Rockwon-Kirche in Byeollae

Sakralbau in Sichtbeton

Rund um die südkoreanische Hauptstadt Seoul sind in den letzten Jahren zahlreiche Satellitenstädte entstanden, die das Problem des knappen Wohnraumes in der überfüllten Millionenmetropole lösen sollen. Eine davon und brandneu ist die Stadt Byeollae nordöstlich von Seoul, von der sie durch die Ausläufer einer Gebirgskette getrennt ist. Beidseitig einer breiten Durchgangsstraße entstehen immer neue Wohn- und Geschäftshäuser. Den städtebaulichen Endpunkt bildet ein markanter Baukörper aus Beton, der sich deutlich von seinen Nachbarn abhebt. Es ist die Rockwon-Kirche, geplant von dem südkoreanischen Büro Nameless Architekten.

Nordansicht mit auskragendem Gebäudeteil im 2. Obergeschoss
Der offene Raum im auskragenden Gebäudeteil besitzt eine Glaswand nach Norden
Auf einem Eckgrundstück an einer Kreuzung gelegen, erhebt sich der Bau knapp 30 Meter in die Höhe

Auf einem Eckgrundstück an einer Kreuzung gelegen, erhebt sich der Bau fast 30 Meter und nahezu fensterlos in die Höhe. Die Erschließung erfolgt von der Nordseite über eine flach geneigte Rampe auf die etwas erhöhte Erdgeschossebene. Sie ist überwiegend als Luftgeschoss ausgebildet und kann wie eine große Terrasse flexibel von der Kirchengemeinde genutzt werden. Der eigentliche Eingang mit anschließender Lobby, kleinem Andachtsraum und Treppenanlage liegt seitlich davon. Von hier geht es in das nur teilweise unterirdisch gelegene Untergeschoss, in dem Seminarräume und ein Restaurant angeordnet sind. Im ersten Obergeschoss befinden sich eine Cafeteria und ein kleiner Gebetsraum, ein Geschoss darüber der große Gebetssaal. Er ist nach hinten hin abgetreppt und bis auf ein schmales Lichtband unterhalb der hohen Decke fensterlos. Eine Glaswand nach Norden dagegen besitzt der seitlich angrenzende Vorbereitungsraum in einem auskragenden Gebäudeteil. Hoch über dem Boden erlaubt er den Blick auf die neu entstehende Stadt und die Berge in der Ferne.

Im obersten Geschoss schließlich sind die Büros der Gemeindemitarbeiter und Besprechungsräume angeordnet. Sie sind von raumhohen Verglasungen umschlossen, die bündig in die Fassade eingelassen sind und sowohl die Dachkante als auch die Attika verdecken. Turmartig darüber erhebt sich der oberste Gebäudeteil. Er ersetzt den für Kirchen sonst typischen Glockenturm, ist nicht begehbar und besitzt auch keine Glocke. Plattenartige Verstrebungen in dessen offener Westfassade sowie die Fensterprofile des auskragenden Bauteils im Geschoss darunter sind in Form eines Kreuzes ausgebildet und verweisen auf die Funktion des Gebäudes.

Beton
Der Baustoff Beton zieht sich als Konstruktions- und Gestaltungsmaterial durch das gesamte Gebäude. Für die Architekten verkörpert er Stabilität und Festigkeit in einer schnelllebigen Zeit. Seine sorgfältige Planung und Ausführung mit den exakt ausgerichteten Fugen der verwendeten hochformatigen Schaltafeln, den präzise gesetzten Ankerlöchern, den scharfkantigen Eckausbildungen und den samtig glatten Oberflächen lassen das Gebäude rein und makellos erscheinen.

Dank großzügig dimensionierter Unterzüge, die die Lasten auf die Außenwände ableiten, konnte der große Kirchenraum im zweiten Obergeschoss stützenfrei bleiben. Dramatisch fällt Tageslicht über einen Schlitz in Deckenhöhe herein; nach hinten steigt der Boden treppenförmig an, um allen Kirchenbesuchern einen ungestörten Blick auf das Geschehen während der Messe zu ermöglichen.

An der Schnittstelle zwischen Landschaft und Stadt haben die Architekten einen unaufgeregten Kirchenbau geschaffen, der mit seiner homogenen Erscheinung wohltuend aus dem belanglosen Allerlei moderner Trabantenstädte heraussticht.

Bautafel

Architekten: Nameless (Unchung Na, Sorae Yoo, Seoul), Seoul/New York
Projektbeteiligte: Jplus (Jungtaek Lim, Hwataek Jung), Seoul (Kontaktarchitenten); Mido Structural Consultants, Seoul (Tragwerksplanung); One Enineering, Seoul (Gebäudetechnik); Kusan Acoustic, Seoul (Akustik)
Bauherr: Rockwon Presbyterianische Kirche, Seoul
Standort: Byeollae, Südkorea
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: © Rohspace, Seoul für Nameless Architekten

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Schattenwirkung und dunklere Faserbetonkonen beim Steinskulpturenmuseum in Bad Münster; Konus ist um ca. 5 mm nach hinten versetzt

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Oberflächen

Ankerlöcher

Glatte Betonoberflächen entstehen durch eine nicht saugende Schalhaut. Beispiel: Mercedes-Benz -Museum in Stuttgart von Ben van Berkel und Carolin Bos (UN Studio)

Glatte Betonoberflächen entstehen durch eine nicht saugende Schalhaut. Beispiel: Mercedes-Benz -Museum in Stuttgart von Ben van Berkel und Carolin Bos (UN Studio)

Oberflächen

Glatte Oberflächen

Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

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Betonarten

Sichtbeton

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