Sanierung des Spezialtraktes der Kantonsschule in Wetzikon

Doppelwände und -böden verhindern Schallübertragung

Gemeinsam mit einem Haupthaus, einer Mensa und einer Turnhalle bildet der sogenannte Kleine Spezialtrakt seit den 1950er Jahren das Ensemble der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon, einer Gemeinde östlich von Zürich. Geplant vom Architekten Max Ziegler, gruppieren sich die Baukörper um einen Pausenhof mit Freitreppe. Nach Erweiterungen in den 1960er und 1980er Jahren steht das ursprüngliche Ensemble heute unter Denkmalschutz. Der Kleine Spezialtrakt mit Räumen für Geografie- und Musikunterricht wurde 2012 behutsam, und mit spürbarem Respekt vor dem Bestand durch die Zürcher Architekten Leuppi & Schafroth saniert.

Maßgeblich prägend für den Musik- und Geografietrakt ist das rechteckige Atrium im Obergeschoss, ausgebildet als kunstvoller Garten mit Wasserbecken und gerahmt von einem umlaufend verglasten Gang
Der Singsaal im Obergeschoss ist ein wichtiger Veranstaltungsraum für die Schule; über eine im Boden versenkbare Wand lässt er sich zum Atrium erweitern
Haupteingang mit Treppe zum Atrium und Obergeschoss

Das zweigeschossige Gebäude begrenzt den Pausenhof im Südwesten der Schulanlage und ist teilweise ins Gelände eingegraben. Die Eingänge befinden sich jeweils zentral an der Südost- und Südwestseite; einer davon entstand im Zuge der Umbaumaßnahmen zur barrierefreien Neuordnung des Hauses. An den übrigen Seiten erscheint der Baukörper aufgrund des ansteigenden Geländeverlaufs eingeschossig. Maßgeblich prägend für den Musik- und Geografietrakt ist ein rechteckiges Atrium im Obergeschoss, ausgebildet als kunstvoller Garten mit Wasserbecken und von einem umlaufend verglasten Gang gerahmt. Südöstlich schließt ein geräumiger Saal an, der als breiter Erker über die Bauflucht hinauskragt. Innen lässt er sich durch eine versenkbare Wand mit Gang und Atrium verbinden. Dies ist der Singsaal – einer von drei Großräumen und zentraler Ort für Veranstaltungen der Schule. Am anderen Ende des länglichen Innenhofes liegen der Zugang zum Pausenhof und die Toiletten. Sämtliche Unterrichts- und Proberäume sind an den Längsseiten des Gebäudes aufgereiht.

Ziel der Sanierung war es, das Gebäude technisch und energetisch auf den aktuellen Stand zu bringen und es auch für Rollstuhlfahrer nutzbar zu machen. Die Architekten setzten das gewünschte Raumprogramm mit wenigen, strukturellen Eingriffen um; lediglich der neue Aufzug erforderte tiefgreifendere Umbaumaßnahmen. Ein ehemaliger Gesteinskeller dient heute als Computerraum, frühere Zivilschutzräume beinhalten die Technik oder dienen als Proberäume für Schlagzeuger.

Charakteristische Merkmale der Innenausstattung blieben erhalten oder ließen sich rekonstruieren: Der Bodenbelag aus gemusterten Kunststeinplatten, die sich zu abstrakten Bildern zusammensetzen, wurde durch den Hersteller der Originalplatten teilweise ergänzt und erneuert. Auch das Beleuchtungskonzept mit Deckenbandleuchten in den Korridoren und runden Deckenleuchten in Klassenzimmern und Singsaal wurde wiederhergestellt. Die Drückerbeschläge an den Türen mussten aus ergonomischen und brandschutztechnischen Gründen zwar erneuert werden, orientieren sich aber der Form nach an ihren Vorgängern. Erhalten blieb (trotz zunächst erheblicher Bedenken seitens der Bauherrn) die versenkbare Trennwand im Singsaal. Deren Betrieb erfolgt nun nicht mehr mechanisch, sondern elektrisch – was ihre Bedienung angesichts der stattlichen Abmessungen von 14,30 x 2,50 Metern wesentlich vereinfacht.

Akustik
Bei der Modernisierung des Kleinen Spezialtraktes mussten ganz unterschiedliche akustische Anforderungen berücksichtigt werden. Das Nebeneinander der Fachbereiche Musik und Geografie erfordert einerseits maximalen baulichen Schallschutz, der sich durch den teilweisen Ersatz von Fenstern, die Ausführung von Doppelböden und -wänden sowie eine insgesamt sorgfältige Ausführung im Detail umsetzen ließ. Andererseits führten die verschiedenen Anforderungen im Singsaal, dessen Wände wie die der Schulmensa und der Aula ursprünglich mit Holz verkleidet waren, zum Einsatz spezieller Akustikelemente aus Eichenholz mit hinterlegtem Vlies.

Die Hohlräume der Rippendecken zwischen Unter- und Obergeschoss sind mit Gipskarton verschlossen, offene Fugen wurden verspachtelt. An den Rippendecken befestigt sind elastisch abgehängte Akustikdecken aus Metallrosten und gelochtem Gipskarton, allseitig von den Decken durch elastisches Fugenband gelöst (s.a. Bild 21). Die Musikräume sind vollständig mit akustischen Vorwandschalen verkleidet.

Die Akustikelemente im Singsaal bestehen aus 18 mm starkem Eichenholz mit gerundeten Kanten und geölter Oberfläche über einem Akustikvlies aus Baumwolle. Sie sind auf einem 30 mm starken Holzrost (Tanne) befestigt, der mit Glaswolle als Absorber in den Zwischenräumen gefüllt ist. Als primäre Unterkonstruktion der Elemente dient eine Fichtenlattung (40/45 mm). us

Bautafel

Architekten: Leuppi & Schafroth Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Schmid Architekten, Zürich (Bauleitung); Schulthess + Dolder, Wetzikon (Statik); Marquart Elektroplanung + Beratung, Winterthur (Elektro); Ramser Bauphysik, Wetzikon (Bauphysik + Akustik); Katja Schenker, Zürich (Kunst am Bau: Gestaltung des Innenhofes)
Bauherr: Baudirektion Kanton Zürich
Fertigstellung: 2012
Standort:
Bühlstrasse 36, 8620 Wetzikon
Bildnachweis: Hochbauamt Kanton Zürich, Mark Röthlisberger ; Leuppi & Schafroth Architekten, Zürich

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