Sanierung eines Bürohochhauses in Berlin
Brandschutzertüchtigung tragender Stahlbauteile
Zwischen 1973 und 1977 errichtet, geht das 23-geschossige Hochhaus der Deutschen Rentenversicherung am Berliner Hohenzollerndamm auf einen Entwurf des Architekten Hans Schäfers zurück. Wenngleich nicht von jedermann geliebt, ist der Büroturm mit seiner futuristisch anmutenden Fassade aus Aluminiumpaneelen doch charakteristischer Bestandteil der Westberliner Skyline. Da der Bau allerdings nach fast vierzigjähriger Nutzung Patina angesetzt hatte und den heutigen Anforderungen an ein Verwaltungsgebäude nur noch bedingt gerecht zu werden vermochte, ist das Hochhaus in den vergangenen Jahren nach Plänen der Berliner Dependance des Büros gmp saniert worden. Ohne dass die äußere Anmutung des Turmes maßgeblich verändert wurde, konnte gravierenden brandschutztechnischen Mängel abgeholfen und schadstoffbelastete Baustoffe entfernt werden. Dabei wurde der Bau zugleich auf den technisch neuesten Stand gebracht und den Angestellten ein dringender Wunsch erfüllt: Anders als im Originalzustand bietet die Gebäudehülle nun öffenbare Fenster.
Die gründliche Instandsetzung des Hochhauses, dessen einzelne
Etagen als Stahlrahmenkonstruktion von einem massiven
Erschließungskern abgehängt sind, umfasste neben der energetischen
und technischen Aufrüstung auch eine Neuorganisation von Teilen des
Gebäudes. Während die Büroebenen sowie der Konferenzbereich im
obersten Stockwerk erhalten blieben, wurde im Sockelbereich ein
neuer Ausbildungstrakt mit Schulungsräumen ergänzt. Daneben
befinden sich das Mitarbeiterrestaurant sowie neu entstandene
Lagerflächen, die nach dem Wegfall früherer Technikräume an dieser
Stelle geschaffen werden konnten. Im Gegensatz zur
Fassadensanierung, bei der es darum ging, das ursprüngliche
Erscheinungsbild so weit als möglich zu erhalten, durfte die
Farbgestaltung der Innenräume modernisiert werden, sodass der
terrakottafarbene Keramikbodenbelag einem dunklen Kunststein wich.
Bei der Möblierung schließlich wurden die 1.600 Mitarbeiter des
Rentenversicherungsträgers miteinbezogen und dürfen sich nach der
Fertigstellung nun über moderne Arbeitsplätze in einer
Architekturikone freuen.
Energetische Sanierung
Genießen können die Angestellten auch eine fantastische Aussicht, wobei der Blick auf die Hauptstadt teils durch Festverglasungen, teils durch die Parallelausstellfenster fällt, die in jedes zweite der neuen Fassadenelemente integriert sind. Dass den Büroräumen somit nicht länger nur mittels Klimatechnik frische Luft zugeführt wird, dürfte eine deutlich Verbesserung des Raumklimas darstellen. Für das Auge hingegen kaum von der früheren Gebäudehülle zu unterscheiden, weist die Fassade, die sich aus 1,80 Meter breiten und geschosshohen Module zusammensetzt, erheblich bessere Wärmedämmeigenschaften auf. Dabei machte man sich für die Herstellung der Fassadenteile die Möglichkeiten der Automobilindustrie zunutze: In einem Stück tiefgezogen, zeichnen sich die Paneele durch eine homogene Oberflächenwirkung aus.
Brandschutz
Erneuerungsbedarf bestand allerdings auch im Inneren des Bürogebäudes, zumal der Brandschutz der Stahlkonstruktion mittels Mineralfaserspritzputz den gesetzlichen Anforderungen nicht mehr enstprach. Da Geschossdecken und Tragstruktur aber nach der Entfernung des Putzes neu verkleidet werden mussten, kamen auf rund 60.000 Quadratmetern Platten aus nichtbrennbarer Steinwolle zum Einsatz. Die Trapezblechdecken, die im überwiegenden Teil der Geschosse zu finden sind, wurden dabei durch eine unterseitige Bekleidung aus 30 mm dicken Steinwolleelementen ertüchtigt. Die Stoßfugen der 1,20 x 2,00 m großen Platten wurden großflächig verklebt und mit Stelzbolzen in einem Raster von 45 x 50 cm sowie einem Randabstand von 10 cm an den Trapezblechen befestigt; Abhänger für die Installation wurden dabei direkt an den Trägerprofilen befestigt.
Eine Aufdoppelung der Bekleidung an den Abhängebereichen und das
Auftragen einer Brandschutzbeschichtung sorgen im Brandfall für
zusätzlichen Schutz vor einer übermäßigen Wärmeeinleitung. Da
zugleich auch die Aufzugsanlage und die Treppenhäuser modernisiert
werden mussten, sind Letztere nun druckbelüftet, sodass im
Brandfall kein Rauch eindringen kann. Neben Zugangsschleusen, die
einen Brandüberschlag zwischen den Bürobereichen verhindern sollen,
wurde das Gebäude schließlich auch mit einer neuen Sprinkleranlage versehen.
Bautafel
Architekten Sanierung: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner Berlin; Projektleitung: Rüdiger von Helmolt (bis 2016) und Christian Blank
Architekt Errichtung 1977: Hans Schaefers, Berlin
Projektbeteiligte: Hartwich/Mertens Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Ebert Ingenieure, Leipzig (TGA); bmb Baumanagement, Berlin (Bauleitung); AMP Ingenieursgesellschaft, Riesa (Fassadentechnik); hhp, Berlin (Brandschutz); IBB, Groß Schwülper (Brandschutzsachverständige); Architekturbüro Dieckmann, Birkenwerder (Schadstoffsanierung); Ebert Ingenieure München (Akustik); Feldhaus Fenster + Fassaden, Emsdetten (Fassade)
Bauherrschaft: Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
Fertigstellung: 2019
Standort: Hohenzollerndamm 47, 10709 Berlin
Bildnachweis: Marcus Bredt, Berlin
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