Präsentations- und Produktionszentrum in Chicago

Metallbearbeitung in der Smart Factory

Mit einem Neubau in Chicago möchte der schwäbische Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf seiner Kundschaft die Möglichkeiten einer vollvernetzten Produktion, bezeichnet als Industrie 4.0 oder Smart Factory, aufzeigen. Wie schon bei früheren Projekten, die im Auftrag des weltweit agierenden Unternehmens entstanden sind, bediente sich das Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger der durch die Firma produzierten Maschinen, um die Bauteile für das Präsentations- und Vertriebszentrum in Illinois zu erstellen – somit kündet die Architektur auf mehrfache Weise vom Vermögen einer digitalisierten Industrie.

In dem Bau, entworfen durch das Berliner Büro Barkow Leibinger, werden alle Schritte einer digitalisierten Blechproduktion vorgeführt.
So bekommt die Kundschaft Einblicke in alle Schritte der Planung, Fertigung und Distribution.
Der nördliche, holzverkleidete Trakt birgt Büro- und Besprechungsräume, ein Auditorium sowie ein Café.

Industrielle Tradition trifft auf moderne Produktion

Von den Nachbarbauten des Gewerbegebiets, das den Interstate Highway 90 im Nordwesten Chicagos säumt, hebt sich das flache Gebäude schon durch seine rostrote Fassade ab. Wenngleich die Architektur auf diese Weise ganz unmittelbaren Bezug auf die Geschichte der als „Rust Belt" bekannten us-amerikanischen Industrieregion nimmt, lassen die beiden Baukörper keinen Zweifel, dass ebendiese Historie in vollkommen veränderter Weise fortgeführt wird. So fällt die enge Verknüpfung zwischen den Büro- und Besprechungsräumen, die nebst Auditorium und Café im nördlichen, douglasienholzverkleideten Baukörper einen begrünten Innenhof umschließen, und dem in Cortenstahl gehüllten Fertigungsbereich auf, der zum südlich gelegenen Highway orientiert ist. Wenngleich die Trakte nur an einer einzigen Ecke aneinanderstoßen, werden die beiden Bauteile sowohl durch ihre Farbgebung wie auch durch das große Pultdach geeint, das von der nördlichen Traufseite bis zur vollflächig verglasten Südfassade reicht.

Einblick in computergesteuerte, vernetzte Fertigung

Auch wenn gleich neben dem Gebäude ein beleuchtetes Emblem auf hohen Stelzen vom Namen der Firma kündet, bemüht das Planungsteams in der Absicht, dem suburbanen Kontext gerecht zu werden, einen ganz anderen Ansatz als Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steve Izenour: In Learning from Las Vegas hatten sie in den dekorierten Schuppen, die das Randgebiet der Kasinostadt säumen, ein architektonisches Modell für die amerikanische Stadt entdeckt. Aufmerksamkeit erheischt weniger das Signet als die gläserne Fassade, die nicht allein die Ausblicke aus der Fertigungshalle eröffnet, sondern vor allem als Display fungiert, das den Fahrzeuginsassen auf dem Highway einen flüchtigen Blick in die Produktionsstätte bietet. Auf diese Weise werden zumindest die Arbeitsschritte, die sich außerhalb der Maschinen vollziehen, sichtbar gemacht.

Produkt und Prozess als Erlebnis

Dass sich die Südseite durch eine solche Transparenz auszeichnet, ist einer Vielzahl von Stützen zu verdanken, die, in geringem Abstand platziert, sehr schlank gehalten werden konnten. Sie stemmen elf beachtliche Vierendeelträger mit einer Länge von 45 Metern. Die Einzelteile dieser Binder wurden, wie schon in früheren Bauten, die Barkow Leibinger für das schwäbischen Unternehmen gestaltete (siehe Objekte zum Thema), mittels der von Trumpf produzierten Maschinen per Laser zugeschnitten. Die anschließend geschweißten Träger, die eine wirksame höhe von dreeinhalb Metern aufweisen, sind im zweiten Obergeschoss von einer Gangway mit gläsernem Geländer durchschossen. Wird somit die Tragstruktur räumlich erlebbar gemacht, eröffnet sich zugleich ein weiterer und wiederum anderer Blick auf die Herstellungsprozesse, die sich sechseinhalb Meter tiefer vollziehen. Dieser Skywalk, der Überblick über die Produktionsanlagen mit ihrem Material- ud Inffomationsfluss bietet, endet im Kontrollraum. Entsprechend der Absicht, die Fertigungsverfahren sichtbar zu machen, werden die Prozesskennzahlen in der Schaltzentrale auf großen Displayflächen in Echtzeit abgebildet.

Das Digitale sichtbar machen

Die Smart Factory zeigt, was möglich ist – und das auf gleich doppelte Weise. Einerseits soll die Demonstrationsfabrik die Potenziale einer digitalisierten Produktion vorführen, indem sie den Produktionsprozess von Blechbauteilen mit vernetzten Maschinen vollumfänglich vor Augen führt – von der Beauftragung über die Konstruktion und Herstellung bis zur Auslieferung. Andererseits trägt die Architektur dem Umstand Rechnung, dass die einzelnen Fertigungsschritte sich zunehmend der Sichtbarkeit entziehen. Wo immer aber sich ein Einblick bietet, trägt das Fabrikationsgebäude dazu bei, dass er auch gewährt wird. –ar

Bautafel

Architektur: Barkow Leibinger, Berlin
Projektbeteiligte: Knippers Helbig, Berlin/New York (Tragwerks- und Fassadenplanung); KJWW Engineering Consultants, Chicago (Klima- und Energiekonzept, Haustechnik, HLS, Elektroplanung); Studio Dinnebier, Berlin (Lichtplanung); Capatti Staubach, Berlin (Landschaftsplanung); Heitman Architects, Itasca (Kontaktarchitekten)
Bauherrschaft: Trumpf Inc., Hoffman Estates, Chicago, Illinois
Standort: 1900 W Central Rd, Hoffman Estates, IL 60192, USA
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Simon Menges, Berlin; Steve Hall, Chicago

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