Revitalisiertes Hinterhaus in Braunschweig

Fernwärmenutzung aus Kraft-Wärme-Kopplung

Als erster Stahlbetonbau Braunschweigs gilt eine 1917 errichtete Lagerhalle in der Reichsstraße. Inmitten eines dicht bebauten Stadtviertels gelegen, überstand sie als einziges Gebäude im Umfeld den Zweiten Weltkrieg. Heute liegt der schmale längsgestreckte Bau in einem Hinterhof. Nach 20 Jahren Leerstand hat ihn das ortsansässige Büro Plan II Architekten in ein modernes Wohn- und Geschäftshaus umgewandelt. Unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien sind 1.500 m² Nutzfläche auf den ehemals sechs Geschossen des Haues entstanden.

Die alte weinberankte Fassade ist beim Umbau erhalten geblieben
Terrasse auf dem Dach
Großraumbüro mit unverputzten Wandstellen, die als Denkmal für das ehemalige Lagerhauses dienen

Die ursprüngliche Fassade, die mit wenigen kleinen Fenstern dem Gebäude einen bunkerartigen Charakter verlieh, gestalteten die Planer teilweise als unregelmäßige Lochfassade mit bodentiefen Fenstern. Um die Fenster angeordnete Fassadenbretter simulieren Lamellen und kaschieren den weiß gestrichenen Betonbau. Die mit Wein berankte Ostfassade zum Innenhof wurde belassen und anders als die drei anderen Außenwände mit einer Innendämmung versehen. Das vorhandene marode Betondach wurde durch eine leicht geneigte Holzkonstruktion mit Dachbegrünung und Stahlstützen ersetzt.

Vom Erdgeschoss bis zum zweiten Obergeschoss haben sich Arztpraxen angesiedelt. Die beiden darüberliegenden Etagen haben die Architekten durch Abriss der Geschossdecke in eine großzügige Büroetage umgewandelt, die sie für sich selber nutzen. Da auf Trennwände verzichtet wurde, lässt sich die ehemalige Bestimmung als Lagerhaus noch gut erahnen. Zudem sind einige Wandstücke unbehandelt, damit die Geschichte des Hauses ablesbar bleibt. Geräuschdämmend wirken Holzwolle-Leichtbauplatten an der Bürodecke. In den Bereichen mit erhaltener Geschossdecke befinden sich die Nebenräume wie Archiv, Teeküche, Plotterraum und WCs. Im obersten Geschoss schließlich ist neben einer Wohnung ein Raum für Besprechungen mit angegliederter Dachterrasse angeordnet. Von hier bietet sich ein Blick über die Dächer von Braunschweig. Der als eine Art Lounge konzipierte Besprechungsraum kann auch für Veranstaltungen und Seminare oder für die Mittagspause genutzt werden. Im ehemaligen Aufzugshäuschen auf dem Dach befindet sich eine Sauna.

Energiekonzept
Die Heizung des sanierten Hinterhauses erfolgt über den Anschluss des Vorderhauses an die Fernwärmeversorgung der Stadt Braunschweig. Der Fernwärmeversorger erzeugt die Wärme in umweltfreundlichen und effizienten Kraft-Wärme-Kraftwerken, wo neben Wärme auch Strom ins Netz gespeist wird.

Die neu geschaffenen Büroräume sind mit Eichenindustrieparkett mit integrierter Fußbodenheizung ausgestattet. In der Wohnung verteilt sich die Wärme ebenfalls über eine Fußbodenheizung. Im Brüstungsbereich der Fenster an der Ostfassade sind Plan-Flachheizkörper mit integriertem Heizkörperventil angeordnet. Das Gebäude besitzt eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Kreuzstromwärmetauschern. Sämtliche Installationen liegen jederzeit zugänglich in einer mit Basaltschotter gefüllten Fuge entlang der Außenwand. Zum Bewässern des Dachgartens wird Regenwasser genutzt.

Bautafel

Architekten: Plan II Architekten Ingenieure, Braunschweig
Projektbeteiligte: Motzkus + Langelüddecke Baustatikbüro, Wolfenbüttel (Tragwerksplanung); Lücke Trockenausbau, Wendeburg (Trockenbau), ZinCo, Unterensingen (Dachbergünung), Plan II, Braunschweig (HLS-Planung); Buderus, Wetzlar (Flachheizkörper); Purmo, Vienenburg (Flächenheizung)
Bauherr: Perschmann Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH, Braunschweig
Fertigstellung: März 2007
Standort: Reichsstraße 2 A, Braunschweig
Bildnachweis: Plan II, Braunschweig

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KWK-Anlagen gewinnen aus Brennstoffen gleichzeitig Wärme und Strom. Welcher Brennstoff dabei verwendet wird, ist zunächst zweitrangig.

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