Schornstein Stadtspital Triemli in Zürich

Schiefer-Spitzwinkel-Deckung umhüllt geschwungene Röhre

Mit seinem schwungvollen Dreh und einer silberglänzenden, anthrazitfarbenen Hülle zieht der schlanke hohe Schornstein des Stadtspitals Triemli im Züricher Westen die Blicke auf sich. Anders als gewöhnlich besteht der Zweckbau nicht aus Mauerwerk oder Beton, sondern ist als Stahlkonstruktion mit einer Haut aus Schiefer errichtet. Das auffallende Bauwerk nach Plänen von Aeschlimann Hasler Partner Architekten erhebt sich oberhalb einer Heizanlage auf dem Friesenberg im Stadtteil Wiedikon. Er gehört zu einem Campus, auf dem elf Kliniken, fünf Institute mit Facharztabteilungen und Kompetenzzentren, ein Bettenhaus und drei Personalhochhäuser versammelt sind. In seiner Funktion unterscheidet sich der Turm nicht von anderen Schornsteinen – auch er führt die Abgase einer Feuerstätte übers Dach ins Freie. An diesem Ort aber soll sein Anblick weder deprimierend auf die Patienten wirken, noch aus der Ferne unangenehme Assoziationen wecken. Die Architekten konzipierten den 46,25 Meter hohen, um 270° gewundenen, schlanken Turm daher als Skulptur, die von unzähligen kleinen Schieferschuppen bedeckt ist.

Die 46,25 Meter hohe, um 270° gewundene Skulptur ist mit 35.000 Spitzwinkelschablonen aus Schieferschuppen bekleidet
Schornstein Stadtspital Triemli in Zürich
Schornstein Stadtspital Triemli in Zürich

Konstruktion/Schiefer
Der Schornstein besteht aus 1,49 Meter hohen Mantelrohrsegmenten (31 Stück), die über umlaufende Außentragringe miteinander verschraubt sind. Auf diesen Ringen liegen jeweils die ellipsenförmigen Fachwerkträger der Außenhülle auf. Durch eine Verdrehung der Ellipsen um jeweils 8,7° entsteht die dynamische Großform. Mit insgesamt 270° bleibt die Drehung jedoch über die gesamte Turmlänge letztlich unvollendet.

Die Außenhaut besteht aus 3 mm starken feuerverzinkten Blechen im Format 147 x 160 cm, die rückseitig mit Flachstahl-Schwertern verschweißt und an die Fachwerkträger geschraubt sind. Die Bleche wurden den Ellipsen entsprechend vorgebogen und sind sowohl horizontal als auch vertikal mit 2 cm breiten Fugen montiert, um Temperaturausdehnungen auszugleichen. Auf diesen Blechen sind insgesamt 35.000 Schieferplatten (Spitzwinkel 30 x 20 cm) mit jeweils zwei Edelstahlschrauben fixiert. Die dekorative Deckung mit Spitzwinkeln wurde, nach einer Prüfung der Konstruktion auf Winddruck und Temperaturänderungen durch die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Dübendorf, in der Regel symmetrisch befestigt, also spiegelbildlich links und rechts im oberen Steindrittel. Liegen die Spitzwinkelschablonen jedoch auf einer senkrechten Fuge zwischen den Stahlblechen, sind sie asymmetrisch befestigt, d.h. mit beiden Schrauben rechts oder links im oberen Steindrittel.

In luftiger Höhe, etwa einen Meter unterhalb der Oberkante der langen Röhre, können sich Mauer- und Alpensegler einnisten: Speziell zu diesem Zweck wurden in die Schieferdeckung sechs Einflugöffnungen für dahinter liegende Nisthöhlen eingebaut.

Bautafel

Architekt: Aeschlimann Hasler Partner Architekten, Zürich
Projektbeteiligte:
dsp Ingenieure & Planer, Zürich (Schornsteinplanung); Gadola Fassaden, Oetwil am See (Fassadenbauer); Rathscheck Schiefer, Mayen (InterSIN-Schiefer)
Bauherr:
Stadt Zürich, Stadtspital Triemli, vertreten durch Amt für Hochbauten, Zürich
Fertigstellung: 2014
Standort: Stadtspital Triemli, Birmensdorferstraße 497, 8063 Zürich
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen; Gadola Fassaden, Oetwil am See; Aeschlimann Hasler Partner Architekten, Zürich

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Deckungsarten

Spitzwinkel-Deckung

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