Sanierung und Erweiterung des Hallenbades in Bagneux

Viel Tageslicht für die alte Schwimmhalle, organische Formen im Neubau

Südlich von Paris ist die Gemeinde Bagneux Teil des städtischen Ballungsraums. Im Zuge der Industrialisierung und Urbanisierung entstanden hier in den 1950er-Jahren, wie in vielen anderen Vororten der französischen Metropole, Großwohnsiedlungen für Industriearbeiter. Sie sollten der massiven Wohnungsnot im Stadtzentrum entgegenwirken. Heute wird durch Stadtteilsanierungsprojekte versucht, diese zumeist wenig attraktiven, eher tristen Orte aufzuwerten. Auch die Sanierung und Erweiterung des Hallenbades Piscine de Bagneux gehört dazu, beauftragt von der Gemeinschaft der Agglomeration Sud de Seine. Den Umbau und die Neugestaltung des in die Jahre gekommenen Gebäudes übernahmen die Straßburger Architekten Dominique Coulon et associés.

Ansicht Südwest des Neubaus aus Sichtbeton
Ansicht Ost: Alt- und Neubau als getrennte Baukörper, verbunden durch ein Band aus Sichtbeton
Das sanierte Schwimmbad soll das Quartier aufwerten

Die alte Schwimmhalle wurde grundlegend saniert. Der lang gestreckte Bau bekam eine neue, gut gedämmte Gebäudehülle mit einer nach Süden vollständig verglasten Fassade; seine Struktur jedoch, die Anordnung der Becken und die Tribüne, blieben erhalten. An der Südseite ergänzten die Architekten einen Anbau aus Sichtbeton. Dieser nimmt nach Westen die Höhe des zweigeschossigen Bestandsgebäudes auf, nach Osten ist er eingeschossig ausgeführt. Dort befindet sich auf dem Dach eine großzügige Sonnenterrasse. Sie wird verschattet durch einen markanten Betonrahmen mit schräg gestellten Wandscheiben als Stützen, der vor der gläsernen Südfassade des Bestandsbaus angeordnet ist. Wie ein umlaufendes Band zieht sich der Rahmen auch um das Erdgeschoss des Schwimmbads. Obwohl Neu- und Altbau deutlich separiert sind, verbindet dieses Gestaltungselement beide Gebäudeteile zu einer Einheit.

Erschlossen wird das Hallenbad über einen Vorplatz an der Ostseite; der Eingang befindet sich im Erdgeschoss des Anbaus. Durch das Zurückversetzen der verglaste Fassade ist ein geschützter, zweiter Vorplatz als Treffpunkt und Wartezone entstanden. Die anschließende Eingangshalle ist großzügig, der Empfangstresen ganz in Blau gestaltet. Besucher haben von hier direkten Zugang zum Wellnessbereich im Neubau oder gelangen zum Schwimmbad, das sich rechterhand vom Eingang im Obergeschoss des sanierten Gebäudes befindet. Der Anbau bietet neben dem Spa im Erdgeschoss Platz für Umkleiden; im Obergeschoss befinden sich der Bereich für Kleinkinder und das Sonnendeck.

Schwimmbad und Sanitär
Die Duschen und sanitären Anlagen liegen an der Nord-Westseite im Erdgeschoss des Bestands. Sie wurden vollständig saniert, teilweise wurden Wände geöffnet. Während die Schwimmhalle von Tageslicht durchflutet und ganz in Weiß gehalten ist, sind Wände und Böden der Duschen und sanitären Anlagen von dunklen Mosaikfliesen bedeckt.

Über einen Treppenaufgang erreichen Besucher die offen und hell gestaltete Schwimmhalle mit 25-Meter-Sport- und Lernschwimmbecken. Seitlich des Sportbeckens erstreckt sich nach Norden eine Tribüne aus drei langen, breiten Stufen. Darunter befindet sich im Erdgeschoss die notwendige Bädertechnik. Über die nach Süden verglaste Front gelangt reichlich Tageslicht in die weiß gestaltete Halle: Der Boden ist mit rutschsicheren Mosaikfliesen versehen, die Wände verputzt und die Decke des von Süden nach Norden abfallenden Pultdachs mit perforierten Akustikpaneelen ausgestattet.

Vis à vis zum Lernschwimmbecken befindet sich im Anbau der ebenfalls weiß gestaltete Kleinkindbereich. Seine Form ist organisch-höhlenartig, was den Nachhall dämpft und zugleich eine geschützte Atmosphäre erzeugt. Große Fensterflächen nach Süden und Südosten sorgen für viel Tageslicht. Eingelassen in den Boden des Kinderbeckens ist eine runde Glasscheibe, die Licht ins Erdgeschoss lenkt und Einblick auf die planschenden Kinder ermöglicht. Auch der Wellnessbereich ist organisch gestaltet: Geschwungene Wände und Decken, ovale und amöbenförmige Öffnungen sorgen mitsamt der gedämpften, zum Teil farbigen Beleuchtung für eine intime, geborgene Atmosphäre.

Bautafel

Architekten: Dominique Coulon & associés, Strasbourg
Projektbeteiligte:
Batiserf Ingénierie, Brunnen (Statik); Alto Ingénierie, Bussy-St-Martin (Elektroplanung)
Bauherr und Betreiber:
Gemeinschaft der Agglomeration Sud de Seine, Fontenay-aux-Roses
Fertigstellung:
2014
Standort:
1 Avenue de Stalingrad, 92220 Bagneux
Bildnachweis: Clement Guillaume, Paris; David Romero-Uzeda (Dominique Coulon et associés), Strasbourg

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