Sanierung Rathaus Mannheim

Foyer als einladende Schnittstelle zum öffentlichen Raum

Als Quadratestadt wird Mannheim auch bezeichnet. Der Grund erschließt sich sofort beim Blick auf eine Karte: Der alte Kern zu Füßen des Schlosses ist als gitterförmiges Straßennetz angelegt und bildet insgesamt 144 Vierecke aus. Die Adressen der von Rhein und Neckar umflossenen Planstadt erinnern daher an ein Schachspiel: Das Rathaus befindet sich auf E5. Der denkmalgeschützte Bau mit fünf Geschossen, einer Natursteinfassade und H-förmigem Grundriss dient seit 1951 als Sitz des Oberbürgermeisters sowie der städtischen Hauptverwaltung. Um den 1930er-Jahre-Bau heutigen Standards anzupassen, beraumte die Stadt eine Sanierung an. DIA Dittel Architekten erhielten in Folge eines nichtoffenen interdisziplinären Planungswettbewerbs den Auftrag.

DIA Dittel Architekten erhielten den Auftrag. Das Foyer bildet den ersten fertiggestellten Bauabschnitt.
Der Haupteingang befindet sich an der Südwestseite in der Mittelachse des Arkadengangs; gegenüber hält die Straßenbahn.
Das Foyer fungiert als Schnittstelle zum öffentlichen Raum und sollte Offenheit, Transparenz und Klarheit in seiner Gestaltung zum Ausdruck bringen.

Ziel der Maßnahmen war es, eine repräsentative, einheitliche Gestaltungssprache zu etablieren und Barrierefreiheit sowie Sicherheit im ganzen Verwaltungsbau zu gewährleisten. Unter anderem entsprach der Eingangsbereich nicht mehr den aktuellen Anforderungen an öffentliche Gebäude. Im Rahmen der Sanierung des Baus mit insgesamt etwa 15.000 Quadratmeter Fläche bildet das Foyer den ersten fertiggestellten Bauabschnitt.

Einladende Offenheit, Transparenz und Klarheit

Ein Arkadengang umläuft den neoklassizistischen, streng gegliederten Bau. An der Südwestseite, wo auch die Straßenbahn hält, befindet sich der Haupteingang zentral in der Mittelachse. Links und rechts davon reihen sich jeweils sechs großflächige, quadratische Fenster. Das Foyer fungiert als Schnittstelle zum öffentlichen Raum und soll Offenheit, Transparenz und Klarheit in seiner Gestaltung zum Ausdruck bringen. So wurde das Raumkonzept niedrigschwellig und hell geplant; der Eingang ist stufenlos. Nach Betreten durch die verglaste zweiflügelige Automatiktür im Stahlrahmen ermöglicht die Raumzonierung eine schnelle Erfassung der Bereiche. Rechterhand öffnet sich der Empfangstresen zur Anmeldung. Links steht eine digitale Infotheke. In den zwei die Tür flankierenden Fensternischen sind Sitzecken als Wartebereich angeordnet. Nach etwa zwei Dritteln teilt eine halbhohe gläserne Absperrung den Raum der Länge nach. Dahinter befinden sich der Zugang zu Fluren und Fahrstühlen.

Beleuchtung und Farbe – Orientierung und Information

Die Farbgestaltung ist hell: Weiße Wände und eine weiße Akustikputzdecke prägen den Raum ebenso wie der sandfarbene fugenlose Spachtelboden. Auch die Einbaumöbel aus Mineralschichtstoff sind weiß. Tresen und Theke sind mit einem Rollstuhl unterfahrbar; bei einigen horizontalen Flächen kommt hier Eichenholz zum Einsatz. Akzente bilden die Bezüge der Sitze in leuchtenden Rottönen.

Der Raum wird mit einem energiesparenden Lichtkonzept in Neutralweiß (3.300 bis 5.000 Kelvin) ausgeleuchtet. Abgehängte Pendelleuchten über Empfangs- und Informationsmöbeln betonen die Funktion der Bereiche und unterstützen die Zonierung. An der Infotheke können sich Besucher über fest eingebaute interaktive Touch-Panels auf die städtischen Internetseiten zugreifen und sich über Angebote informieren. An der Wand gegenüber dem Eingang sind zudem drei große hochauflösende Flachbildschirme montiert. Der größte dient als Leitsystem und zeigt, in welchem Stockwerk welcher Fachbereich zu finden ist. Die beiden anderen Bildschirme präsentieren Informationen zur Stadt.

Elektro: Zutrittskontrolle und barrierefreie Zugangslösung

Einerseits war ein offener und barrierefreier Eingangsbereich gewünscht, andererseits sollte die Sicherheit im Rathaus erhöht werden. Die Wahl für die Zutrittskontrolle fiel deshalb auf eine halbhohe Zugangsanlage mit automatischen Schwenktüren aus Glas. Drehsperren und Drehkreuze hätten dem Konzept der Barrierefreiheit widersprochen.

Die einen Meter hohen Personenleitbügel aus rahmenlos gehaltenem Einscheibensicherheitsglas (Dicke 10 mm) und schlanken Edelstahlpfosten sind in gerader Linie platziert. Mittig befinden sich die zwei Schwenktüren, die sich in Ein- und Ausgangsrichtung jeweils 90 Grad öffnen. Die Säulen bestehen aus Edelstahl. Verriegelung, Antrieb und Zahnhaltebremse sind in der Rohrsäule eingebaut. Steuerung und Netzteil befinden sich in einem externen Schaltkasten.

Angemeldete Besucher erhalten Einlass in den Verwaltungsbereich durch die Glastür. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung können die Schranke mit ihrem elektronischen Dienstausweis selbst öffnen: Nach Vorhalten der Chipkarte öffnet sich die Pforte. Die Schwenktüren sind zudem geeignet für den Einsatz in Flucht- und Rettungswegen. Die Leserstandsäule mit Fluchtwegterminal ist den Schwenktüren vorgelagert. So können Rollstuhlfahrer sie ohne Umweg anfahren und die Tür anschließend geradewegs passieren. -jb

Bautafel

Architektur/Sanierung: Dittel Architekten (DIA), Stuttgart
Projektbeteiligte: Dormakaba, Ennepetal (Zugangslösung, Zutrittskontrolle, Fluchtwegsicherung)
Bauherrschaft:
Stadt Mannheim
Fertigstellung: 2018
Standort: Quadrat E 5, 68159 Mannheim
Bildnachweis: Martin Baitinger, Böblingen, sowie Daniel Vieser Architekturfotografie, Karlsruhe

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