Schindler Campus in Ebikon

Aufwertung eines historischen Areals

Im schweizerischen Ebikon befindet sich seit über sechzig Jahren der Hauptsitz von Schindler. Das im Bau von Aufzügen und Fahrtreppen international tätige Unternehmen wurde im 19. Jahrhundert gegründet. Mit der städtebaulichen Aufwertung und Umgestaltung des Areals war das Architekturbüro Burckhardt beauftragt: Ein moderner Neubau sollte die historischen Produktionshallen ergänzen und identitätsstiftend wirken.

Südansicht von der Straße: Das achtgeschossige Bürogebäude (vorne im Bild) ist durch die Fassadengestaltung optisch mit dem Neubau verknüpft. Die versetzten Ebenen des Ausstellungshauses sind ablesbar.
Die Aufwertung und Umgestaltung des Areals erfolgte nach Plänen des Architekturbüros Burckhardt.
Glasfassade mit Senkklappflügeln

Vor der Umgestaltung durchquerten Gleise und Straßen das Firmengelände – heute sind die verschiedenen Nutzungen durch einen Park erschlossen, der den Beschäftigten der Firma Erholungs- und Rückzugsorte bietet. Ein von dunklem Glas verhüllter Sockel mit dem Hauptzugang verbindet das neue Gebäude mit dem umgebauten achtgeschossigen Verwaltungssitz.

Gläserner Sockel verbindet Neu und Alt

Durch das gläserne Foyer entsteht ein starker Außenbezug zum Park. Ein verglaster Innenhof oberhalb des Foyers schafft Sichtbezüge zwischen den Etagen und dem Personalrestaurant. Der Neubau kragt als quaderförmiges Volumen über dem Sockelgeschoss aus. Er beherbergt die Ausstellungsräume des sogenannten Schindler City Centers, in dem die hauseigenen Produkte präsentiert werden.

Versetzte Ebenen im Ausstellungsbau

Das Raumprogramm verteilt sich auf mehrere versetzte Ebenen, was an der Fassade ablesbar ist. Denn anders als beim Verwaltungsgebäude mit umlaufend weißen Brüstungsbändern sind die Markierungen der Geschosse hier unterbrochen. Die verbindenden Rolltreppen und Lifte sind auch von außen sichtbar. Die Ausstellung lebt vom Raumerlebnis, von Sichtbezügen und Transparenz.

Bürolandschaft statt Zellen

Im Gebäude für das Management ist die ursprüngliche Bürozellenstruktur einer großzügigen, modernen und flexiblen Bürolandschaft gewichen. Das Personalrestaurant im Erdgeschoss bietet unterschiedliche Auswahl an Essplätzen und Sitzmöglichkeiten und kann bei Bedarf zu einem Vortragsraum umgenutzt werden. Im Untergeschoss, erreichbar durch zwei gebogene Schleusen, befindet sich das kreisförmige Auditorium mit 90 Sitzplätzen.

Aspekte der Nachhaltigkeit waren von großer Bedeutung. Der gesamte Campus funktioniert CO2-frei, Strom wird von Schweizer Wasserkraft erzeugt und der Wärmebedarf durch ökologische Fernwärme gedeckt. Zusätzlich zum kombinierten Heiz- und Kühldeckensystem sorgt ein Eisspeicher im Sommer für kühle Büros und gibt im Winter Wärme wieder ab. Auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes und an den Fassaden produzieren Photovoltaikmodule 40 Prozent des Strombedarfs der Neubauten. Für diesen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen erhielt der Schindler Campus eine LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) in Gold.

Flachdächer: begrünt, mit Photovoltaik oder befahrbar

Die Flachdächer des Ensembles sind differenziert. Das im Unterschoss gelegene Auditorium hat zwei unterschiedliche Dachbereiche. Der Dachaufbau der Pflanzfläche beginnt mit einem zwischen 35 und 50 cm starken Dachsubstrat für intensive Begrünung, unter dem die Filterspeichermatte, ein Wurzelschutz und eine Gummischrotmatte verlegt wurden. Als Dachabdichtung fungiert eine zweilagige Bitumenschweißbahn. Die darunterliegende druckfeste Dämmung aus Schaumglas ist 22 cm dick und vom Gefälle des Betons mittels Dampfbremse getrennt.

