Riesenschaufenster für Luxus-Einkaufszentrum

Vertikal gefaltete Ganzglassfassade über drei Geschosse

Tropische Temperaturen das ganze Jahr machen klimatisierte „Shopping-Malls“ in Bangkok zum bevorzugten Ort für Warenkonsum. Neben den unzähligen hier bereits existierenden sind über 20 Einkaufszentren derzeit in Planung und alle versuchen, das Konsumerlebnis der anderen zu übertreffen. Dazu gehört nicht zuletzt sensationsorientierte Architektur. Ein neues Projekt dieser Kategorie ist das Iconsiam, entworfen von Urban Architects. Der megalomane Komplex beeindruckt mit einem breiten Programm: Luxuswohnungen, Luxusboutiquen, ein Auditorium, ein Entertainmentzentrum mit Kinos, ein Hotel, ein Museum, der eigene Bootsanleger und Anbindung an das Metronetz.

Das von Urban Architekts aus Bangkok entworfene Gebäude verfügt über eine gläserne Vorhangfassade des bayerischen Fassadenbauers Seele
Die über drei Stockwerke reichende Glasfassade dient als überdimensioniertes Schaufenster in Richtung des Flusses Chao Phraya
Die Flussfassade, in der sich auch der Hauptzugang befindet hat eine Gesamtfassadenfläche von 5.300 Quadratmetern auf 300 Metern Länge

Entsprechendes Aufsehen soll auch die Gebäudehülle aus Glas erregen: Die zum Fluss Chao Phraya hin ausgerichtete Front des Komplexes bildet ein über drei Geschosse reichendes, überdimensioniertes Schaufenster mit einer Gesamtfassadenfläche von 5.300 Quadratmetern auf 300 Metern Länge. Die Glasfassade besteht aus 333 hochtransparenten Glasfinnen und -scheiben aus zweifachem 10 mm teilvorgespanntem Glas (TVG). Ihre Zick-Zack-Anordnung soll an die gefalteten Blätter der sogenannten Basri erinnern, eines hier traditionellen Blumenarrangements. Die Glasfalten sind bis zu 24 Meter hoch und weisen einen Überhang von bis zu 12º (Finnen) bzw. 14° (Scheiben) auf.

Planung, Herstellung und Montage der technisch anspruchsvollen, hängenden Ganzglaskonstruktion lagen in der Verantwortung des bayerischen Fassadenbauunternehmens Seele. Verbundtechniken, Verbindungsdetails und lastabtragende Verklebungen wurden wegen des großen Formats der Glasbauteile neu entwickelt. Die Tragkonstruktion der Vorhangfassade bilden die Glasfinnen, die aus jeweils zwei bis zu 16, bzw. 8 Meter langen Teilen zusammengesetzt wurden und mit den jeweils 3,20 Meter breiten Glasscheiben verschraubt sind.

Über eine Bodenplatte auf 20 Meter Höhe ist die transparente Konstruktion statisch mit dem Bauwerk verbunden. Bis zu vier Meter ragen die Scheiben als Absturzsicherung für den hier liegenden Dachgarten darüber hinaus. Das Eigengewicht der bis zu 3,5 Tonnen schweren Einzelteile wird jeweils am unteren Ende durch Querträger, sogenannten Transoms, abgetragen. Verbindungen zwischen Glas- und Stahlbauteilen wurden grundsätzlich geschraubt ausgeführt, um Genauigkeitsverluste durch Schweißverzug auszuschließen. Glasfinnen und -scheiben, sowie die dazugehörigen Edelstahlbauteile (103 Tonnen Konsolen aus Schwarzstahl und 118 Tonnen Duplexstahlschuhe aus Edelstahl) wurden vollständig in Bayern gefertigt und zusammengesetzt, um daraufhin nach Thailand verschifft zu werden.

Aufgrund ihrer überdimensionalen Ausmaße mussten für die Montage der Glasbauteile zwei Sauganlagen mit Gegengewicht und dreiaxialer Verstellungsmöglichkeit eigens für dieses Projekt entwickelt werden. Erst so war es möglich, das Glas in die finale, zweifach geneigte Position zu heben. Temporäre Leisten aus Holz, die die Zickzack-Linie vorgaben, halfen dabei.

Architekten: Urban Architects, Bangkok; Projektbeteiligte: Iconsiam, Bangkok / Thai Obayashi Corp., Bangkok (Bauherr); KCS & Associates, Bangkok (Tragwerksplanung); Seele, Gersthofen (Ganzglas-Fassade); Sedak, Gersthofen (Glas)

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Die Glasfassade der Hamburger Elbphilharmonie setzt sich aus 1.100 unterschiedlichen Elementen zusammen, Architekten: Herzog & de Meuron

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Inkunabel der Architekturgeschichte: Das Bauhaus in Dessau mit Vorhangfassade, Architektur Walter Gropius, Baujahr 1926

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