Rijksmuseum in Amsterdam

LED-Beleuchtung sorgt für optimale Lichtbedingungen

Den nördlichen Abschluss des Amsterdamer Museumquartiers bildet das Nationalmuseum der Niederlande: das Rijksmuseum. Mit seinen Türmchen, bunten Fenstern und reichlichen Verzierungen wurde der rötliche Backsteinkomplex 1885 nach Plänen des Architekten Pierre Cuypers in einer historisierenden Mischung aus Gotik- und Renaissanceelementen fertiggestellt. Bis zur Jahrtausendwende erfuhr das Museum vor allem im Inneren mehrere Um- und Anbauten, bis sich schließlich das niederländische Parlament für eine umfassende Sanierung entschied. Geplant wurden die Maßnahmen mitsamt dreier Neubauten (auf der Hofseite) von den beiden andalusischen Architekten Antonio Cruz und Antonio Ortis. Nach zehnjähriger Bauzeit konnte das Museum im April 2013 von der damaligen Königin Beatrix wiedereröffnet werden.

Blick in eines der beiden großen Atrien, die über eine Unterführung unter der frei zugänglichen Museumstraat (hinter den verglasten Türbögen) miteinander verbunden sind
Die Museumstraat ist ein öffentlicher Fahrradweg, der in der ersten Ebene quer durch das Gebäude verläuft, mit Blick in die beiden Atrien
Blick in das zweite Atrium mit Cafe und darunter liegendem Museumsshop

Das Architektenduo ließ die einstigen Raumstrukturen mit einer Gesamtfläche von 14.500 m² sowie das prächtige Innendekor größtenteils wieder herstellen. So erhielten auch die beiden großen Atrien im Erdgeschoss, die während der 1950er und 1960er Jahre aus Platzmangel mit Ausstellungsräumen aufgefüllt wurden, ihre ursprüngliche Funktion zurück. Während eines heute das Foyer mit Informationsstelle und das Auditorium aufnimmt, sind in dem anderen ein Café und der Museumsshop untergebracht. Über ihre großflächig verglasten Dächer dingt viel Tageslicht ins Gebäudeinnere. Gigantische, weiße Kronleuchter, die ein wenig an Käfige erinnern, brechen das direkt einfallende Sonnenlicht, zudem verbessern sie die Akustik in den großen und hohen Räumen.

Quer durch das Gebäude verläuft in Nord-Süd-Richtung die Museumstraat, ein öffentlicher Fahrradweg der Stadt Amsterdam, der die Atrien voneinander trennt (Ebene 1). Für die Verbindung der Atrien sorgt eine breite Unterführung unterhalb der Fahrradstrecke (Ebene 0), die durch eine aufwendige Absenkung der Böden realisiert werden konnte. Um die Atrien herum erstrecken sich in der ersten und zweiten Ebene 80 unterschiedlich große Galerien, in denen rund 8.000 Gemälde und mehr als eine Million Objekte ausgestellt werden. Herzstück des Museums ist die Ehrengalerie im Zentrum der zweiten Ebene; hier können Besucher u.a. das Bild die „Nachtwache“ des niederländischen Künstlers Rembrandt bestaunen. Im südwestlich gelegenen Teil des Komplexes befindet sich die restaurierte Rijksmuseum Research Library, die nun wieder im alten Glanz erstrahlt.

Direkt vor der Bibliothek ist in einem kleinen Hof, der von einem Wasserbecken umfasste Asiatische Pavillon neu hinzugekommen. Mit seiner gezackten Gebäudeform und seiner hellen Fassade aus portugiesischem Naturstein hebt sich der zweigeschossige Neubau deutlich vom Bestand ab. Gezeigt werden hier auf knapp 700 m² asiatische Kulturgüter aus den letzten 4.000 Jahren. Mit gleicher Gebäudehülle und ähnlichem Grundriss entstand im Osten des Museumskomplexes das neue Eingangsgebäude, das an die benachbarte Zeichenschule anschließt. Über einen unterirdischen Gang gelangen die Besucher ins Museum. Im Süden ergänzt das Zentrum für Restauration den Komplex (siehe Abb. 14).