Beim befahrbaren Bereich verbaute man einen 11,5 cm starken zweischichtigen Spezialasphalt auf Kiesgemisch. Darunter liegt eine Filtersickermatte, die von der Abdichtung durch eine Gummischrotmatte getrennt ist. Auch hier kommt eine druckfeste Schaumglasdämmung zum Einsatz.

Das Flachdach über dem Citycenter Ausstellungsraum ist großflächig mit PV-Modulen bestückt. Eine fünf Zentimeter dicke Kiesschüttung bildet die oberste Schicht, unter der eine Gummischrotmatte die zweilagige Bitumenschweißbahn schützt. Die Dämmung ist im Gefälle verlegt und variiert von 20-38 cm. Auf die Dampfbremse folgt eine 26 cm dicke Betondecke, an der raumseitig eine Akustikdecke angebracht ist.

Das Dach des Sockelbaus ist extensiv begrünt. Der zehn Zentimeter dicken Vegetationstragschicht folgen eine Wurzelschutzbahn, die Dränmatte und wieder eine Gummischrotmatte. Als Abdichtung dient auch hier eine zweilagige Bitumenschweißbahn. Durch Verlegung im Gefälle beträgt die Dämmstärke 20 bis 35 cm. Die darunterliegende Betondecke ist raumseitig mit vier Zentimeter starken Akustikplatten beplankt.

Auf dem Dach des Bürogebäudes sind ebenfalls PV-Module installiert. Der Dachaufbau gleicht prinzipiell dem des Citycenters, unterscheidet sich jedoch in der Aufbauhöhe. Die Kiesschüttung variiert von zwei bis fünf Zentimeter, die Stärke der Gefälledämmung beträgt aufgrund der geringeren Größe der Dachfläche 24-30 cm.

Bautafel

Architektur: Burckhardt, Basel
Projektbeteiligte: Freiraumarchitektur, Luzern (Freianlagen); S+B Baumanagement, Olten (Projekt- und Bauleitung); Blesshess, Luzern und Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel (Tragwerksplanung); Peter Berchtold, Bern (HLK-Planung); GRP Ingenieure, Rotkreuz (Sanitärplanung); Bartenbach, Zollikon (Lichtdesign); CSD Ingenieure, Aarau (Bauphysik); Foamglas, Pittsburgh Corning, Risch-Rotkreuz (druckfeste Dachdämmung)
Bauherrschaft: Schindler Aufzüge, Ebikon
Fertigstellung: 2020
Standort: Ebikon, Schweiz
Bildnachweis: Pius Amrein

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

 Planungsgrundlagen für Dachbegrünungen

Gründächer

Planungsgrundlagen für Dachbegrünungen

Je nach Nutzungsart und Aufbau gibt es verschiedene Dämmstoffe, die Verwendung finden können, um beispielsweise die gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zu erfüllen.

Je nach Nutzungsart und Aufbau gibt es verschiedene Dämmstoffe, die Verwendung finden können, um beispielsweise die gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zu erfüllen.

Wärmeschutz

Auswahl des geeigneten Dämmstoffs

Eine hohe thermische Einwirkung liegt vor, wenn Dachabdichtungen der Witterungseinwirkung unmittelbar ausgesetzt oder nur mit leichtem Oberflächenschutz verlegt sind

Eine hohe thermische Einwirkung liegt vor, wenn Dachabdichtungen der Witterungseinwirkung unmittelbar ausgesetzt oder nur mit leichtem Oberflächenschutz verlegt sind

Flachdacharten

Beanspruchungen von Flachdächern

Befahrbare Flachdächer unterliegen besonders hohen Beanspruchungen, die einzeln und in Kombination von Fahrbahnbelag, Abdichtung und Wärmedämmung sicher aufgenommen werden müssen.

Befahrbare Flachdächer unterliegen besonders hohen Beanspruchungen, die einzeln und in Kombination von Fahrbahnbelag, Abdichtung und Wärmedämmung sicher aufgenommen werden müssen.

Flachdacharten

Befahrbare Flachdächer

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Flachdach sponsored by:
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de