Schaltbare Sonnenschutzverglasungen - Überblick

Sonnenschutzglas schafft ganzjährig eine Verdunklung eines Raumes, auch wenn ein Sonnenschutz gar nicht zwingend benötigt wird. Schaltbare Gläser hingegen verfärben sich nur bei Bedarf und verdunkeln den Raum nicht das ganze Jahr über. Sie haben allerdings den Nachteil der Trägheit. Es vergehen meist 20 Minuten bis die vollständige Verfärbung des Glases eingetreten ist. Ebenso viel Zeit nimmt die Entfärbung in Anspruch. Von Vorteil hingegen ist, dass sie sowohl bei Sonnenschutzstellung als auch bei Reflexion Durchsicht und Tageslichteinfall gewährleisten.

Derzeit wird intensiv an schaltbaren Systemen geforscht, bei denen die Glasscheiben die Aufgaben des Sonnenschutzes, der Blendfreiheit, des Wärmeschutzes und der Einhaltung der nach Energieeinsparverodrnung (EnEV) geforderten Energiebilanz übernehmen. Im Einzelnen sind dies folgende Gläser:

  • Elektrochrome Gläser
    Die Schaltung von klarer Durchsicht auf dunkelblaue Farbe erfolgt über schwache elektrische Spannungsimpulse. Sie regulieren die Licht- und Wärmedurchlässigkeit der beschichteten Isoliergläser; die Durchsicht bleibt erhalten.

  • Gasochrome Gläser
    In gasochromen (oder gaschromen) Systemen färbt sich durch Einbringen von Wasserstoff in den Scheibenzwischenraum eine im Mehrscheiben-Isolierglas integrierte Wolfram-Oxid-Schicht blau, durch Einbringen von Sauerstoff entfärbt sie sich wieder.

  • Photochrome Gläser
    Photochrome Systeme reagieren auf die Beleuchtungsverhältnisse. Bei Bestrahlung färben sich die Glasscheiben von klarer Durchsicht auf grau-braun. Die Basis bilden ein Schichtsystem aus elektrochromem Wolframoxid und eine Farbstoffsolarzelle mit niedriger Farbstoffkonzentration. Werden z.B. für Sonnenbrillengläser verwendet, großformatige Gläser gibt es vorerst nicht.

  • Photoelektrochrome Gläser
    Kombination aus elektrochromen Schichten und einer elektrochemischen Solarzelle, Schaltung von klarer Durchsicht auf blaue Farbe, zur Zeit noch Labormuster

  • Thermochrome Gläser
    Bei Temperaturunterschieden schaltet eine im Mehrscheiben-Isolierglas integrierte Vanadium-Oxid-Schicht den unsichtbaren Infrarot-Bereich. Bei tiefen Temperaturen werden die wärmenden IR-Strahlen der Sonne durchgelassen, bei hohen Temperaturen reflektiert. Das Glas ist zur Zeit in der Entwicklung.

  • Thermotrope Gläser
    In einer im Mehrscheiben-Isolierglas integrierten Gelschicht befinden sich zwei verschiedene Substanzen, die sich ab einer bestimmten Temperatur mischen bzw. entmischen. Im vermischten Zustand ist die Folie durchsichtig (bei niedriger Temperatur). Bei Überschreiten der Sprungtemperatur werden diese Folien trübe und somit wird der Energieeintrag in das Gebäude verringert. Durch die Trübung ist in diesem Zustand eine Durchsicht nicht möglich. Bei sinkender Temperatur wird die Scheibe wieder durchsichtig.

  • PDLC Polymer-Dispersed-Liquid-Crystal
    PDLC-Verglasungen gehören zu den schaltbaren Verglasungen, die erst beim Anlegen einer elektrischen Spannung durchsichtig werden. Ohne Stromzufuhr bilden sie eine milchig-trübe Glasfläche, die als wirksamer Sichtschutz oder auch als Projektionsfläche für Multimediapräsentationen eingesetzt werden kann. Als Sonnenschutz eignen sie sich weniger, da sie keine Änderung der Lichttransmission und des g-Wertes bewirken, sondern nur undurchsichtig werden.

  • SPD Suspended-Particle-Devices
    Ähnlich wie bei PDLC-Systemen handelt es sich bei den sogenannten Suspended-Particle-Devices um Folien, die sich durch Anlegen einer Spannung innerhalb von einer Sekunde abdunkeln lassen, die Durchsicht bleibt weitgehend erhalten. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass hier die ausgerichteten Teilchen in einer Richtung stark absorbieren und dadurch die Scheibe im ausgeschalteten Zustand stark abdunkelt.

  • HYSWIM Hydrogen Swichtable Mirrors - Schaltbare Spiegel
    Die Schaltung erfolgt durch Reflexion einer Schicht auf Metallhybridbasis bei Kontakt mit Wasserstoffgas, die Umsetzbarkeit noch nicht absehbar.
Bildnachweis: Econtrol-Glas, Plauen

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