Sanierung und Erweiterung der Schulanlage Hirzenbach in Zürich

Bodenbeläge aus Polyurethan, Linoleum und Naturasphalt

Das Zürcher Quartier Hirzenbach wurde Mitte der 1950er Jahre durch den damaligen Stadtbaumeister Adolf Wasserfallen und den Landschaftsarchitekten Willi Neukom geplant und bis 1965 realisiert. Es besteht hauptsächlich aus Scheiben- und Punkthäusern zum Wohnen innerhalb eines orthogonalen Systems sowie einigen flachen Pavillons für öffentliche Funktionen im Zentrum. Konzipiert wurde es als Schlafstadt mit Schulhaus auf der grünen Wiese als Erweiterung des Stadtteils Schwamendingen. Da dieser heute zu den kinderreichsten der Stadt gehört, war eine Vergrößerung und Sanierung der 1959 von Charles Steinmann erbauten Schule dringend notwendig.

Die Dreifachturnhalle wirkt äußerlich zweigeschossig...
...ist aber um ein Geschoss im Boden versenkt und bietet einen schönen Panoramablick
Bodenbelag aus dunkelroten Naturasphaltplatten im Korridor

Architekt Roger Bolthauser führt mit seiner Erweiterung der Schulanlage die Ideen der 1950er Jahre fort und ergänzt die bestehende Vierflügelanlage mit Innenhof um zwei freistehende Flachbauten, die die strenge Organisation des umgebenden Stadtraums aufnehmen. Ein neues freies Wegenetz verbindet die Bauten und Freibereiche untereinander.

Auch konstruktiv und formal orientieren sich die Neubauten am Bestand. Der Kinderhort im Norden des Schulgebäudes sowie die Dreifachturnhalle im Süden sind als ein- und zweigeschossige Bauten in einem Konstruktionsraster aus Beton ausgeführt und geprägt durch weit auskragende Betonrahmen - Brise-Soleils, die Schatten spenden und räumliche Übergänge zum Außenraum schaffen. Diese Elemente bringen die Baukörper gleichsam zum Schweben - ein Eindruck, der durch die verschiedenen Erschließungen über Treppen und Rampen noch unterstützt wird. 

Wie die Schule besitzt der Kindergarten einen Innenhof, so dass ein Zaun sich erübrigt. Kastenförmige Oberlichter auf den Dächern prägen die Neubauten nach außen. Sie bringen Tageslicht beispielsweise in die Erschließungsbereiche und erweitern die Innenräume ebenso wie die Brise-Soleils, die meist als terrassenartige Vorzonen betretbar sind.  

Die jeweils etwa 90 m² großen Kindergartenräume sind über Schiebetüren zu den Gruppenräumen erweiterbar, auch die Korridore sind voll nutzbar. Ein überdachter Eingangsbereich geht in den Innenhof über und ist von diesem durch ein Scherengitter leicht abtrennbar. Äußerlich ist der Hort geprägt durch recycelten und leicht weiß eingefärbten Sichtbeton und lange Wände aus Glasbausteinen. Für die Innenräume entwickelte der Künstler Alex Herter Vorhänge mit breiten farbigen Querstreifen, die als Sonnenschutz, Paravent oder Raum im Raum dienen. Diese Vorhänge finden sich auch im sanierten Schulhaus.

Ein weiteres künstlerisches Projekt unter dem Namen Soundscapes stammt von Yves Netzhammer und Bernd Schurer und bespielt zudem zwei weitere Schulen Zürichs: Der Schulhof ist versehen mit Zeichnungen und es erklingen Tierstimmen, deren Lautstärke sich steigert, sobald der übrige Schallpegel sinkt. 

