Schäden an einzelnen Fliesen

Keramische Fliesen zeichnen sich insbesondere durch ihre Strapazierfähigkeit aus. Dennoch kann es zu Abplatzungen (bei glasierten Fliesen), Kratzern, Rissen oder sonstigen Beschädigungen kommen. Auch Bohrlöcher können falsch gesetzt sein oder bei einer Modernisierung störend werden. Und schließlich müssen bei Rückbauten von Altinstallationen oder Heizungen eventuell nicht mehr benötigte Rohre entfernt werden. Sollten noch Austauschfliesen vorrätig oder erhältlich sein, empfiehlt sich das Auswechseln der einzelnen Fliesen. Dies kann auf verschiedene Arten erfolgen.

Fliesenentferner
Vollständig zerstörungsfrei und staubarm funktioniert dies am besten mithilfe des Einsatzes eines Heißluftgebläses mit Fliesenaufsatz (Fliesenentferner). Der metallische Aufsatz kann stufenlos an die jeweilige Fliesengröße angepasst werden, da die Innenwände sich mechanisch stufenlos in- und auseinander verschieben lassen. Es bildet sich ein geschlossener Raum, ohne Überstand zu den Nachbarfliesen.

Im ersten Arbeitsschritt sind die Fugen rund um die auszutauschende Fliese komplett einzuschneiden – beispielsweise mit einem diamantbeschichteten Segmentmesser, das problemlos auch in Eckbereichen eingesetzt werden kann. Werkzeuge mit oszillierendem Bewegungsablauf schließen Beschädigungen benachbarter Fliesen praktisch aus. Anschließend den Fliesenentferner-Aufsatz exakt so einstellen und positionieren, dass die Fugen rund um die Fliese von den Innenwänden des Geräts komplett abgedeckt sind.

Durch einen oben angeordneten Lufteinlass-Stutzen mit einem beliebigen Heißluftgebläse ca. 400 bis 600 Grad Celsius heiße Luft einblasen. Je nach Beschaffenheit des Fliesenklebers kann es zwischen drei und acht Minuten dauern, bis der Kleber nachgibt und die Fliese sich aus dem Kleberbett lösen lässt. Hierfür sind Temperaturen von etwa 150 bis 250 Grad Celsius erforderlich. Durch leichtes Anhebeln rundherum in gewissen Abständen – etwa mit einem Spachtel – kann, insbesondere bei größeren Fliesen, das Lockern unterstützt werden. Bei Arbeiten an Bodenfliesen empfiehlt es sich, die frei geschnittene Fuge mit Wasser zu befüllen. Diesem ist ein Spülmittel beizugeben, um dem Wasser die Oberflächenspannung zu nehmen. Es läuft dann besser unter die Fliese, und der sich bildende Wasserdampf hilft mit seinem Druck zusätzlich beim Lösen der Fliese.

Da sich Fliesen mit diesem Verfahren ohne Beschädigung entfernen lassen, kann man sich hiermit auch benötigte Ersatzfliesen aus nicht sichtbaren Bereichen besorgen, beispielsweise unter einer Küchenzeile. Achtung: Entfernte Fliesen erst nach dem Abkühlen wieder einsetzen. Das Verfahren eignet sich auch für das partielle Sanieren von Wasserschäden, da die entfernten Fliesen nach erfolgter Reparatur wieder eingesetzt werden können.

Fliesenmeißel
Schneller, wenn auch lauter und staubiger geht es mit dem Abschlagen der Fliesen mit einem Fliesenmeißel. Allerdings sollten auch hier zuvor alle Fugen rund um die zu entfernende Fliese bis auf den Boden bzw. die Wand eingeschnitten oder entfernt werden. Für besonders schmale Fugen eignen sich extra dünne Segmentsägeblätter in Hartmetall-Ausführung; erhältlich sind bereits Sägeblätter, die es auf eine Breite von nur 1,2 mm bringen. Als Zubehör erhältliche Absaugvorrichtungen helfen Staub vermeiden.

Nach dem Herauslösen einer Fliese gilt es, einen perfekten Untergrund für die Neuverlegung zu schaffen. Beispielsweise mit einer Hartmetallraspel lassen sich alte Fliesenkleber plan abschleifen und Putz- oder Estrichreste abtragen. Nachdem die neue Fliese mit einem geeigneten Fliesenkleber eingesetzt ist, wird die Fugenfarbe abgemischt und schließlich neu verfugt.

Reparatursets
Für kleine Schadstellen und Bohrlöcher oder wenn Ersatzfliesen partout nicht mehr aufzutreiben sind, gibt es die unterschiedlichsten Fliesen-Reparatursets: vom Reparatur-Lackstift bis zum „Fliesendoktor-Koffer“ für den professionellen Anwender. Verschiedene Hersteller haben Erste-Hilfe-Sets entwickelt, die nach unterschiedlichen Methoden funktionieren und teilweise auf bestimmte Fliesentypen beschränkt sind. So gibt es etwa Systeme speziell für glasierte Fliesen oder auch für Terracotta-Fliesen. Je nach verwendetem Material und handwerklichem Geschick zeigt sich das Resultat der Reparatur in einer mal mehr, mal weniger professionellen Ausführung.

Fliesenleger
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, engagiert am besten einen Fliesenleger-Profi. Diese arbeiten in der Regel entweder mit einer auf Lichthärtung basierenden Methode, die dank Unterschnitt-Präparation sogar perfekte Ränder bei Bohrlochfüllungen ermöglicht. Oder sie verwenden einen Spezialfüllstoff, der erhitzt wird, sich dann farblich abmischen lässt und vor dem endgültigen Aushärten Farbton- sowie Struktur-Retuschen erlaubt und sogar den gewünschten Glanzgrad der Reparaturstelle einstellen lässt.

Übrigens sind mittlerweile auch Diamant-Sägeblätter für Stichsägen verfügbar, mit denen sich sogar Formen in unverlegte wie verlegte Fliesen schneiden lassen. Und gekröpfte Sägeblätter für Elektrowerkzeuge mit oszillierender Technik schließlich bieten sich an, um nicht mehr benötigte Heizungs- oder Installationsrohre abzutrennen, auch an normalerweise unzugänglichen Stellen.

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