Römische Badruine in Badenweiler

Verglaste Netzschale als Schutzdach

Bereits im 2. - 3. Jahrhundert nach Chr. entstand in Badenweiler unter römischer Herrschaft eine großzügige Badeanlage mit dienenden und Wohnbereichen, Thermen sowie verschiedenen Baderäumen mit Wasserbecken. Die übrig gebliebenen Ruinen dieser in Deutschland wohl am besten erhaltenen Badeanlage wurden bisher mit einem Schutzbau aus den 1950er Jahren teilweise überdacht, weite Teile der insgesamt 2.500 m² großen Fläche blieben jedoch ungeschützt. Als Schutz der Anlage war eine Lösung gefordert, die die erhaltenen Bauelemente aus römischer Zeit vor der Witterung schützt, sich gleichzeitig in die Kulturlandschaft einfügt und das Baudenkmal im Vordergrund lässt.

Gewölbtes Schutzdach
Detail Glashalterung
Römische Badruine in Badenweiler

Entwickelt wurde ein filigraner Glasbaukörper, der mit einem gewölbten Tonnendach mit einer Spannweite von 40 m auf einer Länge von 76 m die Ruine und die integrierte Ausstellung überspannt. Die Verglasungen von Dach und seitlich abschließenden Fassaden enden etwas oberhalb des Erdreiches, so dass mit den offenen Fassadenglasfugen für eine ausreichende Luftzirkulation gesorgt ist. Erschlossen wird das neue Glasgebäude über eine vorgelagerte Eingangsterrasse. Im Inneren des Gebäudes führt eine fast 52 m lange Bogenbrücke die Besucher entlang der ehemaligen Thermenanlage. Informationstafeln geben Auskunft über den jeweiligen Standort.

Glas
Insgesamt wurde eine 3150 m² große Glasfläche für Dach und Fassade errichtet. Das tonnengewölbte Dach ist dreigeteilt und aufgrund der Hanglage asymmetrisch. Das Schalentragwerk leitet die einwirkenden Kräfte ähnlich einer Membran in die Fläche ab. Die "Rechteckmaschen" werden mit vorgespannten Diagonalstahlseilen (ø 10 mm) ausgesteift und bilden zusammen mit dünnen quadratischen Stahlrohren (60 x 60 mm) das stützenfrei gespannte Tragwerk. Die Queraussteifung erfolgt mittels vorgespannter Seilbinder aus T-förmigen Druckgurten sowie fast unsichtbaren Gurt- und Diagonalseilen.

Insgesamt 1725 Scheiben aus VSG, ca. 1,20 x 1,20 m mit einer Stärke von 10 mm, werden an ihren Ecken mit Edelstahltellern fixiert. Silikongedichtete Glasfugen verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit. Für die Fassadenkonstruktion wurden die Gläser in einem Netz aus vertikal und horizontal gespannten Stahlseilen befestigt. Auch hier kamen VSG zum Einsatz. Sie sind in Edelstahlgussteilen mit abgepolsterten Halterungen befestigt, so dass sie auch bei einsetzendem Wind den Bewegungen des Seilnetzes folgen können.

Entstanden ist ein effizientes Tragwerk, das durch seine Leichtigkeit und Transparenz die Badruine zu einer kulturellen und architektonischen Besonderheit macht.

Bautafel

Architekten: Staatliches Vermögens- und Hochbauamt, Freiburg
Projektbeteiligte: Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksentwurf, Ausführungsplanung, Bauüberwachung des Schutzdaches)
Bauherr: Staatliches Vermögens- und Hochbauamt, Freiburg
Fertigstellung: Schutzdach September 2001
Standort: Kurpark in Badenweiler
Bildnachweis: Schlaich, Bergermann und Partner

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