Die Sporthalle ist zu einem Drittel im Boden eingegraben und erscheint nach außen zweigeschossig. Über der Halle befinden sich keine Oberlichter, denn hier ermöglichen Verglasungen im Raster der kleineren Räume einen fast rundum schweifenden Ausblick ins Quartier. Gleichzeitig schützt das tiefer gelegte Geschoss, die Brise-Soleils sowie ein Sonnenschutz vor Blend- und Schlaglicht

Für das bloße Auge kaum wahrnehmbar sind architektonische „Kniffe" der Architekten, die die Wahrnehmung der Gebäude und ihrer Proportionen beeinflussen. Die Glastafeln der Gebäudehülle knicken leicht nach außen, die Stegbreite der Betonrahmen variiert und die Außenwände mit Glasmosaik verlaufen leicht konisch. So erscheint die Gesamtform einheitlicher und das Betonraster verschmilzt stärker mit den dazwischenliegenden Elementen.

Boden

Die gesamte Schul- und Kindergartenanlage ist ausgestattet mit drei unterschiedlichen Bodenbelägen. In den Nasszellen und der Turnhalle ist der Boden bedeckt mit einem gegossenen Kunststoffboden aus Polyurethan. Solche Böden erzeugen einen weichen Untergrund mit hoher Elastizität. Sie sind herstellbar in verschiedenen Farben und mit matter oder glänzender Oberfläche, allerdings weder UV-beständig noch dampfdiffusionsoffen und eignen sich nur für den Innenbereich. Der Belag in der Turnhalle ist spezieller ausgeführt: mit einer besonders weichen Deckschicht über einem schwingenden Holzuntergrund. 

In den Räumen des Kindergartens liegt hellgrauer, unifarbener Linoleum. Dieses natürliche Material ist besonders vielseitig einsetzbar und hält bei entsprechender Stärke auch großen Belastungen stand. Mit einem werkseitig aufgebrachten Oberflächenfinish ist es leicht zu pflegen und zu reinigen. Linoleum ist permanent antistatisch und kann unsichtbar verfugt werden.  

In den Korridoren sowie den Schulzimmern, die der Turnhalle angelagert sind, liegen dunkelrote Naturasphaltplatten, die laut Architekten schnell eine schöne Patina entwickeln. Die Platten sind trittschalldämmend, durch eine Oberflächenbehandlung rutschsicher und fußwarm mit einer Wärmeleitzahl von 0,40 W/mK. Sie gewährleisten ermüdungsfreies Begehen, sind schwer entflammbar und einfach zu reinigen. Unter starken Verkehrsbelastungen verdichten sich die Platten und werden mit den Jahren fester, bleiben so auch nach Jahrzehnten noch in gutem Zustand. Ähnlich wie Parkettboden können sie abgeschliffen werden und sind für eine Reparatur leicht austauschbar. Die Fugen des Naturasphaltplatten-Belags werden zwei bis drei Tage nach der Verlegung mit einer Fugenschlämme aus Zement und gewaschenem Feinsand voll ausgefüllt. Anschließend wird der Belag mit Sägemehl oder Quarzsand gründlich gesäubert, verbliebener Zementschleier mit handelsüblichen säurehaltigen Entfernern beseitigt. Dann wird der Belag imprägniert und so seine Poren geschlossen und die Oberfläche gehärtet. Am Schluss sorgt eine Glanzdispersion auf Polymerbasis für seidenmatten Glanz. -us

Bautafel

Architekten: Boltshauser Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: BKM Ingenieure, St. Gallen (Statik); Bau AG Baumanagement, Zürich (Bauleitung); IBG Engeneering, Winterthur/CH (Elektrotechnik); Emmer & Pfenninger Partner, Münchenstein (Fassadenplanung); Mettler Landschaftsarchitektur, Gossau und Berlin (Landschaftsarchitektur); Alex Herter, Yves Netzhammer und Bernd Schurer, Zürich (Kunst am Bau); Isartaler Bedachung, Starnberg (Dachdeckerei & Spenglerei); Kann Baustoffwerke, Bendorf-Mülhofen (Naturasphaltplatten); Forbo Flooring, Paderborn (Linoleum)
Bauherr: Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Fertigstellung: Neubauten 2007, Sanierung Altbau 2008
Standort: Hirzenbach, Zürich
Bildnachweis: Beat Bühler, Zürich

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