SANAA-Gebäude in Essen

Einschaliger Sichtbetonwürfel

Knapp vier Jahre dauerte die Planungs- und Bauzeit der Zollverein School of Management and Design in Essen. Entworfen von Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa vom Büro SANAA aus Tokio, war sie 2006 das erste Gebäude in einem neuen Baustil auf dem Gelände des UNESCO-Weltkulturerbes Zeche Zollverein. Mittlerweile gibt es die private Bildungseinrichtung nicht mehr. Seit 2010 wird das Haus von der Folkwang Universität der Künste genutzt und trägt seiher den Namen SANAA-Gebäude.

Die unregelmäßige Fensteranordnung betont den skulpturalen Charakter des Gebäudes
Lichtinstallation auf der dünne Betonschale
SANAA-Gebäude in Essen

Puristisch in der Form – ein Würfel mit einer Kantenlänge von 35 Metern – und reduziert in Farb- und Materialwahl bietet das Gebäude vier Geschosse mit unterschiedlichen Raumhöhen sowie einen Dachgarten. Einen Großteil der rund 5.000 Quadratmeter Nutzfläche bilden offene Räume – klassische Seminarräume sucht man vergebens. Scheinbar losgelöst von der inneren Aufteilung springen die 134 unterschiedlich großen Fenster über die gesamte Fassadenfläche. Von innen ergeben sich damit immer andere Ausblicke.

Das Gebäude verarbeitet die Essenz der japanischen Architektur zu einem feinen, sensiblen Neubau, dessen Räume durch ihre Offenheit überzeugen. Die Räume sind – wie in der traditionellen japanischen Baukunst – lediglich durch ihre Möblierung determiniert. Nur wo nötig, übernehmen leichte und schwere Vorhänge die Aufgaben des Sicht- oder Lichtschutzes – wie ehedem die japanischen Shojis. Dieser Universalraum kommt dem Nutzer, dessen genaues Curriculum sich erst finden muss, sehr entgegen.

Beton
Reduktion bestimmt die Raumatmosphäre im Neubau. Wenige tragende Elemente und die Verlegung sämtlicher Haustechnik in die Wände und Decken betonen die Konzentration auf das Wesentliche.

Der tragenden Betonfassade haben Sanaa ein hohes Maß an Transparenz abgewonnen. Dass sie trotz strenger deutscher Energieeinsparverordnung so extrem dünn, einschalig und damit elegant ausgeführt werden konnte, verdanken sie der „aktiven Wärmedämmung": In Zusammenarbeit mit dem Generalplanerteam hat das Ingenieurbüro Transsolar ein Konzept für Energie, Klima und Lüftung entwickelt: In die einschaligen Sichtbetonfassade ist ein mäanderförmiges Rohrsystem eingelegt, das mit 28 Grad warmem Wasser, das aus Grubenwasser gewonnen wird, durchflossen wird. Dadurch konnte die Dicke der Außenwand um etwa 20 cm auf 30 Zentimeter reduziert werden.

Bautafel

Architekten: SANAA, Tokio
Projektbeteiligte: Böll und Krabel, Essen (ausführende Architekten); Transsolar, Stuttgart (Klima- und Energiekonzept);
Bauherr: Entwicklungsgesellschaft Zollverein mbH, Essen
Fertigstellung: 2006
Standort: Gelsenkirchener Straße 209, 45309 Essen
Bildnachweis: Thomas Willemsen, Frank Vinken und Matthias Duschner für Stiftung Zollverein

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