbindung des sozialen Umfelds. Aus diesem Grund steht es allen Interessierten offen, am Bildungsangebot teilzunehmen oder die Außen- und Innenräume, einschließlich einer kleinen Cafeteria, mitzunutzen.

Neben einer flexiblen Raumnutzung waren die Verwendung robuster, dauerhafter Materialien und ein minimierter Energieverbrauch wichtige Planungsziele – die Sydhavn Skole entspricht dem dänischen Niedrigenergiestandard von 2015. Durch das Atrium gelangt reichlich Tageslicht tief ins Gebäude, zudem ermöglicht es solare Wärmegewinne und eine natürliche Ventilation der anliegenden Klassenräume (s. Abb. 27). Es ist als Stahlbetonbau mit einer vorgehängten Fassade aus beschichteten Mineralwolletafeln errichtet. Diese bieten einen höchst wirksamen Wärmeschutz, sind nicht brennbar, dauerhaft und recycelbar. Die leichten, dennoch stabilen Fassadenplatten sind auf einer Unterkonstruktion aus Metall befestigt. Das zum Teil begrünte Dach ist als Freigelände maximal genutzt, auf der obersten Dachfläche erzeugen Photovoltaikmodule Solarstrom.

Ein entscheidender Faktor bei der Ausgestaltung der Innenraumoberflächen war die Akustik. Große Wandteile des Atriums und der Pausenhalle sind zur Schallabsorption und -streuung mit profilierten Kiefernholzplatten bekleidet, kombiniert mit perforierten metallischen Akustikpaneelen an den Decken. (us)

Bautafel

Architekten: JJW Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Niras, Kopenhagen (Statik); JJW Landscape / PK3 Landskab, Kopenhagen (Landschaftsplanung); Keinicke & Overgaard Arkitekter, Kopenhagen (Beratung); B. Nygaard Sørensen, Herlev (Bauunternehmer); Arkitektfirmaet Friis Andersen, Nykøbing Falster (Baumanagement); Rockwool International, Hedehusene (Hersteller Akustik- und Fassadenplatten)
Bauherr: Stadtverwaltung Kopenhagen
Fertigstellung: 2015
Standort: Støberigade 1, 2450 Kopenhagen
Bildnachweis: Torben Eskerod und JJW Architects, Kopenhagen

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In der nördlichen Hemisphäre erzielen Südfassaden im Winter die höchsten solaren Wärmegewinne, im Sommer lassen sie sich am leichtesten gegen Überhitzung schützen (im Bild: VM Häuser in Orestad/Kopenhagen, 2005; Architektur: BIG + JSD = PLOT, Kopenhagen).

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