Schloss Tirol bei Meran/I

Umnutzung zu einem Museum für Kultur- und Landesgeschichte

Das Schloss Tirol oberhalb des gleichnamigen Dorfes stammt aus dem 12. Jahrhundert und beherbergte ursprünglich den Herrschaftssitz der Grafen von Tirol. Nach dem Erlöschen des Geschlechtes fiel der Besitz an die Habsburger und wurde seiner Bedeutung beraubt, da deren Verwaltung ihren Sitz in Innsbruck hatte. Erst um 1809 mit den Tiroler Freiheitskämpfen unter Andreas Hofer rückte es wieder ins Licht der Geschichte. In der folgenden Zeit der Romantik erlangte es den Status eines Nationaldenkmals. Im weiteren Verlauf seiner Geschichte wurden mehrere Um- und Anbauten getätigt, mit zum Teil auch heute nicht mehr praktizierten, denkmalpflegerischen Ansätzen. Diesen Schichtungen und Brüchen, die den Originalzustand relativieren, trugen die Architekten, denen nach einer bereits 1995 erfolgreich geplanten Landesausstellung die Gesamtplnaung übertragen wurde, Rechnung.

Die oberste Ausstellungsplattform im Bergfried verdeutlicht das Entwurfskonzept: In die steinerne Hülle wurde ein stählernes Gerüst "implantiert", das zugleich der Erschließung und als Vitrinentorso dient.

Sanierung/Modernisierung
Das Konzept der Architekten zeichnet sich durch pragmatische und zurückhaltende Strenge aus, um den Charakter des Gebäudes nicht durch aufdringliche Formalia zu konterkarieren. Die steinernen Zeugen der Vergangenheit, die Bruchsteinwände blieben weitgehend unangetastet. Während in den repräsentativen Räumen des Palastes eher konservatorische Zwänge wie der Erhalt von Holzdecken und Holzsäulen im Vordergrund standen, wurde der ehemalige Bergfried entkernt und erhielt ein komplett neues Innenleben. Ein stählernes Gerüst aus vier geneigten Stahlpylonen, das sowohl für die Treppenerschließung als auch auf den Podesten zu Ausstellungszwecken genutzt wird, steht wie ein innen offener Kubus im alten Gemäuer. Durchgängig werden die Außenwände von Vitrinen und Informationstafeln frei gehalten. Bei der Materialwahl wurde auf rostende Stahlplatten gesetzt, die durch ihre Patina einerseits selbst Teil der Geschicht werden und andererseits der haptischen Schwere der Steine eine ebenbürtige Dominanz entgegen setzen.

Um dem ambitionierten Museumskonzept, das von Politikern und Historikern beeinflusst und beobachtet wurde, den gebührenden Ausdruck und entsprechende Gestaltungstiefe zu verleihen, sollten Künstler in die Realisierung mit einbezogen werden, das den planenden und bauleitenden Architekten ein Maximum an Kooperation und Sensibilität abverlangte. Da der Rahmen der Kunst am Bau sich auf die Arbeit im Außenbereich von Gottfried Berchtold beschränken musste, wurden andere Künstler in die Präsentation des Museumskonzepts in Form von Klang-, Film- und Fotodokumentationen einbezogen. Die Ausstellungsmöbel wurden in enger Abstimmung mit den heterogenen Arbeiten der Künstler konzipiert und lassen dennoch die notwendige Durchgängigkeit einer Gestaltungslinie nicht vermissen.

Bautafel

Architekten: Walter Angonese und Markus Scherer mit Klaus Hellweger, Bozen
Projektbeteiligte: Ing. Klaus Plattner (Techn. Bauleitung), Markus Scherer (Arch. Bauleitung), Dr. Josef March (Gesamtkoordination), Susanne Waiz (Projektleitung), Klaus Ausserhofer (Projektleitung Einrichtung), Ing. Hartmuth Theiner und Ingenieurteam Maia, Meran (Statik), Manfred Draxl/Conceptlicht (Lichtplanung), Martin Beck/Ton und Bild (Medienplanung), P.I. Petra Paolazzi (Museumspädagogik), P.I. Helmuth Stuppner/Studio H (Elektroplanung), Hubert Vilotti/Thermoplan (Heizung-,Lüftung-, Sanitärplanung), Barth (Innenausbau)
Bauherr: Autonome Provinz Bozen/Südtirol
Fertigstellung: 2003
Standort: Schlossweg Dorf Tirol/I
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien/A