Ports 1961 Flagship-Store in Schanghai

Fassade aus mattweißen Glassteinen

Waren Glassteine in den 1960er- und 70er-Jahren noch beliebte Bauelemente, gerieten sie später fast in Vergessenheit, galten als bieder und bauphysikalisch überholt. Mittlerweile hat sich der Geschmack geändert und die Technik weiterentwickelt, sodass heute Glassteine erhältlich sind, die auch energetischen Anforderungen genügen. Eine Möglichkeit der Wiederentdeckung bietet sich in Schanghai. Hier entwarfen Eiri Ota und Irene Gardpoit vom kanadischen Architekturbüro UUfie eine Filiale für das Modelabel Ports 1961, die sie komplett in eine Fassade aus mattweißen, satinierten Glassteinen hüllten.

Seine Fassade besteht ausschließlich aus mattweißen Glassteinen
Ein trichterförmiger Einschnitt markiert den Eingang in das Geschäft
Vor allem aus diesem Blickwinkel wirkt der Bau wie eine riesige Art-déco-Leuchte

Das Gebäude liegt an einer viel befahrenen Kreuzung im Geschäftsviertel der chinesischen Millionenmetropole und kann sich trotz seiner vergleichsweise geringen Höhe problemlos gegen die benachbarten Wolkenkratzer behaupten. Bei ihrem Entwurf hatten die Architekten einen Eisberg vor Augen, tatsächlich erinnert der Bau eher an eine riesige Art-déco-Leuchte – vor allem bei Dunkelheit, wenn die Glasstein-integrierten-LEDs zu leuchten beginnen. Dieser Eindruck verstärkt sich, je näher man dem Gebäude kommt: Dann treten die stufenförmigen Vor- und Rücksprünge in der Fassade immer deutlicher in Erscheinung und entfalten ihre dreidimensionale Wirkung. Ein trichterförmiger Einschnitt markiert auch den Eingang in das Geschäft. Aus etwas größerer Distanz und bei Tageslicht betrachtet, bildet die mattweiße, nur dezent das Sonnenlicht reflektierende Gebäudehülle einen unaufgeregten Gegenpol zum lauten, städtischen Umfeld.

Glas
Die transluzenten Glassteine verfügen über hervorragende statische Eigenschaften, sind nicht brennbar und gleichzeitig schalldämmend. Allerdings dürfen aus ihnen Wände, die wie konventionelles Mauerwerk mit Mörtel errichtet werden, keine Lasten aus dem Bauwerk übernehmen und nicht tragend ausgebildet werden. Daher musste für die Fassade des Schanghaier Modehauses ein eigenes Fügungssystem entwickelt werden, das die versetzte und verdrehte Anordnung der Glassteine ohne störende Konstruktionselemente ermöglichte.

Die gesamte Fassade besteht aus nur zwei unterschiedlichen Glassteingeometrien: Einem 30 x 30 x 10 Zentimeter großen Standardstein für die ebenen Flächen und einem kubischen Eckstein mit ebenfalls 30 Zentimeter Seitenlänge, mit dem die Vorsprünge ausgebildet wurden. Die Lasten werden feldweise und von außen nicht sichtbar von einer Stahlkonstruktion aufgenommen und abgeleitet. Die Unterseiten der auskragenden Glassteine sind mit gebürsteten Edelstahlblechen verkleidet.

Bautafel

Architekt: UUfie, Toronto
Projektbeteiligte:
Josef Gartner & Co, Hong Kong (Fassadenkonstruktion); T/E/S/S atelier d’ingénierie, Paris (Fassadeningenieur); Inverse Lighting, Tempe (Lichtplanung); Yabu Pushelberg, New York / Toronto (Design und Projektkoordination)
Bauherr: Ports 1961, Toronto
Fertigstellung:
2015
Standort: Changde Road / Nanjing West Road, Schanghai, China
Bildnachweis: Shengliang Su, Schanghai

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