Durch den Austausch der bisher einfach verglasten Fenster gegen zeitgemäße Isolierverglasungen und dem Aufbringen einer innenseitigen Dämmung konnte die Gebäudehülle erneuert und deren notwendiger Wärmeschutz hergestellt werden. Weiter gewährleisten reversible Wärmepumpen mit Wärmerückgewinnung und sensorgesteuerte Lüftungsgeräte zur Verteilung eine ressourcenschonende, bedarfsgerechte Wärmeversorgung und einen effizienten Betrieb.

Elektro
Bei der Erarbeitung des Lichtkonzepts war es den Planern wichtig, dass die Beleuchtung zum einen die vorgegebene Wegeführung durch die einzelnen Galerien unterstützt und zum anderen die Kunstwerke schonend, aber effektvoll zur Geltung bringt. Außerdem soll sie der Farbwiedergabe von natürlichem Tageslicht sehr nahe kommen. So wurden in den Ausstellungsräumen im Obergeschoss, die weitestgehend über die verglasten Dachfläche belichtet werden, sogenannte Laylights eingesetzt. Als eine Art gläserne Zwischendecke sorgen sie für eine gleichmäßige Streuung des Tageslichts im Raum. Wird es zu dunkel, schalten sich sensorgesteuerte weiße LED-Strahler, die unauffällig am Rand der Zwischendecke befestigt sind, automatisch ein.

Auch in anderen Ausstellungsräumen sind die Strahler wiederzufinden. Meist verlaufen sie unterhalb der Decke an Beleuchtungsträgern, die sich mit einer Gesamtlänge von 1,8 Kilometern durch das Gebäude erstrecken. Die Steuerung der Lampen erfolgt über einen Treiber, der mit einem konstanten Ausgangsstrom und hohem Wirkungsgrad zur Reduzierung der Energiekosten beiträgt. In den zwei großen Atrien erzeugen in die Unterseiten der gigantischen Kronleuchter integrierte LED-Spotlights für eine angenehm blendfreie Beleuchtung.
 
Mit leistungsstarken Streulinsen konnten bei den Strahlern verschiedene Abstrahlwinkel erzielt werden. Mithilfe der kompakten Gestaltung des Reflektors sind auch schmale Strahlen von unter 10 Grad möglich, sodass ein einheitliches, scharf umrissenes Strahlenmuster entsteht und ein klarer, punktförmiger Schatten die Struktur der Exponate hervorhebt. Alle Spots und Strahler sind mit einem integrierten Blendschutz ausgestattet und an die Gebäudeautomation des Museums angeschlossen, sodass sich die Beleuchtung im gesamten Gebäude über eine bedienerfreundliche, webbasierte Oberfläche steuern lässt.

Bei der Elektroinstallation entschieden sich die Planer für eine klassische Schalterserie mit klarem Design und schmalen Rahmen, die sie sich harmonisch in die verschiedenen Ausstellungsbereiche einfügt und nicht wie ein störender Fremdkörper wirkt.

Bautafel

Architekten: Cruz y Ortiz Arquitectos, Sevilla (Sanierung und Erweiterung); Pierre Cuypers, Roermond (Bestand)
Projektbeteiligte: ADP Architecten, Amsterdam (Bauüberwachung); Van Hoogevest Architecten, Amsterdam (Tragwerk und Restauration); Jean-Michel Wilmotte, Paris (Entwurf Ausstellungsräume und Farbkonzept); Arup, Amsterdam (Planung Licht, Haustechnik, Brandschutz); Wilmotte & Associés, Paris (Planung Ausstellungsflächen); Philips Licht, Hamburg (Beleuchtungskonzept); Jung, Schalksmühle (Schalter LS 990)
Bauherr: Ministry of Spatial Planning, Housing and the Environment of the Netherlands
Fertigstellung: April 2013
Standort: Museumstraat 1 in Amsterdam
Bildnachweis: Duccio Malagamba, Barcelona; Pedro Pegenaute, Iwan Baan und John Lewis Marshall für das Rjikmuseum, Amsterdam

Fachwissen zum Thema

Die Einrichtung von Beleuchtungsanlagen mit zentraler Steuerung ist für den öffentlichen wie privaten Bereich interessant.

Die Einrichtung von Beleuchtungsanlagen mit zentraler Steuerung ist für den öffentlichen wie privaten Bereich interessant.

Gebäudeautomation

Beleuchtungssteuerung

Aufbau LED

Aufbau LED

Beleuchtung

LED-Lampen

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Elektro sponsored by:
Jung | Kontakt 02355 / 806-0 | mail.info@jung.de