Sanierung und Umbau eines Bauernhauses in Schönberg am Kamp

Lehmputz, Kalkfarben und Lärchenholz für ein gesundes Raumklima

Etwa 80 km nordwestlich von Wien befindet sich, umgeben von Waldgebieten, Auenlandschaften und Weingärten, die niederösterreichische Gemeinde Schönberg am Kamp. Im Ortskern wurde ein Bauernhaus mit angrenzender Scheune zu einem Wohngebäude umgebaut, dessen älteste Bestandteile aus dem 17. Jahrhundert stammen. Abgesehen von den Grundmauern war das Anwesen gänzlich sanierungsbedürftig. Das mit der Bauaufgabe betraute Wiener Architekturbüro Mönkemöller und Kreppel sah für die Durchführung der Arbeiten schadstofffreie Baustoffe vor.

Der von einem Ziegelgewölbe überdeckte Wohnraum öffnet sich mit zweiflügeligen Fenstertüren zur Terrasse im Südgarten
Das Dachgeschoss beherbergt ein 90 m² großes Sommeratelier, das durch Tore in den Giebelseiten belichtet wird
Von der Straße führt ein Holztor in den Innenhof. Der Eingang zum Wohnhaus liegt auf der Westseite des Gebäudes

Die Erschließung des eingeschossigen Gebäudes mit Satteldach erfolgt über einen Innenhof, der im Osten vom Haus, im Westen von der Scheune und im Norden von einer Mauer eingefasst ist. Auf der Westseite des Wohnhauses betritt man zunächst einen kleinen Eingangsbereich mit angrenzendem Gäste-WC. Von dort geht es in einen Schlaftrakt mit zwei Zimmern und dazwischen liegendem Bad sowie in die Küche, die wiederum über eine große Wandöffnung und drei Stufen mit dem niedriger gelegenen Wohnraum verbunden ist. Dieser befindet sich im ehemaligen, von einem Ziegelgewölbe überspannten Stall und öffnet sich mit großen, zweiflügeligen Fenstertüren zur Terrasse im Südgarten. Insgesamt bietet das Erdgeschoss eine Fläche von 130 m², weitere 90 m² stehen im Dachgeschoss als Sommeratelier zur Verfügung. Dieser Raum ist über eine außen liegende Treppe zugänglich und wird durch zwei große Tore in den Giebelwänden mit Tageslicht versorgt.

Weil es dem Wunsch der Bauherren entsprach, so viel Tageslicht wie möglich in die Räume zu bringen, weiteten die Architekten die Fensterlaibungen nach innen auf. Dadurch wird der Lichtanteil auf den Wandflächen erhöht und die jeweilige Fensteröffnung optisch vergrößert. Neue Öffnungen in den Fassaden, Durchbrüche in den Innenwänden und zum Teil verglaste Türen bringen zusätzliches Licht in die Räume. Die Mauern des Gebäudes bestehen aus Waldviertler Granulit, einem fein- bis mittelkörnigen Tiefengestein der Region. Sie wurden teilweise ohne Fundamente direkt auf dem Lehmboden errichtet. Im Zuge der Sanierung versahen die Handwerker die Außenmauern mit einem zweilagigen Kalkputz und einer Kalkfarbe, die sie in mehreren, feucht auf feucht aufgetragenen Einzelanstrichen auf den frischen Putz auftrugen. Von innen sind die Mauern mit Matten aus gepresstem, bindemittelfreiem Schilfrohr gedämmt, das durch Drähte miteinander verbunden ist.

Die Oberflächen der Innenwände bestehen aus einem mehrlagigen Lehmputz mit darin eingebetteter Wandflächenheizung. Der Lehmputz basiert auf natürlichen Rohstoffen und ist schadstofffrei, wärmespeichernd, schalldämmend und diffusionsoffen. Er gleicht die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Raum aus und trägt so zu einem guten Klima bei. Als Anstrich kam eine weiße, mit Sumpfkalk gebundene Farbe zum Einsatz. Die Wandflächenheizung sorgt für eine angenehme  Strahlungswärme und minimiert Zugerscheinungen sowie Verunreinigungen der Luft durch Partikelverwirbelungen.

In den Wohnräumen wurde der Lehmboden teilweise abgetragen und eine Dämmung aus Glasschaumschotter eingebracht, die einerseits gute Wärmedämmwerte aufweist und andererseits der Stabilisierung des Bodens dient. Sie gilt außerdem als druckfest, wasserdicht und ebenfalls schadstofffrei. Den Bodenbelag in den Wohnräumen bilden massive Lärchenholzbohlen, die auf Polsterhölzern mit dazwischen liegender Korkschüttung verlegt sind. Im Küchen- und Sanitärbereich wurde auf dem Glasschaumschotter ein Estrich mit integrierter Fußbodenheizung aufgebracht und mit Feinsteinzeugfliesen in hellem Grau überdeckt.

Den Dachstuhl und die Decken ließen die Architekten in Holzbauweise erneuern. Die Giebelwände sind von außen mit einer hinterlüfteten Stülpschalung aus sägerauhem Lärchenholz verkleidet und stehen im Kontrast zur weiß verputzten Fassade. Rote Strangfalzziegel bilden die Dachdeckung. Die Holzdecken wurden mit einer Schüttung aus expandiertem Vulkangestein gedämmt und raumseitig mit Schilf als Putzträger versehen. Anschließend kamen ein zweilagiger Lehmputz und ein Kalkanstrich zum Einsatz. Die Gewölbedecke im Wohnraum ist mit einer gebundenen Schüttung aus Blähton gedämmt und ebenfalls mit Lehmputz und weißer Kalkfarbe versehen.

Die bestehenden Kastenstockfenster wurden erneuert und durch weitere Fenster ergänzt, die, wie auch die Außentüren, aus Lärchenholz gefertigt sind. Als Innentüren wurden Fundstücke aus dem alten Bauernhaus wiederverwendet. Die Warmwasserbereitung erfolgt mittels einer Stückholzheizung mit Pufferspeicher und Frischwasserstation. Unterstützt wird sie von einer Solaranlage, die auf dem Dach montiert ist. Der bestehende gemauerte Ofen in der Küche erzeugt zusätzlich eine angenehme Strahlungswärme und lässt sich auch zum Backen verwenden.

Bautafel

Architekten: Mönkemöller und Kreppel Architekturbüro, Wien
Projektbeteiligte: Andrea Kopper, Wien (Bauphysik); Wolfgang Stöckl, Schönberg am Kamp (Restaurator); Lechner, Plank am Kamp (Baumeister); Unfried, Gars am Kamp (Holzbau); Proschinger, Starzing (Lehmbau); Kolm, Kottes (Tischlerei); Traunfellner, Schönberg am Kamp (Heizung, Sanitär)
Bauherr:
privat
Fertigstellung: 2011
Standort: Schönberg am Kamp
Bildnachweis: Mönkemöller und Kreppel, Wien

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